finews.ch veranstaltete vergangene Woche einen Kontakt-Apéro für stellenlose Banker – mit unvermuteten Einsichten.

finews.ch berichtete vor einigen Wochen in zwei Artikeln (hier und hier) über die schwierige Situation von stellenlosen Bankern über 50. Die Reaktionen auf diese Beiträge waren nicht nur enorm, sondern führten zur Idee, einen Kontakt-Apéro für ebendiese Leute zu veranstalten.

Dieser Anlass fand am vergangenen Mittwoch in einem Hotel in Zürich statt und entsprach offensichtlich einem grossen Bedürfnis.

Greifbarer Mehrwert

Natürlich kann auch finews.ch nicht neue Arbeitsstellen schaffen und will damit auch nicht ein neues Geschäftsmodell aufbauen, aber zumindest eine Hilfestellung leisten, so dass sich Gleichgesinnte austauschen können – was für manche Leute bereits sehr viel ist.

Indem auch einige (unabhängige) Vermögensverwalter und Karriere-Coaches spontan teilnahmen, bot sich manchen Teilnehmern tatsächlich ein greifbarer Mehrwert.

Unbeschwerte Zeiten

Eine wichtige Erkenntnis von diesem Anlass war indessen, dass es heute mehrheitlich sehr gut qualifizierte Leute sind, die einen engagierten und fähigen Eindruck machen, und trotzdem keinen neuen Job finden. Die fachliche Kompetenz, die vergangene Woche zusammen kam, war enorm.

Ein Teilnehmer stellte fest: «Es hat mich sehr gefreut, dass dieser Anlass stattgefunden hat. Wenn man mehr als zwanzig Jahre im Finanzbereich beschäftigt war, hat man auch unbeschwerte Zeiten erlebt, in denen sogar Kellner eine gute Stelle im Back-Office von Banken fanden. Doch heute findet selbst ein Uni-Absolvent mit Führungserfahrung und einen soliden Berufsausweis keine offenen Türen.»

Gleichentags Kündigung erhalten

Und: «Viele stellenlose Banker merken nicht, dass sie mit ihren Lohnforderungen manchmal 30 bis 50 und sogar 100 Prozent über dem heutigen Entlöhnungsniveau liegen. Solche Informationen erfährt man nur im kleinen Kreis, wo solche Informationen ausgetauscht werden. Auch ist es gut, zu sehen, dass man nicht alleine ist.»

Ein anderer Teilnehmer meldete sich nach dem Anlass bei finews.ch wie folgt: «Schneller als gedacht antworte ich Ihnen. Habe heute die Kündigung erhalten. Somit bin ich jetzt definitiv in diesem Boot. Also, sicher würde ich wieder an einem solchen Anlass teilnehmen.»

Berufsweg geht nicht mehr weiter

Eine Zuschrift lautete: «Ich konnte am Apéro zahlreiche Gespräche führen und habe einmal mehr festgestellt, dass der Berufsweg mit grosser Wahrscheinlichkeit für die meisten nicht mehr in einer Bank weitergeht. Doch auch andere Arbeitgeber haben nicht auf «Bänkler» gewartet. Unser Ruf ist leider nicht der beste.»

Zahlreiche Apéro-Teilnehmer unterhielten sich denn auch über Projekte ausserhalb der Bankbranche. Bemerkenswert war insofern, dass die stellenlosen Bankleute keineswegs ihre Wunden lecken. Vielmehr gehen sie ihre Situation sehr überlegt und gezielt an.

Eine Bank der Entlassenen

Jemand sagte: «Wichtig wäre es, einer breiten Öffentlichkeit aufzuzeigen, wie viele top-ausgebildete Bankangestellte heute arbeitslos sind und gleichzeitig bereit wären, neue Aufgaben zu übernehmen. Es kann doch nicht sein, dass die Schweizer Wirtschaft Tausende von erstklassigen Leuten «entsorgt» und gleichzeitig über einem Fachkräfte-Mangel klagt.»

Es fehlte an dem Anlass auch nicht an Initiativen, wie sich Wege aus der Arbeitslosigkeit finden könnten. Jemand sagte: «Zu den Stichwörtern ‹neues Geschäftsmodell› respektive ‹Hilfestellung› ist mir spontan eine provokative Idee in den Sinn gekommen:

  • Gründung einer Bank, in der nur Angestellte tätig sind, die auf Grund einer Entlassung auf Jobsuche sind
  • Fixsalär maximal 100'000 Franken; sobald das Unternehmen profitabel ist, liesse sich quartalsweise ein Bonus (für alle die gleiche Summe) auszahlen

Schwellenangst verschwindet

«Ich bin überzeugt, eine solche Bank hätte im heutigen Umfeld echte Chancen», sagte der Teilnehmer an dem Anlass, von dem andere fanden:
«Ich konnte definitiv davon profitieren und interessante Kontakte knüpfen. Schön wäre es, wenn dieser Anlass regelmässig stattfände. Die Nische ist noch nicht besetzt. Das Interesse ist da, und mit der Zeit nimmt sicher auch die Schwellenangst ab.»

Darum will finews.ch wissen, ob es weitere Bankmitarbeiterinnen und -mitarbeiter gibt, die Interesse an einem weiteren solchen Apéro hätten.

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Vielleicht trifft tatsächlich zu, was eine Teilnehmerin zum Abschluss erklärte: «Networking in einem solchen Kreis, wenn es regelmässig stattfindet und damit Vertrauen aufgebaut werden kann, ist äusserst wertvoll. Ich denke, es ist gut, solche Möglichkeiten zu bieten.»

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