Für Arnaud Llinas bringt der aggressive Preiskampf in der ETF-Branche nicht nur Gutes mit sich. Anleger sollten noch auf andere Aspekte achten, sagt der ETF-Chef des französischen Anbieters Lyxor. 


Herr Llinas, Lyxor hat unlängst angekündigt, drei auf die Indizes CAC 40, IBEX 35 und den DAX aufgelegte Exchange Traded Funds (ETF) von der indirekten synthetischen auf eine direkte physische Indexabbildung umzustellen. Wozu?

Wir wollen für die Investoren die effizientesten ETF kreieren. Für jeden einzelnen Index wird deshalb jene Replikationsmethode ausgewählt, die dem Kunden am meisten zugute kommt. Der Lyxor UCITS ETF DAX ist in der Schweiz kotiert, die ETF auf den französischen CAC 40 und den spanischen IBEX 35 in ihren Ursprungsländern.

Ist die physische Replizierung ein Megatrend in der ETF-Branche?

Eher in den USA als in Europa. Lyxor kann jede Struktur einsetzen, um je nach Index die bestmögliche Performance zu erzielen. Was den kleinen Unterschied macht, ist die Tatsache, dass wir möglicherweise der einzige Anbieter sind, der beide Replikationsmöglichkeiten offeriert. So gesehen sind wir neutral und streben wie erwähnt das beste Risk-/Risiko-Profil für den Kunden an.

Planen Sie weitere Umstellungen?

In absehbarer Zeit werden wir unsere ETF-Palette im Bereich europäischer Staatsanleihen umstellen, da eine Swap-basierte Replikationen keinen Mehrwert bietet. Ausserdem wollen wir bei diesen Produkten künftig keine Wertschriften-Ausleihungen (Securities Lending) mehr machen, weil das ebenfalls keinen Mehrwert liefert.


«Die Gebühren sind nur eine Dimension»


Umgekehrt werden wir keine Umstellungen in den Anlageklassen Emerging Markets und US-Aktien machen, da Swap-basierte ETF in dem Bereich einen ausreichenden Mehrwert bieten, sowohl was die Tracking Difference als auch den Tracking Error anbelangt.

Seit einigen Monaten tobt in der ETF-Branche ein wahrer Preiskampf. Grosse Anbieter wie BlackRock oder die UBS haben ihre Gebühren zum Teil signifikant reduziert. Kann und will da Lyxor halten?

Die Gebühren sind lediglich eine Dimension der Qualität, die ein ETF auszeichnet. Anleger sollten bei der Auswahl noch auf andere Kriterien achten, etwa auf die Tracking-Effizienz, die Transaktionskosten, das Portfolio-Management oder die Liquidität eines Produkts.

Bei Lyxor steht die Gesamtqualität eines Produkts im Vordergrund und nicht bloss die Gebühr. Wo nötig, können wir selbstverständlich auch unsere «Fees» senken, was wir auch schon getan haben.


«Der Markt wird fragmentiert»


Generell denken wir allerdings, dass die Vervielfachung von ETF durch die Lancierung von so genannten Core-Produktreihen dem Anleger nichts bringt. Sie erhöht bloss die Anzahl der Produkte auf einen Index, wobei es dann ETF mit tiefen Gebühren, Volumina und tiefer Liquidität gibt sowie ETF, bei denen genau das Gegentei der Fall ist.

Warum?

Das führt einzig zu einer weiteren Fragmentierung des Marktes und verwässert die Liquidität insgesamt. Das stellt für die Kunden einen Effizienzverlust dar. Lyxor wird daher auch künftig nur je einen Fonds pro Index anbieten und darauf achten, die höchstmögliche Liquidität und beste Performance zu liefern.

Wie ist Lyxor aktuell aufgestellt, um die Anforderungen in der Branche zu bewältigen?

Wir haben unsere Präsenz im europäischen ETF-Markt weiter erhöht und in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres einen Zufluss von 2,5 Milliarden Euro verzeichnet, was einem 13-prozentigen Zuwachs unserer verwalteten Vermögen entspricht. Die Zuflüsse waren besonders im Monat Mai signifikant. Da haben wir rund 1 Milliarde Euro eingenommen, was in der Branche der weltweit drittgrösste Zufluss überhaupt war.

Wohin floss dieses Geld bei Lyxor?

Vor allem in zwei Bereiche: Rund 1,9 Milliarden Euro in Aktien-ETF und 600 Millionen Euro in festverzinsliche ETF. Die Anleger zeigten dabei eine grosse Vorliebe für europäische Aktien und globale Aktien sowie für europäische Staatsanleihen.


«Wir sind der drittgrösste Anbieter in Europa»


Wo positioniert sich Lyxor im Vergleich zu den ganz grossen Namen in der ETF-Branche?

Lyxor ist der drittgrösste Anbieter von ETF in Europa mit mehr als 36,5 Milliarden Euro per Ende April 2014. Durch den Zugriff auf 175 ETF, die weltweit an 13 regulierten Börsen notiert sind, bieten wir den Anlegern gute Möglichkeiten für eine Diversifikation über alle Anlageklassen hinweg.

Als Zeichen unseres Anspruch auf Qualität hat Lyxor bereits 2011 eine ETF-Charta eingeführt. Damit stellen wir sicher, dass jeder ETF von Lyxor den höchsten Standards für Performance und Tracking-Effizienz, Liquidität und Transparenz gerecht wird.


Arnaud Llinas ist seit Januar 2013 Global Head of ETFs & Indexing. Der Franzose startete seine Karriere als Risikoanalyst bei Fauchier Partners, einem Fund-of-Hedge-Funds, der seinerzeit dem französischen BNP-Paribas-Konzern gehörte und heute im Besitz der Legg-Mason-Gruppe ist. Später wechselte Llinas zur Lyxor-Muttergesellschaft Société Générale, wo er zwischen 2005 und 2008 eine ETF-Plattform entwickelte. In der Folge war er für weitere Projekte zuständig, bevor er seine heutige Funktion übernahm. Er promovierte an der Ecole Supérieure d'Electricité (Supélec) und hält einen Master in Finanzwissenschaften der Pierre und Marie Curie University in Paris.

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