Die Versicherungsbranche verströmt deutlich weniger Glamour als das Bankwesen. Rein ökonomisch betrachtet macht das keinen Sinn.

Es ist alles relativ: Die Banken leisten gemäss einer Studie der BAK Basel 34 Milliarden Franken an der schweizerischen Gesamtwertschöpfung. Die Versicherer liegen mit 28 Milliarden Franken recht deutlich dahinter.

Bei genauerer Betrachtung leisten die Versicherungen und die dort Beschäftigten aber deutlich mehr für die Schweizer Volkswirtschaft. Von den 261'000 Personen im Finanzsektor arbeiten nur knapp 61'000 bei Versicherungen, im Vergleich zu 150'000 bei den Banken. Der Wertschöpfungsanteil der Versicherer am Finanzsektor beläuft sich auf 40 Prozent.

Aus weniger machen Versicherer mehr

Das bedeutet, dass die Assekuranz mit einem geringeren Anteil an Erwerbstätigen einen deutlich höheren Anteil an der Wertschöpfung generieren als die Banken. Zwar gehören diese zu den produktivsten Branchen der Schweizer Volkswirtschaft. Aber die Versicherungen sind um mehr als doppelt so produktiv: Gemäss den Angaben erwirtschaftet ein Schweizer Versicherungsangestellter 409'000 Franken im Jahr.

Ein Schweizer Bankangestellter kommt im Durchschnitt auf 192'000 Franken. Der Gesamtdurchschnitt liegt bei 117'000 Franken. Der Grund für den gewaltigen Unterschied liegt gemäss den Verfassern der BAK-Studie darin, dass die Versicherer den Banken bei der Anpassung ihrer Geschäftsmodelle zehn Jahre voraus sind.

Hausaufgaben längst gemacht

Auslöser war das Platzen der Dotcom-Blase, welche die Versicherungsbranche mindestens so hart traf wie die Banken. Von 2000 bis 2002 verlor die Wertschöpfung jährlich 8,3 Prozent.

Die noch frisch im Finanz- und Anlagegeschäft tätigen Versicherungsunternehmen läuteten daraufhin die Rückbesinnung auf das Kerngeschäft ein. Modelle des Allfinanz-Konzerns wie sie Zurich, Swiss Life und auch die Credit Suisse verfolgten, wurden eingestampft. Es wurden hohe IT-Investitionen getätigt, operative Prozesse wurden rationalisiert oder personalintensive Bereiche ausgelagert.

Zürich ist Rückversicherungsleader

Zudem wuchs das Rückversicherungsgeschäft in den letzten Jahren stark an. Gemäss Schätzungen von Morgan Stanley liegt Zürich an der Spitze in der Abwicklung von weltweiten Rückversicherungsgeschäften mit einem Anteil von 9 Prozent. Die Bermudas erreichen 8, London 7 Prozent.

Durch die Anpassung ihrer Geschäftsmodelle und durch das Wachstum erreichte die Assekuranz, dass mit weniger Personal mehr Kapital bewirtschaftet werden kann.

Das ist der Hauptunterschied zwischen der Produktivität von Bankern und Versicherern: Letztere haben einen kapitalintensiveren Job. Nach der volkswirtschaftlichen Lehre: Je höher ein Arbeitsplatz mit Kapital ausgestattet ist, desto höher liegt tendenziell seine Arbeitsproduktivität.

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