Gegen das Jahresende steigt in den Büros der Banken die Nervosität: Es ist die Zeit der Entlassungen. Die Methoden sind mitunter knallhart – und erfinderisch.

Unter Bankangestellten heisst das vierte Quartal auch die «Todeszone». Es sind die dunklen Monate, wenn Banken überzähliges Personal ausmustern und nochmals Kosten sparen, bevor die Boni ausbezahlt werden, wie die britische Branchenplattform «eFinancialcareers» berichtet.

Um die Methoden, wie die Personalabteilungen die Entlassungen durchziehen, ranken sich Legenden und Mythen. Zum Beispiel, dass den Betroffenen eine schwarze Plastiktüte und eine Kartonschachtel überreicht werden und sie zehn Minuten Zeit hätten, ihre Schreibtische zu räumen.

Vorab ankündigen, sofort umsetzen

Mit ihrem Vorgehen in London hat es die UBS vergangenes Jahr sogar in die Gewerkschaftszeitung «work» gebracht. Als die Händler am Morgen des 30. Oktober zur Arbeit wollten, funktionierte ihr Sicherheits-Chip nicht einmal mehr. Stattdessen wurden die Mitarbeiter von bulligen Türstehern empfangen, von denen sie erfuhren, dass sie entlassen seien und ihre Arbeitsplätze räumen sollten.

Dabei hatte die UBS die Entlassungen durchaus angekündigt: Am gleichen Morgen hatte die Bank die Investoren und Medien über eine beschleunigte «Strategieumsetzung aus einer Position der Stärke» informiert.

Über die Credit Suisse berichtete die internationale Nachrichtenagentur «Bloomberg» wie folgt: Vergangenen Monat verschickte die Bank ein Mail an die Mitarbeiter in der Aktienhandels-Einheit und kündigte mögliche Entlassungen für Oktober an.

Ein Anruf und weg war er

Die rüden Methoden sind Branchenstandard. Eine ehemalige Bankerin bei Goldman Sachs und HSBC erzählt auf «eFinancialcareers», wie sie einen Kollegen plötzlich aus den Augen verloren habe: «Er sass neben mir und fragte mich, wie man einen Zinsswap konstruiert, als er angerufen und in ein Büro bestellt wurde. Er sagte noch, er sei gleich zurück, aber er ist nie wieder aufgetaucht.»

Die Mitarbeiter der Personalabteilung sind entsprechend geschult und versuchen jeweils, die Einladungen zu solchen Kündigungsgesprächen möglichst unverfänglich zu formulieren, wie eine ehemalige Personalchefin berichtet. Das Gespräch dauere dann in der Regel fünf Minuten und die Betroffenen würden vom Sicherheitspersonal aus dem Gebäude begleitet.

Kündigung auf Tonband abgespielt

Es gibt aber auch Banken, die in der Lage sind, den Prozess «umsichtiger» zu gestalten. Den Betroffenen wird einige Wochen im Voraus angekündigt, dass ihre Stelle gestrichen werde, damit sie Zeit haben, sich für einen anderen Job umzuschauen.

Unzimperlich kann es auch ausserhalb des Bankensektors zu und hergehen. Beim Beratungsunternehmen KPMG wählte man die indirekte Konfrontation: In einem Mail wurden im März 2012 rund 500 Mitarbeiter aufgefordert, sich in eine Telefonkonferenz einzuwählen. Was sie hörten, war die Aufzeichung der Mitteilung eines Senior Partners, dass ihre Stelle gefährdet sei.

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