Während die Asset-Management-Industrie im Ausland nach der Gesetzesflut der vergangenen Jahre wieder auf Wachstums umstelle, dürften die Schweizer Vermögensverwalter noch Jahre mit Regulierungsfragen beschäftigt sein, warnt Marco Chinni, CEO der Beratungsfirma Primecoach.

Das ist interessant: Am nächsten G20-Gipfel im November ist erstmals seit Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 das Thema Wirtschaftswachstum traktandiert. Konjunktur-Stimuli und Finanzmarkt-Regulationen sind zwar nach wie vor wichtige Diskussionspunkte.

Doch die Gesetzesschwemme hat im Ausland ihren Zenit erreicht, so dass die Finanzinstitute allmählich wieder Wachstumsstrategien andenken und implementieren können. Doch offenbar hinkt die Schweiz gerade in Sachen Finanzmarkt-Regulation dem Ausland hinterher.

Die EU ist weiter

«Während die EU mit der ‹Markets in Financial Instruments Direktive› MiFID schon längst den Anlegerschutz modernisiert hat, dürfte sich die Einführung des Schweizer Finanzdienstleistungsgesetz FIDLEG noch Jahre hinausschieben», erklärt Marco Chinni (Bild), Gründer und CEO der Schweizer Beratungsfirma Primecoach.

«Dies ist ein weiterer Bremsklotz für den Finanzplatz Schweiz, der sich als globaler Asset Managementmarkt etablieren möchte», gibt der Unternehmer zu bedenken. Während sich die ausländischen Konkurrenten wieder vermehrt ihren Kunden widmen und den Geist frei machen könnten für innovative Lösungen, müssten sich die Vermögensverwalter in der Schweiz leider noch lange mit regulatorischen Fragen beschäftigen.

FIDLEG möglichst rasch durchwinken

Damit der Asset-Management-Platz Schweiz nicht noch mehr ins Abseits gerät, müsse rasch gehandelt und die Aufholjagd intensiviert werden, so Chinni weiter. Darum empfiehlt er den Politikern und Regulatoren, das FIDLEG so rasch wie möglich durchzuwinken, da es eh eine entsprechende Regulierung braucht, um den Anschluss an die EU-Richtlinien zu gewährleisten.

Den einzelnen Marktteilnehmern rät er, die Implementation der neuen Regulierungen schon jetzt vorzubereiten und bereits Geschäftsstrategien zu entwickeln, welche auf Wachstum und Expansion ausgerichtet sind. Gerade kleinere Marktteilnehmer stünden hier vor dem Problem knapper Personalressourcen, so Chinni weiter.

Knallharte strategische Ziele

Immer wieder beobachtet er, dass Abläufe auf bestehende Mitarbeiter ausgerichtet sind statt auf knallharte strategische Ziele. Mit dem Beizug externer Berater könnten derartige Fehler vermieden und die Anpassungsprozesse beschleunigt werden.

Ausserdem müsse das operationelle Setup an die neuen Regulationen und Strategien angepasst und optimiert werden. «Nur wer ohne Reibungsverluste produziert, und nur wer seine Governance- und Compliance-Prozesse im Griff hat, ist fit für die Zukunft», bekräftigt Chinni.

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