Dank seiner Grösse ist der Vermögensverwalter WMPartners in einer komfortablen Ausgangslage, wie CEO Heiner Grüter im Interview mit finews.ch behauptet. Nun sollen Akquisitionen folgen. Aber die Kriterien dafür sind hoch.

Herr Grüter, 100 Tage sind verstrichen, seit Infidar und WMPartners fusioniert haben. Wie läuft's?

Bislang sehr gut. Unser Ziel war von Anfang an, die Kontinuität für unsere Kunden zu gewährleisten. Das haben wir erreicht. Ein Kunde möchte mit seinem Kundenberater weiterarbeiten und seine Dienstleistung weiterhin erhalten. Ihn interessiert in einer ersten Phase weniger, was die Integration an interner Neuorganisation mit sich bringt. Diese gibt es natürlich auch, und es stehen noch gewisse Bereiche an, beispielsweise müssen noch einzelne IT-Systeme integriert werden.

Wie reagierten die Infidar-Kunden auf die Namensänderung?

Natürlich nahmen sie das wahr. Aber wir können mit gutem Gewissen sagen, dass der Wechsel zu WMPartners bei den Infidar-Kunden keine grossen Wellen geworfen hat.

Mit der Fusion zu einem neuen Unternehmen hätte man auch einen neuen Namen schaffen können.

Diese Überlegung gab es auch. Wir haben uns aber entschieden, dass nicht gleich zwei bekannte Namen unter den Vermögensverwaltern verschwinden müssen.

Mit 4 Milliarden Franken Kundengeldern ist WMPartners unter den grössten der unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz. Was bringt das?

Die Integration erfolgte nicht primär aus Kostengründen. Der Haupttreiber des Vorhabens war, in allen operativen Bereichen eine kritische Grösse zu erlangen.


«Für einen Rückzug gibt es keine Notwendigkeit»


Wir können unseren Grad der Spezialisierung besser aufrechterhalten und ausbauen, wenn auch die entsprechenden Ressourcen vorhanden sind. Kurzum: Der Zusammenschluss hat insgesamt zu einer weiteren Professionalisierung geführt.

Gab es einen Stellenabbau?

Es hatten sich an zwei Positionen Doppelspurigkeiten ergeben.

Kann WMPartners auf Grund der neuen Grösse weiterhin alle bisherigen Märkte bedienen oder kommt es zu Bereinigungen?

Durch den Zusammenschluss haben wir fast in jedem Markt mehr Kunden. Natürlich überprüfen wir regelmässig unsere Positionierung. Aber für einen Rückzug aus gewissen Märkten gibt es keine akute Notwendigkeit.

In welchen Ländern sind sie aktiv?

Hauptsächlich in der Schweiz sowie in Deutschland und Österreich. Wir haben aber auch Kunden in anderen Ländern innerhalb und ausserhalb Europas. Die Geschäfte von WMPartners und Infidar sind ja über Jahrzehnte organisch gewachsen. Durch die Mobilität der Kunden hat sich auch eine geografische Diversifikation ergeben. Im Moment leben wir gut damit.

Und wo wollen sie wachsen?

Wir sind dabei, unsere Wachstumsmärkte zu definieren. Im Vordergrund stehen sicherlich solche, in denen wir bereits aktiv sind oder in denen wir ein überdurchschnittliches Potenzial sehen. Aber wir beobachten natürlich auch die regulatorischen Veränderungen. Im Moment prüfen wir verschiedene Opportunitäten.

Im Private Banking heisst es: 1 Milliarde Franken an Kundengeldern sei die Mindestgrösse in einem Markt, um profitabel arbeiten zu können.

Als unabhängiger Vermögensverwalter haben wir deutlich tiefere Betriebskosten pro Markt als eine Bank. Ein Beispiel: Wenn eine Bank im Land X tätig sein will, muss sie ein taugliches Steuerreporting aufbauen. Dafür braucht es qualifiziertes Personal, IT-Systeme etc. Wir können mit viel geringeren Kundengeldern pro Markt profitabel arbeiten.

Was sind ihre Ziele bezüglich Neugeld?

Wir streben organisches Wachstum an, einerseits mit bestehenden Kunden, denen wir nun eine breitere Dienstleistungspalette anbieten können, andererseits wollen wir weitere Kundenberater rekrutieren.


«Wir sind offen für Akquisitionen»


Da sehen wir im gegenwärtigen Umfeld sehr gute Chancen. Wir sind auch daran interessiert, ganze Teams zu integrieren – und wir sind offen für weitere Akquisitionen.

Da müsste es zurzeit auch Möglichkeiten geben.

Ja, aber unsere Messlatte bezüglich Grösse und Struktur ist hoch. Klar wollen wir die Rolle des Konsolidierers einnehmen. Aber wir suchen natürlich Vermögenverwalter, die uns wirklich weiterbringen.

Was suchen Sie denn?

Wichtigstes Kriterium bei einer Akquisition ist die Frage, ob die Kundenbasis «sauber» ist. Und zwar überprüfbar «sauber». Zweites Kriterium ist: Welche Vision hat dieser Vermögensverwalter, und wie gut ist er auf die Marktentwicklungen eingestellt? Wir wollen nicht akquirieren, um zunächst zu restrukturieren. Und natürlich haben wir quantitative Kriterien. Kundengelder und Umsatz sollten substanziell sein. Wir halten Augen und Ohren offen.

Welches Risiko gehen Sie bei einer Akquisition ein?

Jede Sorgfältigkeitsabklärung (Due Diligence) hat ihre Grenzen. Dennoch erlaubt sie Einsichten, dass Risiken erkennbar werden. Ein wichtiges Indiz ist beispielsweise, wie schnell und umfassend ein Vermögensverwalter unsere Fragen beantworten kann. Wer gut organisiert und dokumentiert ist, kann schnell reagieren. Braucht er dafür Wochen im stillen Kämmerlein, dann stimmt uns das sehr vorsichtig. Aber man kann sich auch vertraglich gegen Risiken absichern.

Wie steht es um die Profitabilität? Sind Ihre Kennzahlen mit denjenigen von Privatbanken vergleichbar?

Obwohl die Geschäftsmodelle unterschiedlich sind, ist die Profitabilität grundsätzlich ähnlich. Banken haben zwar eine längere Wertschöpfungskette, aber sie müssen dafür auch die Ressourcen bereitstellen, wodurch sie höhere Kosten tragen.


«Wir haben die optimale Grösse»


Die wesentlichen Treiber der Profitabilität sind aber ähnlich: Nämlich auf den angebotenen Dienstleistungen einen ansprechenden Ertrag zu erzielen.

Das Angebot in der Schweizer Vermögensverwaltung ist riesig. Wie differenzieren Sie sich?

Ein guter Teil der Konkurrenz fällt weg, weil wir keine Bank sind und damit in Bezug auf die Auswahl der Depotbank und der Produkte flexibel sind. Das ist für viele Kunden schon mal entscheidend, weshalb sie einen unabhängigen Vermögensverwalter wählen.

Das ist immer noch ein weites Feld...

Das stimmt. Was uns von den allermeisten anderen unabhängigen Vermögensverwaltern unterscheidet, ist unsere Grösse. Diese erlaubt es uns, die angebotenen Dienstleistungen auf einem sehr hohen Spezialisierungsgrad zu erbringen. Unsere Prozesse sind entsprechend strukturiert und systematisiert, was wohl nicht jeder Vermögensverwalter kann. Gleichzeitig sind wir noch so überschaubar, dass wir dem Kunden Flexibilität und Nähe bieten können.

Und ihr Fondsgeschäft ist keine Einschränkung der Unabhängigkeit?

Nein. Unsere Kundenberater sind nicht produktorientiert, sonst würden sie ja nicht bei uns arbeiten.

Die Banken konzentrieren sich mehr und mehr auf das Segment der sehr vermögenden Kunden. Ist das auch Ihr Fokus?

Wir haben keine Kundensegmentierung in dieser Form und setzen auch keine fixe Grösse an Geldern voraus, die ein Kunde mitbringen muss. Es ist aber sicherlich so, dass sich gewisse Dienstleistungen erst ab einer bestimmten Portfoliogrösse sinnvoll und kosteneffizient erbringen lassen.


«Das Kundengeschäft ist von Julius Bär losgelöst»


Ein Kostenfaktor bei Ihnen sind die Depotbanken. Sie arbeiten mit 30 zusammen. Ist das nicht allzu komplex?

Das ist komplex und auch ein Kostenfaktor. Aber die Zahl von 30 Depotbanken ist ja auch historisch entstanden. Das heisst, die Prozesse sind vorhanden und eingespielt. Mit der Integration hat sich die Anzahl nicht einmal wesentlich erhöht. Stattdessen sind die Kundengelder pro Depotbank gestiegen. Die relativen Kosten sind also eher gesunken. Natürlich sind wir auch hier eher an einer Konsolidierung interessiert. Diese wird von den Depotbanken aber selber vorangetrieben.

Inwieweit profitieren sie von Julius Bär als Besitzerin von WMPartners?

Bei Julius Bär versteht man das Geschäftsmodell eines unabhängigen Vermögensverwalters sehr gut. Wir arbeiten in den Bereichen IT, Legal und Compliance, HR-Administration zusammen. Aber unser Kundengeschäft ist von Julius Bär losgelöst. Wir operieren völlig unabhängig bei der Wahl der Depotbanken, beim Anlageprozess und bei der Auswahl der Anlageinstrumente. Diese Konstellation ist für uns so etwas wie «das Beste aus beiden Welten».


Im vergangenen April hat die Bank Julius Bär ihre Tochter Infidar mit dem Vermögensverwalter WMPartners fusioniert. Insgesamt beschäftigt die neue Firma nun 50 Personen, und verwaltet rund 4 Milliarden Franken an Kundenvermögen. Damit zählt das Unternehmen zu den grössten unabhängigen Vermögensverwaltern hierzulande. CEO ist Heiner Grüter, der seit 2011 WMPartners geleitet hatte. Der 43-Jährige ist ein Quereinsteiger. Er startete seine Laufbahn als Berater bei Bain & Company und wurde dann Partner und CEO beim E-Business-Anbieter Unic und anschliessend Managing Partner beim Beratungsunternehmen Meridium Partners.

 

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