Was würden die beiden Vermögensverwalter Bert Flossbach und Kurt von Storch für ihr Unternehmen kriegen?

(Cologne © Shutterstock)

Ein kürzlicher Artikel im deutschen «Manager Magazin», wonach die Eigentümer des Kölner Vermögensverwalters Flossbach von Stroch einen Verkauf planten, sorgte in der Branche für allerhand Aufsehen. Denn unmittelbar nach Erscheinen des Beitrags widerrief das Unternehmen jegliche Veräusserungsabsichten, wie auch finews.ch berichtete.

Bert Flossbach 500

Man habe lediglich die Möglichkeiten einer langfristigen Nachfolgeregelung intern sowie mit Fachleuten besprochen, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Trotz dieses Dementis wird weiter über eine allfällige Transaktion spekuliert. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Frage, wie viel Geld denn die beiden Haupteigentümer Bert Flossbach (Bild oben) und Kurt von Storch (Bild unten), sie halten beide 42 Prozent an ihrem Unternehmen, kriegen würden.

Kurt von Storch 1 kopie

200 Millionen Euro sind zu wenig

Bei der Bewertung einer Vermögensverwaltung orientiert man sich hauptsächlich an den verwalteten Vermögen. Diese betragen bei Flossbach von Storch 16 Milliarden Euro. Doch die 200 Millionen Euro, die derzeit in einigen Medien im Gespräch sind, sind nach Meinung von Experten zu niedrig angesetzt.

1/80 beziehungsweise 1,25 Prozent des verwalteten Vermögens seien viel zu wenig, heisst es in der deutschen Vermögensverwaltungsbranche. Realistischer seien 1,5 Prozent bis 1,75 Prozent. Hinzu käme noch das Eigenkapital, so dass die Gesamtsumme bei 240 Millionen Euro bis 250 Millionen Euro liegen dürfte.

Zusätzliche Prämie für Firmentreue

«Sollten die Firmengründer noch einige Jahre an Bord bleiben, könnte dieser Wert sogar um weitere 20 Prozent nach oben gehen», sagt Frank Wieser, Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Packenius, Mademann + Partner in Düsseldorf .

Den hohen Preis erklärt er mit dem starken Markennamen, dem so genannten Brand, der vor allem auf ausländische Käufer attraktiv wirken dürfte. Als Beispiel nennt Wieser den Verkauf der Traditionsbank Merck Finck an die katarische Investmentgesellschaft Precision Capital.

Marke spielt wichtige Rolle

Diese soll rund eine Milliarde Euro für die deutsche Bankengruppe gezahlt haben. «Ohne den in Europa hoch angesehenen Namen würden die Investoren aus dem Nahen Osten wohl kaum so viel Geld für die Bank locker machen wollen», ist Wieser überzeugt.

Kathrin Eichler, Geschäftsführerin der Eichler & Mehlert Finanzdienstleistungen in Düsseldorf, die im vergangenen Jahr die Vinke Vermögensverwaltung übernommen hat, hält einen 20-prozentigen Aufschlag für das Bleiben der Firmengründer ebenfalls für angemessen.

Dies sei allerdings eher eine Richtgrösse, die von mehreren weiteren Faktoren abhänge. Zum Beispiel von der Frage, ob die Firmengründer weiterhin freie Hand haben würden. Dies sei gerade bei grossen institutionellen Investoren schwierig, da diese oft eigene Richtlinien haben, die die Firmengründer dann ebenfalls befolgen müssten.

Alpha-Tiere müssen sich anpassen

Ein weiteres Problem: «Für dominante Führungspersönlichkeiten könnte es schwierig werden, sich plötzlich an bestehende Strukturen und vorgegebene Prozesse anpassen zu müssen.»

Wenn man den fairen Wert einer Vermögensverwaltung ermitteln will, müsse man zudem weitere, nicht-monetäre Faktoren berücksichtigen. Dazu zählen laut Eichler vor allem das Management in der zweiten Reihe sowie die Kundenbindung.

Fragen über Fragen

Wie lange sind die Manager, die eine Ebene unter den Firmengründern angesiedelt sind, im Unternehmen? Wie stark sind sie in die Kundenbetreuung involviert? Wie ist die Kundenstruktur? Und wenn das Durchschnittsalter der Kunden recht hoch ist - wie gut ist der Kontakt zu potenziellen Erben?

Die Antworten auf diese Fragen bestimmen den Unternehmenswert massgeblich mit.


Dieser Beitrag erschien in einer längeren Version auch im «Private Banking Magazin».

 

 

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