In seinem Buch über das falsche Spiel der High-Frequency-Trader prangert Michael Lewis auch die Credit Suisse an. Dabei liess er wichtige Fakten weg.

Die «Flash Boys», wie Michael Lewis (Bild) die Hochfrequenz-Computerhändler in seinem gleichnamigen Buch nennt, betreiben dank superschnellen Leitungen und Informationsvorsprung Front Running und betrügen mit dem Segen der Regulatoren die übrigen Investoren: Dies die Kernthese seines neuen Buches, die kaum bestritten wird.

Lewis geht aber weiter und wirft namentlich der Credit Suisse vor, sie würde die High-Frequency-Trader (HFT) auf ihrer Dark-Pool-Plattform Crossfinder bevorzugen und die anderen Kunden darüber im Dunkeln lassen. Konkret: Die Credit Suisse würde Front Running ermöglichen. Lewis stützt sich dabei auf Indizien, die Brad Katsuyama zusammengetragen hat. Katsuyama ist Betreiber der Börsenplattform IEX, die HFT auschliesst.

CS behandelt HFT wie andere Kunden auch

Offenbar haben weder Katsuyama noch Lewis ihre Vorwürfe einem Faktencheck unterzogen. Offiziell nimmt die Credit Suisse zu «Flash Boys» keine Stellung. Doch ist aus der Bank zu vernehmen, dass einiges an der im Buch erzählten Version nicht stimmt.

Zunächst ist es kein Geheimnis, dass die Credit Suisse HFT auf Crossfinder zulässt. Es gibt dazu auch Aussagen von Dan Mathisson, dem Chef der Plattform, vor dem US-Senat.

Mit Light Pool lässt CS HFT aussen vor

Demnach ist die Credit Suisse diesbezüglich gegenüber allen Kunden transparent und bietet allen dieselben Bedingungen. Der Standpunkt der Credit Suisse ist: Sie ermöglicht jedem Kunden den gleichen Zugang zu den Marktdaten. HFT erlangten hier durch ihre Computer keine Vorteile, nur bei der Handelsausführung.

Was Lewis wie Katsuyama auch entgangen ist: Die Credit Suisse betreibt bereits seit 2011 eine Handelsplattform namens Light Pool. Sie wurde eigens für langfristig orientierte Investoren eingerichtet. HFT, welche nur opportunistisch handeln, sind auf der Plattform nicht erlaubt.

Katsuyama startete mit IEX erst 2012. Die Credit Suisse war aus ihrer Sicht in der HFT-Problematik schon einen Schritt weiter gewesen.


«Shame on you!»: Wie sehr die Vorwürfe in «Flash Boys» an der Wall Street bewegen, zeigt diese Diskussion mit Michael Lewis, Brad Katsuyama und William O'Brien, dem Chef der Börsenbetreiberin Bats Global Markets auf CNBC.


 

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