Nicht alles, was im ETF-Bereich in Europa oder in den USA Erfolg habe, funktioniere auch in der Schweiz, sagt Roland Fischer, Leiter von Lyxor ETF in der Schweiz und Liechtenstein. 


Herr Fischer, jüngst haben verschiedene Anbieter von Exchange Traded Funds (ETF) ihre Gebühren teilweise drastisch gesenkt. Wie erklären Sie sich das?

Im ETF-Bereich hat sich der Konkurrenzkampf in letzter Zeit verschärft. Namentlich kleinere Häuser versuchen, über Gebührensenkungen Marktanteile zu gewinnen. Das sollte allerdings nicht auf Kosten der Profitabilität geschehen, weil damit die Existenz eines ETF-Anbieters gefährdet werden kann.

Kommt dazu: Die Gesamtkostenquote (TER) ist für die Investoren lediglich die eine Seite der Medaille. Wichtige Entscheidungskriterien beim Kauf von ETF sind neben den Kosten auch die in der Grösse des Börsenspreads ausgedrückte Liquidität sowie der Tracking Error, also die Abweichung vom abgebildeten Index.


«Wir haben die Gebühren schon gesenkt»


Massgebend sollte aber der Blick auf die relative Performance eines ETF gegenüber seiner Benchmark sein. Darin sind nämlich auch Kosten enthalten, die über die Art der Indexabbildung entstehen. Zudem wird aufgezeigt, wie effizient die Dividenden vereinnahmt werden und wie allenfalls Erträge aus der Wertpapierleihe einfliessen.

Planen Sie ähnliche Gebührensenkungen?

Vor gut zwei Jahren haben wir unsere gesamte ETF-Palette auf den Prüfstand gestellt. Damals sind die Gebühren aller ETF gesenkt worden, bei denen verbesserte Marktbedingungen an Investoren weitergeben werden konnten.

Eine Voraussetzung dabei: Im Dienste der Investoren müssen die ETF auch dann überlebensfähig sein, wenn die Marktbedingungen zu gewichtigen Abflüssen führen. Heute sind wir gebührenmässig gut positioniert und planen keine weiteren Senkungen.

Die Börsen steuern trotz erheblicher Warnungen ungebremst nach oben. Dazu stellen sich zwei Fragen. Erstens: Ist allmählich eine gewisse Vorsicht angezeigt, oder steht die Ampel noch immer voll auf grün?

Die Europäischen Zentralbank (EZB) hat angesichts des insgesamt nach wie vor stotternden Wachstumsmotors und der hohen Arbeitslosigkeit in Europa weitere geldpolitische Schritte unternommen. EZB-Chef Mario Draghi hat überdies erneut betont, falls notwendig noch drastischere Massnahmen zu ergreifen.


«Südeuropa holt Schritt für Schritt auf»


Aus der Sicht der Liquidität werden die europäischen Börsenampeln zweifellos noch einige Zeit auf grün bleiben. Auch seitens der Weltkonjunktur und den USA ist derzeit kein entscheidender Börsengegenwind auszumachen.

Zweitens: Hat die seit mehr als 18 Monaten fortwährende Hausse an den Aktienmärkten die Nachfrage nach ETF vermindert?

Nein. Die Nachfrage bleibt unverändert hoch. Das gilt namentlich für ETF, die europäische Aktienindizes abbilden. Das durch die Eurokrise gebeutelte südliche Europa ist Schritt für Schritt am Aufholen. Dadurch entstehen immer wieder kleine oder grössere Erwartungsfeuerwerke.

Wenn angepackte Reformen in erste Erfolge münden, greifen die Investoren vermehrt zu. Auch im Bereich der Schwellenländer und der Rohstoffe steigt die Nachfrage seit einigen Wochen wieder. Ergebnis: Insgesamt hat Lyxor ETF bei den Neugeldzuflüssen 2014 die Drei-Milliarden-Franken-Grenze überschritten.

Manche Asset Manager sind im hiesigen Markt mit riesigen Marketingbudgets und riesigen Sales-Teams omnipräsent. Wie haben Sie da noch eine Chance?

Wie so oft im Leben, geht es um die Qualität und nicht die Quantität. Ein riesiges Marketing-Budget und ein riesiges Sales-Team sind noch lange keine Garanten für den von den Investoren erwarteten hervorragenden Service.


«Wir arbeiten hoch profitabel»


Wir setzten deshalb lieber auf ein kleines, dynamisches und kompetentes Team, das die vorhandenen Ressourcen effizient und gezielt einsetzt. Gemessen am Vermögen, dass wir in der Schweiz verwalten, arbeiten wir entsprechend hoch profitabel.

Wie reagieren Sie auf die Tatsache, dass laufend neue Asset Manager in die Schweiz kommen?

Der Zuzug neuer Asset Manager auf dem Schweizer Finanzplatz ist zu begrüssen. Dies zumal dann, wenn sie den Standort Schweiz durch innovative Konzepte bereichern. Dabei sollte die Schweiz allerdings stets als eigenständiger Markt ernstgenommen werden.

Nicht alles, was in Europa oder den USA Erfolg hat, funktioniert auch bei den Schweizern. Innovative Asset Management-Konzepte sind aber unbedingt vonnöten, weil ja die Investoren nicht unbedingt auf den x-ten EuroStoxx-50-ETF warten.

Wie differenzieren Sie sich in diesem mittlerweile extrem hart umkämpften ETF-Markt?

Wir ergreifen immer wieder originelle und viel beachtete Initiativen. Beispielsweise hat unsere Forschungsabteilung vor Jahresfrist auf Grund von wissenschaftlichen Erkenntnissen den «ETF-Effizienz-Indikator» lanciert. Damit lassen sich alle ETF vergleichen, die denselben Index abbilden.


«Wir sichern einen tiefen Börsen-Spread»


Zudem achten wir darauf, bei unseren ETF eine möglichst hohe Liquidität und damit einen tiefen Börsen-Spread sicherzustellen. Last, but not least bringen wir regelmässig innovative Indexkonzepte auf den Markt.

Auf welche neuen Produkte aus Ihrer Palette sind Sie aktuell besonders stolz?

Wir haben im Februar 2014 an der SIX Swiss Exchange den «Lyxor ETF SG Global Quality Income» kotiert. Dieser zählt zu den «Smart Beta-ETF», mit denen die Performance der klassischen marktgewichteten Aktienindizes mit einem geringeren Risiko erreicht oder geschlagen werden soll.

Der von unserer Forschungsabteilung entwickelte «SG Global Quality Income Index» setzt auf stabile und globale Unternehmen, die sich als dauerhafte Quelle von Performance, Kapitalschutz und Wachstum erwiesen haben. Deren Aktien bilden die Anlageklasse «Quality Income»: Langfristig ausgerichtete Privatinvestoren und Institutionelle wie Stiftungen, Family Office oder Pensionskassen sollen von einem qualitativ überdurchschnittlichen Dividendenstrom profitieren.

Wie sehen die Expansionspläne bei Lyxor Asset Management in der Schweiz aus?

Wir haben bereits im vergangenen Jahr unser lokales Sales-Team aufgestockt. Zudem arbeiten wir mit anderen europäischen Teams enger zusammen. Dadurch entstehen Synergien über die Landesgrenzen hinweg.


«Da werden offene Türen eingerannt»


Wie in den Jahren zuvor, haben wir auch 2013 unsere Asset-Basis deutlich vergrössern können. Wir festigen damit unsere Position als «Tier-1-ETF-Anbieter» in der Schweiz. So wie es bislang aussieht, könnten wir dieses Jahr bei den Neugeldzuflüssen wieder einen neuen Rekord feiern.

Die Schweiz will sich als Asset-Management-Kompetenzzentrum positionieren. Zwei Fragen. Erstens, was halten Sie von dieser Idee?

Das ist eine gute Idee. Dabei werden allerdings viele offene Türen eingerannt: Meiner Meinung nach ist die Schweiz de facto schon jetzt eines der wichtigsten Kompetenzzentren für Asset-Management in Europa.

Wie stufen Sie diese Idee ein?

Das Vorhaben ist realistisch, weil die Schweizer Asset-Management-Industrie – wie gesagt – schon heute kein «Nobody» ist.

Welche Erfolgschancen geben Sie dem Vorhaben?

Es gibt eine Bedingung für eine weitere, erfolgreiche Entwicklung des Asset Management in der Schweiz: Die regulatorischen Vorgaben und die Rahmenbedingungen müssen am Standort Schweiz so geschaffen sein, dass sie für alle inländischen und ausländischen Finanzdienstleister interessant und global konkurrenzfähig bleiben.


Roland Fischer 6Roland Fischer ist Head of Lyxor ETF Switzerland & Liechtenstein bei Société Générale Corporate and Investmentbanking in Zürich. Er leitet dieses Geschäft seit Oktober 2011. Vorher war er bei db x-trackers, der ETF-Plattform der Deutschen Bank, in Frankfurt sowie in Hongkong tätig. Roland Fischer studierte an der Goizueta Business School in Atlanta, USA, sowie an der Frankfurt School of Finance and Management – mit einem Schwerpunkt auf dem Gebiet der ‹Quantitative Finance›.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.62%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.19%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.54%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.42%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.23%
pixel