Trotz kürzlichem Shutdown brummt der Wirtschaftsmotor der USA, allerdings nur in niedrigem Gang, sagt Christina Böck.

Christina Böck ist ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe› bei Axa Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Auch wenn in den USA Mitte Oktober das Schlimmste verhindert wurde, so haben doch die Regierungsstillegung und der Schuldendeckelstreit eine zeitweilige Verlangsamung der Unternehmensaktivität nach sich gezogen, insbesondere eine Einstellungspause sowie eine Investitionsverzögerung.

Dennoch haben die zeitnahen volkswirtschaftlichen Zahlen auf der Unternehmensseite eher eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Erholung angezeigt. Auf der Konsumseite hingegen war der dämpfende Einfluss grösser, da das Konsumentenvertrauen im Oktober stark zurückgefallen ist.

Anleihenkäufe gehen weiter

Zusammengenommen wird die US-Notenbank – auch angesichts des personellen Wechsels an der Spitze – einige Probleme bekunden, die aktuelle Situation genau zu bewerten, und sie wird wohl etwas länger zuwarten, bevor sie agiert.

In der Praxis heisst dies, dass die Reduzierung der Anleihenkäufe etwas auf sich warten lassen wird.

Entkoppelung nach unten

In den aufstrebenden Ländern hat sich der Geschäftszyklus über die vergangenen zwei Jahre vom Zyklus der Industrienationen abgekoppelt. Vorher hatten die Schwellenländer eine zeitliche Führung über die Industrienationen; dies hat sich wieder umgekehrt, wobei gleichzeitig eine gewisse «Entkoppelung nach unten» der Schwellenländer festgestellt werden muss.

Zeitnahe Daten zeigen allerdings heute, dass die wirtschaftliche Aktivität nun wieder eine Wendung zum Besseren nimmt (bessere Einkäuferindizes in Brasilien, Südkorea und in China; stärkeres Wachstum in China allgemein).

Negatives Wachstum

In Europa ist die Situation weiterhin sehr uneinheitlich. Weiterhin führen Deutschland und Spanien vor Frankreich und Italien, Länder mit wahrscheinlich negativem Wachstum im 3. Quartal.

Überall zeigen sich insbesondere die Exporte positiv und die globale Nachfrage wird auch weiterhin die treibende Kraft sein.

Überraschende EZB

In diesem Rahmen hat die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer Entscheidung einer Zinssenkung überrascht und erinnert uns alle wieder an ihren Auftrag, der eben nicht auf die Wirtschaftsleistung abzielt, sondern auf die Preisentwicklung.

So waren in der Begründung diesen Schrittes die Inflationszahlen der entscheidende Punkt: Sowohl die Kerninflation als auch die Gesamtinflation betragen unter 1 Prozent. Auch die langfristigen Inflationserwartungen im Finanzmarkt sind in der Eurozone seit Beginn des Jahres 2011 nur noch gesunken, ganz im Gegensatz zu den anderen Industrienationen USA, Japan und Grossbritannien.

Gedämpfte Kreditdynamik

Der Rat der EZB hat gute Gründe anzunehmen, dass es sich hier nicht nur um ein kurzfristiges Phänomen handelt, und so nannte Mario Draghi denn auch «gedämpfte Kreditdynamik» als einen weiteren Grund für die Zinssenkung.

Die Kreditdynamik ist in der Tat mehr als nur «gedämpft» und viele der Massnahmen der EZB der vergangenen Jahre haben ganz besonders auf die Verbesserung der Finanzierungsmöglichkeiten für die Unternehmen abgezielt, ohne bisher allerdings allzu grosse Wirkung zu zeigen, da andere Faktoren in die Gegenrichtung zielen.

Noch nicht auf Vorkrisen-Niveau

Die immer risikoscheuere Regulierung der Banken und anderer Finanzakteure erschwert es diesen, Unternehmen zu finanzieren. Ein Indikator, der dies aufzeigt, ist die Geldumlaufs-Geschwindigkeit, die sich seit 2008 noch nicht wieder auf Vorkrisen-Niveau erholt hat.

Auf die Investitionen schauend kann man zusammenfassen, dass der Motor der von den USA geführten wirtschaftliche Erholung weiterhin läuft, wenn auch in einem niedrigen Gang, und mittelfristig die Zinsen vielerorts steigen werden.

Blick auf die Zinssätze

Ebenso lässt sich sagen, dass gleichzeitig die Inflationsbedingungen in den Weltregionen stärker differenzieren und die Zentralbanken mit ihren unterschiedlichen Aufträgen ebenso differenziert vorgehen werden – was in der Zukunft für eine Entkoppelung der Zinssätze sorgen dürfte.


Christina Böck bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe. Zu Axa Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich, heute als ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe›.

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