Der frühere Banker Thomas J. Caduff gehört zu den begnadetsten Netzwerkern in der Finanzbranche. Was macht er sonst noch?


Herr Caduff, nachdem Sie in diversen Banken und als Vermögensverwalter gearbeitet haben, sind Sie seit fünf Jahren im Medienbusiness tätig. Kürzlich haben Sie das Online-Portal fundplat.com lanciert. Was wollen Sie damit bezwecken?

Fundplat.com ist eine Medien- und Event-Plattform, die mit täglich aktualisierten News die Welt der Fonds und ETFs in der Schweiz und in Deutschland abdeckt. Kernaktivitäten sind die beiden wöchentlichen Newsletters mit Interviews und die je sechsmal jährlich in Zürich sowie in Frankfurt am Main stattfindenden Experten-Lunches – alles mit Fokus auf professionelle Marktteilnehmer.

«Experten-Lunches», was muss man sich darunter vorstellen?

Anfangs gibt es ein 15-minütiges Panel mit drei Teilnehmenden – kein Sales-Talk, sondern eine unterhaltsame Ping-Pong-Diskussion – danach folgt mit der Eröffnung des Buffets das Netzwerken. Experten haben einen Platz auf sicher. Dann haben wir eine Quote für interessante Gäste, die wir gerne einladen.


«Diese Herrschaften sind Event-Touristen»


Die Anzahl an Teilnehmenden ist pro Lunch auf 50 Personen begrenzt. Das gibt der ganzen Geschichte die nötige Exklusivität – im Unterschied zu vielen anderen Veranstaltungen in unserer Branche, an denen Gratis-Esser-und-Trinker die Runde machen. Ich nenne diese Herrschaften «Event-Touristen».

Wie finanzieren Sie Ihre Plattform?

Wir verdienen unser Geld mit drei Dienstleistungen: Experten-Mitgliedschaften, Newspoint-Service – da bauen und unterhalten wir Micro-Sites für Fondsgesellschaften – sowie mit Anzeigen. Ganz wichtig sind natürlich auch unsere Lunch-Partner, die uns finanziell und mit Ratschlägen unterstützen.


«Ich werde ab Mai häufiger in Frankfurt sein»


Hegen Sie irgendwelche Expansionspläne?

Wir decken zwei Märkte ab, die Schweiz und Deutschland. Daran wird sich bis zu meiner Pensionierung in zwölf Jahren höchstwahrscheinlich nichts ändern. Aber ab kommendem Mai werde ich ein Viertel meiner Zeit in Frankfurt am Main verbringen, um das Deutschlandgeschäft auszubauen. Dafür habe ich bereits einen Deal mit einem Hotel mitten im Finanzdistrikt ausgehandelt.

Wenn Sie nochmals 20 wären und 1'000 Franken in der Tasche hätten, was würden Sie tun?

Ein paar Tage Ferien in Graubünden.

Eines Ihrer Erfolgsgeheimnisse ist Ihr Talent im Netzwerken. Wie haben Sie das geschafft, und worauf kommt es dabei an?

Meine Liebe fürs Netzwerken begann mit einer roten IBM-Kugelkopf-Schreibmaschine der SBG (heute UBS). Den ersten WK nach der Offiziersschule leistete ich im Stab der Gebirgsdivision 12 in der Truppenunterkunft in S-chanf im Kanton Graubünden zusammen mit rund 50 Offizieren, fast alle im Rang eines Majors aufwärts.


«Ich war ein schlechter Pistolenschütze»


Als Leutnant war man da eine graue, – oder besser gesagt – grüne Maus. Ich fühlte mich aber sofort wohl und mir war keine Arbeit zu viel. Ich liess mich so einteilen, dass ich während des Tages ein paar Stunden in Zuoz Skifahren konnte und dafür spät abends und oft auch nachts arbeitete.

Ich war ein schlechter Pistolenschütze, konnte aber ganz schnell eine alte Armee-Schreibmaschine bedienen und dies seitenlang ohne Tippfehler. Das fiel einem Generalstabsoffizier auf und er machte mich ab dem zweiten WK zu seinem – salopp ausgedrückt – Privatsekretär. Von der Adressliste her wusste ich, dass er eine wichtige Funktion bei der UBS in Zürich innehatte.


«Ich habe die Einsatzbefehle getippt»


Als das in Graubünden letzte grosse Manöver in Planung ging, rief er mich von seinem Büro an der Bahnhofstrasse aus an und fragte mich, ob ich bereit wäre, für ihn ausserdienstlich ein paar Einsatzbefehle zu tippen. Eine halbe Stunde später übergab mir seine Vorzimmerdame besagte Schreibmaschine, da unsere Firma nicht ein so modernes Exemplar besass, und ich lieferte ihm die Schriftstücke in der Hälfte der verlangten Zeit.

Unsere Wege haben sich dann getrennt, da er zur UBS nach New York wechselte und daher nur noch wenige Diensttage leistete. Wir blieben aber eng verbunden, und als Dank für das Geleistete durfte ich ein paar Tage lang in seinem Apartment an der Park Avenue wohnen.


«So wusste ich immer Bescheid»


Er war auf Geschäftsreise und seine Frau arbeitete als Flight Attendant bei der damaligen Swissair. Zusätzlich hat er mich einigen hohen Offizieren empfohlen und so kam es, dass ich über dreissig Jahre lang – mit einem Vorgesetzten dazwischen – in unmittelbarer Nähe von Generälen Dienst leistete.

Das führte dazu, dass ich immer Bescheid wusste, was wo in der Division und später in den Brigaden punkto Truppenübungen, Beförderungen und Verabschiedungen lief. Ich schaute, dass ich an Anlässe mit Apéros gehen konnte, wo interessante Leute anzutreffen waren.

Und welche Lehren ziehen Sie aus diesen Erfahrungen?

In der Armee konnte ich ein grosses Netzwerk aufbauen, das ich im zivilen Leben bis zum heutigen Tag pflege. Gutes Netzwerken setzt Interesse an Menschen voraus.


«Marc Faber und Klaus Schwab sind Vorbilder»


Ich halte es so, dass ich jeweils schon nach ein paar Minuten im Gespräch mit jemandem folgende Einteilung mache: Performer, Average, Sleeper. Ebenso bereinige ich genau nach diesem Schema jeden Monat meine Adresskartei. Natürlich habe ich auch Vorbilder. Zum Beispiel meinen Kameraden Marc Faber sowie Klaus Schwab. Ich lese alles, was mir über ihn und das World Economic Forum (WEF) in die Hände kommt.


Thomas Caduff 180Thomas J. Caduff hat die Leitung des Teams von fundplat.com inne, eine B2B-Medien- und Event-Plattform für die Welt der Fonds und ETFs mit Abdeckung Schweiz und Deutschland. Er gründete 1989 die ICN Trust Finance in Zürich und ist deren Geschäftsführer. Davor arbeitete Caduff bei der Bank Vontobel, beim Börsenkommissariat des Kantons Zürich, bei der Credit Suisse und der UBS.

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