Im kürzlich lancierten Segment «Sponsored Funds» können Anleger an der SIX Swiss Exchange klassische Fonds über eine elektronische Plattform handeln.

Herr Auerbach, was ist das Sponsored-Funds-Segment, können Sie etwas Aufklärungsarbeit leisten?

Gerne. Im Segment für Sponsored Funds können Anleger klassische Anlagefonds, die bis anhin noch nicht an einer Börse gehandelt wurden, wie Aktien jederzeit kaufen und verkaufen. Dabei geniessen die Investoren sämtliche Vorteile des geregelten Börsenhandels an der SIX Swiss Exchange.

Anleger kennen die Abwicklung via Primärhandel zum offiziellen Anteilswert, also zum Net Asset Value. Was ist daran nachteilig?

Bei dieser Abwicklung sind klassische Anlagefonds die einzigen Finanzprodukte, die Investoren bei der Auftragsaufgabe zu einem noch unbekannten Preis kaufen respektive verkaufen.


«Eine zeitnahe Abwicklung wird möglich»


Unterschiedliche Annahmefristen – so genannte Deadlines – und die unterschiedliche Berechnung des Nettoinventarwerts erschweren oder verunmöglichen gar dem Investor eine zeitnahe Auftragsabwicklung. Verglichen mit allen anderen Finanzprodukten besteht damit beim klassischen Fonds ein entscheidender Nachteil.

Wie erfolgt dann die Auftragsausführung via Primärhandel?

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, dass Sie die Novartis-Aktie nach der bereits erwähnten Pricing-Methode wie bei Anlagefonds handeln möchten. Also müssten Sie Ihren Auftrag bei Ihrer Hausbank bis um 12:00 Uhr platzieren, damit er bis zum Börsen-Schlusskurs um 17:30 Uhr ausgeführt wird.


«Unmittelbar und zum aktuellen Preis»


Falls Sie jedoch die Annahmefrist um 12:00 Uhr verpassen und den Auftrag erst um 12:30 Uhr platzieren, erhalten Sie eine Auftragsausführung erst zum Börsenschlusskurs des nächsten Tages.

Und bei den Sponsored Funds?

Da können Sie Ihren Investitionsentscheid unmittelbar und zum aktuellen Preis an der Börse – also nicht zum Börsen-Schlusskurs – innert Sekunden umsetzen. Und Sie gehen dabei auch nicht auf Grund von Annahmefristen oder einer verzögerten Berechnung des Preises ein Verlustrisiko ein. Vielmehr profitieren Sie während des ganzen Handelstages von verbindlichen Kauf- und Verkaufspreisen.

Wie viele Fonds und Market Maker zählt das Sponsored Funds Segment derzeit?

Aktuell können Sie total 304 Anlagefonds von 60 verschiedenen Anbietern über das Sponsored-Funds-Segment handeln. Dabei betreuen zwei Market Maker das Segment – die Bank Julius Bär sowie die Zürcher Kantonalbank. Mit zusätzlichen «Sponsoren» will die SIX Swiss Exchange dieses Angebot weiter ausbauen.


«Bei Switch-Transkationen reges Interesse»


In welchen Situationen benutzen Anleger das neue Segment?

Bei volatilen Finanzmärkten sind Investoren immer weniger bereit, Fonds zu einem ihnen unbekannten Preis zu erwerben respektive zu veräussern. Zudem wird der Börsenhandel vor allem bei Switch-Transaktionen, also beim Wechsel von Fonds zu Fonds, Fonds zu ETFs, Fonds zu Strukturierten Produkten oder Fonds zu Einzelaktien rege benützt.


«Limitierte Aufträge sind auch möglich»


Der Investor kann bei einer korrekten Umschichtung davon ausgehen, dass die Ausführung auf gleichem Marktniveau abgewickelt wird, so dass die Transaktionen vor allem keinen negativen Einfluss auf die Performance des Portfolios haben. Und nicht zu vergessen ist die Möglichkeit, limitierte Aufträge zu erfassen, was bei der Ausgabe und Rücknahme von Fondsanteilen über die Fondsgesellschaft nicht möglich ist.

Wie reagieren die Fondsmanager auf das neue Segment?

Sie erkennen, dass dieser Service sämtliche Nachteile eliminiert, die ein traditioneller Anlagefonds gegenüber seinen Konkurrenzprodukten – ETFs, Strukturierte Produkte, Aktien – aufweist. Es gibt sogar Produkte, bei denen das neue Segment die Funktion eines Filters einnehmen kann.


«Sozusagen ein Zusatznutzen»


Nämlich?

Durch den Handel an der Börse entstehen weniger Transaktionen im Primärhandel, was zu einem geringeren Aufwand und somit zu tieferen Kosten führt. Das wirkt sich auch positiv auf die Performance der einzelnen Fonds aus. Insgesamt können die Fondsmanager diesen Service als Zusatznutzen für ihre Kunden und ihr Produkt betrachten.


Beat Auerbach ist Spezialist für Funds Secondary Market Making bei der Bank Julius Bär. In dieser Funktion gewährleistet er zusammen mit Oliver Heusser und Thomas Kägi das Market Making von Julius Bär im Sponsored-Funds-Segment. Er ist diplomierter Finanzanalytiker und Vermögensverwalter (CIIA).

Weitere Informationen über das handelbare Produkteuniversum unter diesem Link.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.62%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.48%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.37%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.27%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.26%
pixel