Wie wichtig es ist, Statistiken richtig zu interpretieren, erklärt Raphael Vannoni von der  Bankiervereinigung anhand der Frage: Droht wirklich eine Kreditklemme?

Raphael Vannoni 119x178Raphael Vannoni ist Leiter Economic Analysis bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Das Wirtschaftsblatt «L'Agefi» betitelte am Vorweihnachtstag einen Artikel mit «Le credit crunch en Suisse n'est de loin pas un mythe».

Ist es tatsächlich so, dass die Schweiz kurz vor einer Kreditklemme steht? Müssen die Schweizer Unternehmen Angst haben, dass ihre Finanzierung nicht gewährleistet ist – oder wird einfach das Schreckgespenst eines «Credit Crunch» von 2009 wieder hervorgeholt?

Die Journalistin des «Agefi» hat zwar die Statistiken der Schweizerischen Nationalbank (SNB) analysiert. Doch den dazugehörigen Kommentar hat sie nicht gekannt – oder aber ignoriert.

Strukturbruch ist keine Kreditklemme

Dabei hätten bei untenstehender Grafik eigentlich alle Alarmglocken schrillen müssen. Im Mai 2010 ist klar ein Bruch zu erkennen, der wohl eine andere Ursache hat als einen Rückgang der Kreditvergabe – oder gar einen «Credit Crunch». Der Grund ist nämlich gemäss SNB die Integration einer Tochtergesellschaft durch eine Grossbank per Juni 2010, was zu einer Reduktion der ausstehenden Kredite für eben diese Tochtergesellschaft und entsprechend einem Strukturbruch führte.

sba blog januar 2014

Quelle: SNB, Bankenstatistisches Monatsheft, Dezember 2013

Gestiegene Kreditlimiten seit Ausbruch der Finanzkrise

Tatsache ist, dass die von Banken gewährten Kreditlimiten seit Ausbruch der Finanzkrise in der Schweiz um insgesamt über 15 Prozent zugenommen haben, während die Nachfrage um lediglich 12 Prozent stieg.

Zur Sicherheit: Aufgrund eines Bruchs in der SNB-Statistik durch die Neuaufnahme von PostFinance per Juni 2013 habe ich nur Daten bis Mai 2013 verwendet. Ansonsten hätte es wieder einen Strukturbruch gegeben…

Ich hoffe, dass ich mich durch diese kurze Lehrstunde mit etwas weniger vermeintlichen Elefanten und dafür mehr mit Fakten herumschlagen muss. Im Zweifel lesen Sie doch bitte die Packungsbeilage oder fragen Sie die SNB.