Sind die goldenen Zeiten im Schweizer Private Banking vorbei? Im Gegenteil, sagen ausländische Vermögensverwalter und bauen hierzulande ihr Geschäft jetzt auf. Sie sehen ihre Chancen in der Konsolidierung.

Den Abschied vom klassischen Schweizer Offshore-Banking feiern andere, nicht aber der Genfer Vermögensverwalter CdR Capital. Die Gründer haben den Standort Schweiz bewusst gewählt.

«Wir hätten unser Geschäft auch in London aufbauen können», sagt Co-Gründer Steve Smith (Bild) im Gespräch mit finews.ch. «Aber wir wählten Genf, weil wir davon überzeugt sind, dass Kunden ihre Vermögen gerne an einem Ort wissen, der für seine Tradition und sein Know-how im Private Banking wie auch für seine politische Stabilität bekannt ist.»

Partner kennen sich seit Jahrzehnten

Die Entscheidung hat auch Smiths Partner Omar Ayache massgeblich beeinflusst, der bereits in Genf stationiert war und von dort aus bei Goldman Sachs hauptsächlich Kunden aus dem Mittleren Osten betreute.

Smith und Ayache kennen sich seit gemeinsamen Zeiten bei SBC O'Conner (ehemals Bankverein, dann UBS). Dann waren beide für den Hedge Fund Dune Partners tätig. Smith wechselte weiter zum Investmentberater Albourne Partners und dann zur Credit Suisse in den Handel. Ayache war derweil bei Goldman Sachs.

Infidar und WM Partners als Modell

Ein dritter Grund war entscheidend, dass die beiden vor rund 18 Monaten in der Schweiz ein Unternehmen gründeten: Sie wussten um die Schwierigkeiten und Turbulenzen am Finanzplatz, welche insbesondere auch die unabhängigen Vermögensverwalter in Bedrängnis bringen.

Regulierung und höhere personelle Anforderungen zwingen aus Kostengründen Vermögensverwalter zu Anpassungen und Korrekturen im Geschäftsmodell. Und manch einer sieht bessere Chancen für das Weiterbestehen oder die -entwicklung seines Geschäfts, indem er es in eine Partnerschaft einbringt.

«Wir haben mit Interesse den Zusammenschluss von Infidar und WMPartners verfolgt», sagt Smith. Ob CdR Capital dem Beispiel folgen und sich durch Akquisitionen und Zusammenschlüsse auch zu einem der grossen Player unter den unabhängigen Vermögensverwalter aufschwingen wolle, lässt Smith offen.

Schallmauer durchbrochen

«Die Konsolidierung bietet für uns sicher Chancen», sagt er aber. «Zumal wir auf Grund unserer Herkunft in Britannien ein strenges regulatorisches Umfeld bereits gewohnt sind».

Ein Teil der Wachstumsstrategie von CdR ist damit klar auf Akquisitionen und Zusammenschlüsse ausgelegt. Diesen Frühling erweiterte der Investmentmanager bereits seine Expertise mit dem Genfer Vermögensverwalter Niyasa Capital und machte Inhaber Nicolas Salloum zu einem weiteren Partner.

Die Schallmauer von 1 Milliarde Dollar Kundengelder wurde damit durchbrochen – auch dank des umfangreichen Kundenbuchs, welches Ayache mitgebracht hat.

Gesucht: Weitere Senior Banker

In diesem Tempo soll es weitergehen: Smith will die verwalteten Vermögen innert eines Jahres mehr als verdoppeln. So sehe es der Businessplan vor, sagt er.

Dabei würden aber nicht wahllos Vermögensverwalter integriert oder Banker angeheuert. Man schaue sich zwar ständig nach weiteren möglichen Partnern um, erklärt Smith. «Aber wir sind wählerisch. Was wir suchen, sind Senior Banker mit einem starken Bezug zum Private Banking in der Schweiz und einer breiten internationalen Anlageexpertise.»

Der Businessplan baut allerdings auch auf organischem Wachstum auf.

Boutique mit dem Service einer Bank

Smith sagt, der Anspruch von CdR Capital – der Name steht übrigens für Cour de Rive, die Adresse der Firma – sei, einen Beratungs- und Anlage-Standard zu bieten, der für alle Kundengruppen gleich sei: Institutionelle, Family Offices, Privatkunden.

Das heisse, CdR biete in Bezug auf Investments, Produkte, Reporting und Risikokontrolle den Service einer grossen Bank, sei in Sachen Kundenbetreuung aber eine Boutique.

«Der Plan geht bislang auf, wie unser organisches Wachstum belegt», betont Smith. Eine Expansion innerhalb der Schweiz mit einem Office in Zürich stehe vorerst allerdings nicht an.

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