Eigentlich ist es egal, ob der Finma-Direktor von der Branche geliebt oder gehasst wird. Eher geht es darum, mit welchem Selbstverständnis er seinen Job wahrnimmt.

Viel haben die Medien in den vergangenen Tagen darüber geschrieben, dass der Chef einer Finanzaufsichtsbehörde in einem Dilemma stecke. Denn wenn er seinen Job so erledige, dass er von den Banken und Versicherungen geschätzt werde, gerate er zwangsläufig unter Verdacht, zu wenig Distanz zur Branche zu wahren.

Wenn er umgekehrt jedoch, so hiess es weiter, seinen Job relativ streng auslege, wie das zuletzt unter Patrick Raaflaub tatsächlich der Fall war, setze er sich dem Vorwurf aus, mit den Akteuren auf dem Finanzplatz zu wenig kooperativ zu sein. Ein schwieriges Unterfangen also.

Fehl am Platz

Dabei geht es letztlich um etwas anderes. Natürlich kann sich der Finma-Chef auf Artikel 5 im Finanzmarktaufsichtsgesetz berufen, in dem es heisst: «Die Finanzmarktaufsicht bezweckt nach Massgabe der Finanzmarktgesetze den Schutz der Gläubigerinnen und Gläubiger, der Anlegerinnen und Anleger, der Versicherten sowie den Schutz der Funktionsfähigkeit der Finanzmärkte.» Und damit kann er vergleichsweise streng agieren.

Doch gleichzeitig sind Statements (wie sie Raaflaub zum Besten gab), wonach die Finma nicht da sei, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Banken zu fördern, fehl am Platz. Denn im Finanzmarktaufsichtsgesetz steht auch geschrieben: «Sie (die Finma) trägt zur Stärkung des Ansehens und der Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes Schweiz bei.»

Uneinsichtigkeit auf beiden Seiten

Genau darauf kommt es an. Wird der künftige Finma-Direktor diesen vielfältigen Anforderungen gerecht, erübrigt sich auch die Frage, ob ihn die Branche schätzt oder hasst.

Zuletzt herrschte indessen eine verwirrliche Situation. Es dominierten Uneinsichtigkeit auf beiden Seiten. Lange liessen sich die Grossbanken von den Behörden nichts sagen, bis der Branchenprimus UBS in existenzielle Nöte geriet, was wiederum die noblen Privatbanken zu allerhand Schadenfreude anstiftete. Währenddessen sammelten die Kantonal- und Raiffeisenbanken emsig das Geld frustrierter Grossbanken-Kunden ein.

Moment mal

Doch niemandem kam es in den Sinn, dass jede, wie auch immer destabilisierte Bank über kurz oder lang die ganze Branche belastet – selbst die Finma hat dies offensichtlich nicht realisiert: Denn als die UBS rund 20'000 Konten von US-Personen schliessen musste, brauchten diese Kunden bloss die Strasse zu überqueren, um eine neue Heimat für ihre (unversteuerten) Vermögen zu finden.

Der Rest ist Geschichte und führte bekanntlich zu enormen Problemen. Da hätte die Aufsicht sagen sollen: «Moment mal, das geht nicht. Damit schaffen wir uns noch grössere Probleme.» Doch soweit kam es nie.

Über den Tellerrand hinaus

Der Öffentlichkeit wiederum kam nichts anderes in den Sinn, als den ganzen Berufsstand zu verteufeln, bloss weil eine kleine Gruppe an peinlichen Bankiers die Bodenhaftung verloren hatte. Doch wer hätte der Bevölkerung dies verübeln sollen?

Bis heute ist kaum ein Politiker, Beamter oder Meinungsmacher bereit, die Bedeutung rechtschaffener Bankiers für unser Land zu thematisieren. Umgekehrt deutet auch nichts darauf hin, dass die tonangebenden Bankiers über ihren Tellerrand hinaus schauen.

Verhärtete Fronten

Zu sehr sind sie nach dem Wegfall ihres privilegierten Geschäftsmodells – das ihnen für wenig Arbeit sehr hohe Erträge bescherte – mit der Suche nach einer neuen Daseinsberechtigung beschäftigt.

Diese verhärteten Fronten sind der Grund dafür, dass die Schweiz bei Finanzplatzfragen derart unbeholfen und auf Dauer zum eigenen Nachteil agiert. Dabei hätte unser Land einen Finanzplatz, der eigentlich alles besitzt, um international nicht nur führend zu sein, sondern auch eine Vorbildfunktion zu übernehmen.

Nun braucht es bloss noch einen Finma-Direktor, der diese vielfältigen Möglichkeiten erkennt und entsprechend agiert.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.22%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.75%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.92%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.43%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.69%
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