Machen Branchen-Events Sinn bei den ersten Schritten im deutschen Markt? Markus Hill, Asset-Management-Consultant, spricht von einem unausgeschöpften Potenzial.


Herr Hill, Sie besuchen regelmässig die diversen Branchenevents in der deutschen Fondsindustrie. Was war Ihr Eindruck vom kürzlichen Fondskongress in Mannheim?

Vieles in der Fondsindustrie erscheint oft wie eine Wiederholung. In Mannheim waren neben vielen deutschen Fondsanbietern auch zahlreiche ausländische Firmen anzutreffen. Events werden genutzt, um den Markt zu beobachten respektive einzuschätzen.

Und?

Von einer systematischen Marktbearbeitung kann man in vielen Fällen allerdings weniger sprechen – Anzahl, Qualität und Auswahl der vor Ort anwesenden Gesprächspartner unterliegen einem gewissen Zufallsfaktor. Trotzdem kann es durchaus wertvoll sein, dort Gespräche zu führen.

Inwiefern machen solche Events Sinn bei den ersten Schritten im deutschen Markt?

Kurz gesagt: Durch ein gutes Gespräch wird man in der Regel nicht dümmer. Eine Erkenntnis kann sein, dass zum Beispiel institutionelle und semi-institutionelle Investoren in Deutschland nach wie vor exzellente Investment-Manager suchen. Die Produkthülle kann bei bestimmten Ansätzen ein Thema sein, muss es aber nicht.


«Fondsmanager werden opportunistisch vermarktet»


Oft werde ich von Plattformen aus dem Ausland angesprochen. Diese haben in einigen Fällen exzellente Manager an Bord, vermarkten ihre Manager aber eher opportunistisch. In der Regel stagniert deshalb deren Geschäft.

Sie sitzen in Frankfurt und pflegen den Gedankenaustausch mit vielen Marktteilnehmern. Was sind dabei die aktuellen Themen und Trends?

Viele Produkte und Dienstleistungen in der Asset-Management-Industrie erscheinen oftmals austauschbar. Häufig lässt sich ein klares Unterscheidungskriterium, zumindest auf den ersten Blick, sehr stark vom Gesichtspunkt der Kosten und des Servicelevels betrachten.

Nämlich?

Im Bereich der Dienstleistungen stellt die Regulierung erhöhte Anforderung an die Marktteilnehmer. Die Informationsflut nimmt zu. Also fragt man sich: Wie finde ich den richtigen Prime Broker? Bei wem lege ich meinen Fonds auf? Wo kaufe ich mir Dienstleistungen ein? Wo kann man nachverhandeln? Das alles sind typische Fragestellungen für Markteilnehmer, die nach Optimierungspotential suchen.


«Oftmals fehlt es an internen Ressourcen»


Gibt es Lösungsansätze für diese Fragen?

Oft fehlt das Problembewusstsein, oder es fehlt an internen Ressourcen, um diese Felder zu bearbeiten, zumal andere Dinge Priorität haben. Im Bereich Manager-Selektion oder bei der Ansprache von Investoren sind Faktoren wie Unabhängigkeit, Marktkenntnis, Datenbanken und Vergleichsmöglichkeiten von grosser Hilfe.

Erkennbar erscheint vielleicht folgende Struktur im Markt: Es gibt viele Insellösungen. Im Sinne von: Kosten sollen reduziert werden, es soll nachverhandelt werden, oder die Anonymität des Kunden ist wegen der Verhandlungsmacht ein Thema – dann kann man sich massgeschneidert Freelancer im Markt einkaufen und diese als Person des Vertrauens nutzen.


«Family Offices sind exzellente Kompetenzzentren»


Eine andere Möglichkeit besteht darin, professionelle Firmen mit solchen Aufgaben zu betrauen, die Know-how, Vernetzung, Datenbanken und Verhandlungsfreude besitzen.

Mit welchen anderen unabhängigen Finanzakteuren schätzen Sie den Gedankenaustausch, auch ausserhalb von Frankfurt am Main?

Auf Grund des Freiheitsgrads und der stark unternehmerisch geprägten Denkweise halte ich viele Family Offices für exzellente Kompetenzzentren. Oft abhängig vom unternehmerischen Hintergrund bestimmter Familien findet man häufig sehr spezielles Know-how dort.


«Das sind die Inseln des tiefen Vertrauens»


Auch der fachliche Austausch mit Anwaltskanzleien bereitet Freude. Dort merkt man, genauso wie bei manchen Family Offices, was es bedeutet, eine Vertrauensposition beim Mandanten erworben zu haben. Diese Unabhängigkeit hält diese «Inseln des tiefen Vertrauens» in angenehmem Abstand zu den Interessen von Produktanbietern.


Markus Hill 180Markus Hill ist ein unabhängiger Asset-Management-Consultant in Frankfurt am Main. Zu seinen Tätigkeitsfeldern gehört die Betreuung von Mandaten im Marketingbereich (Kommunikation, Spezialprojekte, «Fondsauflage-Check»). Zusätzlich beschäftigt er sich mit der Thematik «Zielfonds-Auswahl bei Multi-Management-Ansätzen». Er publiziert regelmässig im In- und Ausland, schreibt Kolumnen und ist ein häufiger Gast bei Diskussionsrunden. Das alles unterstreicht seine «Branchen-Vernetzung» sowie sein Interesse am Gedankenaustausch mit Investoren.

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