Der Ex-CS-Banker und Risikospezialist wird in Zürcher Bankenkreisen als heissester Kandidat für die Nachfolge Patrick Raaflaubs gehandelt.

Der abrupte Abgang Patrick Raaflaubs als Chef der Finanzmarkaufsicht hat ein Personen-Karussell um seine Nachfolge in Gang gesetzt, auf dem von Beginn weg nur wenige Kandidaten Platz hatten.

Hugo Bänziger wäre für bürgerliche Politiker ein genehmer Finma-Chef gewesen. Doch der ehemalige Risiko-Chef der Deutschen Bank zieht eine Teilhaberschaft an der Privatbank Lombard Odier dem schwierigen Aufsichtsjob vor.

In der Bankenbranche kursiert nun vor allem ein Name: Tobias Guldimann (Bild). Er war bis Ende Jahr Risiko-Chef der Credit Suisse. In der Bankbranche sehen jetzt viele den 53-Jährigen als heissesten Anwärter auf das Amt – als den Mann, der alle Voraussetzungen erfüllt.

Steuermann im regulatorischen Sturm

Warum? Da sind in erster Linie seine Fachkenntnisse und seine Erfahrung. Seit 1998 war Guldimann bei der Credit Suisse in leitenden Funktionen für die konzernweite Risikokontrolle zuständig. Im Jahr 2004 wurde er Chief Risk Manager und Geschäftleitungsmitglied.

In dieser Funktion führte er die Grossbank relativ unbeschadet durch die Finanzkrise. Die Credit Suisse hatte im Vergleich zu anderen Banken früh begonnen, sich aus dem Subprime-Hypothekenmarkt zurückzuziehen. Später war Guldimann massgeblich daran beteiligt, die neuen regulatorischen Anforderungen in der Credit Suisse umzusetzen.

Schon vor Raaflaub auf der Kandidatenliste

Dem Vernehmen nach war er bereits vor der Ernennung von Patrick Raaflaub als Finma-Chef im Gespräch gewesen. Der damalige Finanzminister Hans-Rudolf Merz soll ihn favorisiert haben. Es soll dann jedoch SNB-Präsident Philipp Hildebrand gewesen sein, der sein Veto einlegte.

Ein Hinweis auf Guldimann als Lösung könnte auch sein, dass er die Credit Suisse Anfang Dezember plötzlich verlassen hatte, ohne dass konkrete Gründe angegeben wurden. Dabei hätte er 2014 in der Grossbank eine neue Rolle als Head of Reputational Risk, Corporate Responsibility and Regulatory Policy übernehmen sollen.

Ob Guldimann den Finma-Job überhaupt anstrebt, war nicht in Erfahrung zu bringen. Er war für finews.ch telefonisch nicht erreichbar.

Branson als Schlaglicht auf die UBS-Vergangenheit

Für Guldimanns Chancen spricht, dass ein Finma-Chef namens Mark Branson wegen seiner Vergangenheit bei der UBS ein zu grosses Risiko darstellen könnte. Der Brite war Japan-Chef der UBS, als ab 2006 einzelne Händler den Yen-Libor zu manipulieren begannen.

Zwar hat die UBS bereits einige Libor-Klagen mit Zahlungen in Milliardenhöhe beigelegen können. Doch sind weitere Ermittlungen im Gang, und die weitere Entwicklung könnte auf die UBS ein erneutes Schlaglicht werfen. Branson musste als Regulator bei der Finma bereits einmal in Ausstand treten. Als Direktor wäre dies noch problematischer.

Problem: Übergewicht der Grossbanken-Ehemaligen

Auf der anderen Seite könnte mit Guldimann und Bankaufsichts-Chef Branson im Finma-Direktorium ein Übergewicht an ehemaligen Grossbankern herrschen. Dies zumal die Credit Suisse ihrerseits jüngst die Finma-Connections verstärkt hat: Letzten Sommer holte sie den ehemaligen General Counsel der Finma, Urs Zulauf, in ihr Rechtsteam.

Hier könnten also womöglich in der Politik Filz-Befürchtungen aufkeimen und Widerstand wecken. Ein weiterer Name, der in der Branche kursiert, ist denn auch Daniel Roth: Der Leiter des Rechtsdienstes im Finanzdepartement hat Finma-Erfahrung, ist derzeit führend bei der Ausarbeitung des Finanzdienstleistungs-Gesetzespakets Fidleg, sitzt in der Expertengruppe Finanzmarktstrategie und soll hohes Vertrauen von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf geniessen. Sein Name war schon in der «Schweiz am Sonntag» genannt worden. 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.82%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.46%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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