Der erfolgreiche IPO der Konsumkredit-Bank spiegelt hohe Erwartungen. Doch gerade jetzt kommt ein direkter Angriff auf das Geschäftsmodell – von den Zalando-Gründern.

Es war der grösste Börsengang an der SIX Swiss Exchange der letzten sieben Jahre: Die Cembra Money Bank überzeugt offenbar mit ihrer stabilen Gewinnentwicklung und der Aussicht auf Dividenden. Die Vergabe von Konsumkrediten mit Zinsen von 9,95 bis 14,5 Prozent sowie das Anbieten von Kreditkarten erscheinen als resistentes Geschäft.

Doch wenn drei bislang sehr erfolgreiche Internet-Unternehmer das Geschäft mit Kleinkrediten nun in Europa angreifen, könnte es mit dieser Resistenz auch bald vorbei sein.

Kredite aus der Crowd

Die Rede ist von den Brüdern Marc, Oliver und Alexander Samwer. Wie die Fachportale «Gründerszene.de» und «Deutsche Startups» erfahren haben, starten die Gebrüder eine Kreditplattform namens Lendico – ein Online-Vermittler von Krediten.

Das Modell: Wer kurzfristig Geld braucht, erhält es von Leuten, die es haben und einen höheren Zins erzielen wollen als auf dem Sparkonto.

Die Samwer-Brüder gründeten unter anderem das Auktionshaus Alando (verkauft an Ebay), den Klingelton-Anbieter Jamba (verkauft an Verisign), und sie waren mit beim Start von StudiVZ, Edarling und dem Online-Versandhändler Zalando.

Und wie bei Zalando rühren die Samwers auch bei Lendico mit der grossen Kelle an. Bereits sind Gesellschaften in Deutschland, Österreich, Dänemark, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Polen, Russland, Spanien, Schweden und der Türkei gegründet worden.

Das Vorbild kommt aus den USA

Und wie bei den anderen Internet-Unternehmen der Samwers ist auch Lendico nicht ihre eigene Idee. Das Vorbild ist der Lending Club in den USA. Die Plattform wächst rasant, hat kürzlich 125 Millionen Dollar von Google für die weitere Expansion erhalten und soll 2014 an die Börse gehen.

Das Geschäftsmodell des Lending Club besteht darin, eine günstigere Alternative zu den teuren Konsumkreditinstituten zu bieten und Kredite zugänglicher zu machen. Lending Club erhebt auf jedem Abschluss eine Gebühr, was dem 2006 gegründeten Unternehmen im laufenden Jahr an die 100 Millionen Dollar einbringen wird. 2012 waren es noch 36 Millionen Dollar.

Kosten der Banken schlagen sich in den Zinsen nieder

Die Rechnung der Samwers mit Lendico ist wohl ähnlich: Die operativen Kosten für einen Kleinkredit machen bei einer Bank 5 bis 7 Prozent des Volumens aus. Online und voll automatisiert sind diese Kosten deutlich geringer, was sich in attraktiveren Zinsen für die Kreditnehmer niederschlagen soll.

Nach einer längeren Anlauf- und Vertrauensbildungsphase ist Lending Club in den USA nun so erfolgreich, dass die Kreditvergabe nun auch auf kleine Unternehmen ausgedehnt werden soll. Social Media und Kundenrezensionen dienen als Bonitätsrating.

In der Schweiz haben die Samwers bislang noch keine Lendico-Gesellschaft gegründet. Das ist wohl nur eine Frage der Zeit. Das Kleinkreditgeschäft ist lukrativ – wenn auch bislang nur für Banken wie Cembra.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.82%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.4%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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