Ein Blick auf die Lohnkosten in den Unternehmen dürfte sich für Aktienanleger durchaus lohnen, findet Axa-Anlagestrategin Christina Böck.

Christina Böck ist ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe› bei Axa Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Der Ausblick für das Jahr 2014 präsentiert sich überaus positiv. Darum kann man auch durchaus optimistisch für riskantere Anlageklassen sein, insbesondere für Aktien. Eine geographische Differenzierung zeigt sich allerdings an.

In den USA hat der Anteil der Arbeitslöhne an der Mehrwertschaffung zwischen 1970 und 2000 stabil um die 64 Prozent betragen. Ab 2000 ist dieser Anteil dann plötzlich auf 57 Prozent zurückgegangen.

Einkommensgerechtigkeit in den USA

Gleichzeitig stieg in den letzten 13 Jahren der Anteil der Unternehmensprofite vom langfristigen Durchschnitt bei 7 Prozent auf heute 12 Prozent.

Einkommensgerechtigkeit ist tatsächlich ein Thema, dass in den USA immer mehr von sich reden macht. Es dürfte sich also langfristig an dieser auseinandergegangenen Schere etwas ändern. Aber dies ist kurzfristig nicht zu erwarten. Denn die Arbeitslosigkeit ist immer noch so hoch (aktuell 7 Prozent), dass es eher nicht die Arbeitnehmer sind, die am längeren Hebel sitzen.

Schwierige Analyse

Auf Grund dieser Situation wird es nun für die Unternehmen in den USA schwierig, die Margen noch weiter zu steigern. Hier wird das Profitwachstum der Unternehmen aus Umsatzwachstum kommen müssen – und wird es höchstwahrscheinlich auch tun.

In der Eurozone ist es auf Grund der Dispersion von neu 18 Mitgliedern (Lettland tritt der Eurozone Anfang 2014 bei) schwierig, die genau gleiche Analyse zu machen.

Unter dem historischen Durchschnitt

Für Deutschland allerdings sind die Zahlen bekannt: Der Anteil der Unternehmensgewinne bewegte sich zwischen 1990 und 2003 immer zwischen 20 und 25 Prozent, stieg dann in 2007 auf knapp 30 Prozent und fällt seitdem wieder.

Heute liegt er knapp über 25 Prozent. Der Anteil der Haushaltseinkommen ist dementsprechend mit seinen heutigen 64 Prozent eher unter dem historischen Durchschnitt.

Lohnstück-Kosten gestiegen

Aber diese Zahlen sind in Bewegung: Gleichzeitig sind die Lohnstückkosten in Deutschland in den letzten zwei Jahren schneller gestiegen als in der Vergangenheit. Man kann dies verstehen: Immerhin waren die deutschen Arbeitnehmer über die zehn ersten Jahre des Jahrtausends sehr diszipliniert und es gibt einen gewissen Aufholbedarf.

Nun sind in der Eurozone die Aktien recht preiswert bewertet, die Kurs-Gewinn-Verhältnisse sind durch die Reduktion der systemischen Risiken zwar gestiegen, aber nicht exorbitant. Ausserdem sind die Kostenstrukturen stark durch hohe Fixkostenblöcke gekennzeichnet.

Die Früchte der Reformen

Das heisst Umsatzsteigerungen (mit denen wir rechnen) schlagen sich relativ direkt in höheren Unternehmensprofiten nieder. Und ich gehe davon aus, dass die Gewerkschaften die Früchte der Reformen (Agenda 2010 und ähnliche) nicht gleich wieder riskieren wollen – auch nicht durch den neuen Mindestlohn. Fazit: Europäische Aktien übergewichten!


Christina Böck bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe. Zu Axa Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich, heute als ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe›.

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