Was geschieht, wenn ein Bankangestellter entlassen wird? Wie erfährt er es? Was sagt der Chef? Und was geht im Betroffenen vor? Ein Ex-UBS-Banker erzählt.

«Eine leise Ahnung, dass ich meinen Job verlieren könnte, hatte ich erst, als mein Chef bei der UBS in New York vorschlug, den Kaffee abseits meines Desks zu trinken», erzählt der britische Banker auf der Branchen-Plattform «Here Is The City».

Er tut dies anonym. Gemäss den Angaben von «Here Is The City» handelt es sich um einen Anleihen-Händler mit 25 Jahren Erfahrung, der in London und in New York gearbeitet hatte.

«Du wirst entlassen, tut mir leid»

«Wenn ich zurückblicke, war ich ziemlich naiv. Denn zuerst dachte ich, mein Chef wolle irgendeine gesellschaftliche Angelegenheit besprechen, etwa die Organisation eines Bowling-Abends, von dem er ein paarmal gesprochen hatte». Aber hier ging es um etwas ganz anderes. Darum habe der Chef mehr Privatsphäre gesucht.

«Er nahm also seinen Kaffee Latte und drängte mich in eine Ecke ausserhalb der Hörweite des Desks». Die Firma stecke zurück, er müsse sein Team verkleinern: So habe der Mann ohne Umschweife das Gespräch eröffnet. «Du wirst wohl entlassen, tut mir leid».

Mit dem Bonus fest gerechnet

«Du machst Witze», habe er zuerst geantwortet. Aber der Gesichtsausdruck seinen Chefs habe ihm etwas anderes gesagt. Dann habe er nur noch gestottert: «Das kannst du nicht machen – Ich bin doch weit über meinen Vorgaben – Ich mache gerade meinen Abschluss – Das ist unfair!».

Und das sei es wirklich gewesen, weil das Jahresende bereits nahe gewesen sei und er seinen Bonus bereits einkalkuliert gehabt habe.

Das Ganze geschah in den USA, wo sein berufliches Netzwerk nicht gerade ausserordentlich vielversprechend war. «Aber Investmentbanken sind wie Öltanker auf hoher See», fährt der Entlassene fort. «Einmal auf Kurs, gibt es kaum etwas, was diesen Kurs ändern kann».

Ein Rettungsboot, das es nicht gibt

Als Angestellter sei man bloss ein armer Kerl mit einer Zielgrösse auf dem Rücken, der ein Rettungsboot suchen müsse, das er nie finden werde.

Ein Tag später sass der Banker im Büro der HR-Abteilung und fühlte sich wie der geborene Verlierer. Ihm wurde vorgelesen, welche Ansprüche er geltend machen könne und wie hoch seine Abfindung sei. «Ich war so schockiert, ich konnte kaum sprechen».

«Und so wurde ich entlassen», sagt er. «Hätte ich es ahnen müssen? Habe ich nicht». Seine finanziellen Aussichten – weg. Seine Geschäftsbeziehungen – weg. Seine Würde – weg. Und dann sei da die Verzweiflung gewesen, in einen Job suchen zu müssen in einem Markt, dem ein Schicksal wie seines völlig gleichgültig sei.

Auf dem Höhepunkt der Karriere

Schliesslich habe er sich dennoch auffangen können – bis zu einem gewissen Punkt. Denn es sei ihm wie vielen anderen ehemaligen Angestellten der UBS gegangen: «Ich musste realisieren, dass meine Zeit bei dieser Bank der Höhepunkt meiner Karriere war. Und das wurde mir genommen».

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
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  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
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