Was sich ein Finanzinstitut am wenigsten wünscht, widerfährt derzeit dem US-Asset Manager Pimco: Er ist seit Monaten in den Schlagzeilen. Hat das Folgen für das hiesige Geschäft? Jürg Rimle, der neue Pimco-Chef für die Schweiz, liefert Einschätzungen

Seit Monaten sorgt der amerikanische Asset Manager Pimco für Aufsehen. Zum einen, weil der Co-Investmentchef Mohamed El-Erian das Handtuch warf – im Streit mit Gründer Bill Gross. Zum andern aber auch, weil zahlreiche Anleger auf Grund der anhaltenden Tiefzinsphase bereits Milliarden an Dollar aus dem Flaggschiff-Fonds des Unternehmens abgezogen haben.

Auch hierzulande sorgte Pimco unlängst für Schlagzeilen: Der langjährige Länder-Chef, Christian Staub, verliess vor zwei Monaten überraschend das Unternehmen, um beim Konkurrenten BlackRock anzuheuern, wie finews.ch exklusiv meldete. Mit Staubs Ausscheiden übernahm Jürg Rimle (Bild) das Schweizer Standbein von Pimco. Für das Unternehmen arbeitet er bereits seit 2010.

Nicht von einer Person abhängig

«Natürlich gab es auch Fragen von Schweizer Kunden wegen des Abgangs von Mohamed El-Erian», räumt Rimle im Gespräch mit finews.ch ein. «Doch die neue Führungsspitze, vor allem im Investmentbereich, ist bei den Investoren auf Anklang gestossen», sagt der neue Pimco-Schweiz-Chef.

Ohnehin wüssten die Kunden, dass ein so grosses Unternehmen wie Pimco nicht von ein oder zwei Personen abhänge, selbst wenn El-Erian zugegebenermassen gerade in der Aussendarstellung eine sehr wichtige Rolle gespielt habe.

Schweizer wollen oft Speziallösungen

Weil Pimco zudem mit vielen der von Schweizer Kunden bevorzugten Strategien langfristig eine gute Performance erzielte, habe Pimco in der Schweiz über das letzte Jahr hinweg sogar einen Nettoneugeld-Zufluss verzeichnen können, sagt Rimle.

Er führt das noch auf zwei weitere Gründe zurück: Zum einen überzeuge offenbar die konservative und langfristige Anlage-Philosophie von Pimco, zum andern würden die Schweizer Investoren mehr Speziallösungen nachfragen. Das wiederum führe zu einer stärkeren Kundenbindung, unterstreicht Rimle.

Schweiz geniesst hohen Stellenwert

Innerhalb des Pimco-Konzern, der zur deutschen Allianz-Gruppe gehört, geniesst die Schweiz einen hohen Stellenwert, zumal das Unternehmen hierzulande seit dem Start vor fünf Jahren einen respektablen Weg zurückgelegt hat. Gestartet ist Pimco in Zürich mit zwei Beschäftigten und rund 3,5 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen. «Heute», sagt Rimle nicht ohne Stolz, «betreuen wir mit acht Kundenbetreuern für die Schweiz mehr als 30 Milliarden Franken.»

Davon entfallen etwa 40 Prozent auf institutionelle Investoren (Pensionskassen, Versicherungen) und 60 Prozent auf  Banken, Vermögensverwalter und Familiy Offices, wie von Rimle weiter zu erfahren ist. Zum Vergleich: Weltweit beschäftigt Pimco rund 2'300 Beschäftigte und verwaltet Vermögen von 1'940 Milliarden Dollar.

Tiefes zweistelliges Wachstum

Trotz der steilen Erfolgskurve in den vergangenen fünf Jahren ist der Pimco-Schweiz-Chef überzeugt, die Kundengelder weiter steigern zu können. Ein Wachstum der verwalteten Vermögen in einem tiefen zweistelligen Prozentbereich dürfte dabei realistisch sein. «Wir sehen für Asset Manager mit globaler Expertise und lokaler Präsenz weiteres Potenzial», erklärt Rimle.

Eine Personalaufstockung sei insofern auch nötig, als dass der Schweizer Asset-Management-Markt längst heiss umkämpft sei. Dabei stünden nicht nur die etablierten Anbieter in einem harten Wettbewerb zueinander, sondern laufend ziehe es auch neue Unternehmen in die Schweiz. 

Kleinere Anbieter verschwinden

Für kleinere Asset Manager dürfte es in diesem Umfeld jedoch extrem schwierig werden, da ein klarer Trend zur «Globalisierung» des Anlageuniversums bestehe, ist Rimle überzeugt. Es sei denn, sie verfügten über ein erfolgreiches Nischenprodukt.

Der Pimco-Schweiz-Chef geht davon aus, dass einige der kleineren Anbieter auf Grund der gestiegenen Anforderungen langfristig verschwinden werden. «Dieser Konsolidierungsprozess wird eindeutig den grossen Asset-Management-Gesellschaft zugute kommen», sagt Rimle mit einiger Zuversicht.

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