Urs Rohner rät den Banken, die Zukunftsfähigkeit ihrer Geschäftsmodelle zu testen. Der Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse erwartet vor allem im Kundenverhalten grosse Veränderungen.

In einen Interview mit der Westschweizer Zeitung «L' Hebdo» (Artikel bezahlpflichtig) sagt Urs Rohner, die Schweizer Banken sollten ihre Lehren aus den jüngsten Krisen ziehen, um sich besser auf die Zukunft vorzubereiten.

Gleichwohl erteilt der oberste Banker der Credit Suisse der Bildung eines darauf spezialisierten Think Tanks eine Absage. Er glaube nicht, dass es eine Institution brauche, die sich mit der Krisenbewältigung der Banken beschäftige.

Um die Entwicklungen und Einflüsse aus dem Ausland und namentlich der EU mitgestalten zu können, hat die Credit Suisse zusammen mit der UBS die Lobby-Organisation «Swiss Finance Council» in Brüssel gebildet. finews.ch hat darüber berichtet.

Ihre Rolle sei wichtig, um die Schweizer Interessen in die internationalen Regulierungsbestrebungen einzubringen, so Rohner. Es seien auch andere Schweizer Banken eingeladen, sich dem «Swiss Finance Council» anzuschliessen.

Banken müssen Antworten finden

Rohner glaubt, dass die Krise um die Steuerfragen durch andere wichtige Themen abgelöst wird. «Das schliesst den Margendruck und die Kosten ein.

Ausserdem müssen die Banken eine Antwort auf die fundamentalen Veränderungen in der Welt der Kommunikation und der Transparenz finden.» Diese würden die Geschäftsmodelle der Banken noch einer harten Prüfung unterziehen, so Rohner.

Zentrale Fragen bleiben

Die zentrale Frage stellt Rohner gleich selbst: «Welche Dienstleistungen ist der Kunden von morgen noch bereit zu bezahlen, wenn er bereits im Internet zahlreiche Leistungen umsonst erhält?»

Unsicher sei beispielsweise, wie sich die Transparenz über einzelne Dienstleistungen und ihre Kosten auf das jahrelang aufgebaute Vertrauensverhältnis zwischen Banken und Kunden auswirken werde.

Mit Vergangenheitsbewältigung beschäftigt

Crowdfunding beispielsweise, also die direkte Kapitalbeschaffung ohne institutionelle Vermittlung über Social-Media-Kanäle, sei eine Entwicklung, welche neue Kommunikationsmittel erst möglich gemacht hätten.

Im Prinzip gebe es keinen Bereich im Banking, der nicht von den technologischen Entwicklungen ausgespart bleiben werde.

Begehrte Unternehmen

«Das sind alles Fragen, die in den letzten Jahren aufgekommen sind. Währenddessen waren wir damit beschäftigt, Altlasten zu bereinigen», sagt Rohner in Bezug auf die Regelung der Steuerproblematik mit dem Ausland.

Dass die Bankenbranche nach all den Krisen als Arbeitgeber weniger gesucht ist, glaubt Rohner nicht. Die Credit Suisse gehöre immer noch zu den begehrtesten Unternehmen bei jungen Stellensuchenden.

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