Indien war Jahrtausende lang der weltweit grösste Goldkäufer. Angeblich stehen nun aber Smartphones höher im Kurs.

Vergangene Woche endete die Shradh, eine Zeit, in der die Inder ihrer Ahnen gedenken und den Verstorbenen Respekt zollen. Während dieses wichtigen hinduistischen Ereignisses gilt es traditionell als unheilvoll, mit neuen Projekten oder Investitionen zu beginnen.

Doch wie aus einem Artikel von der Online-Plattform «Mineweb» hervorgeht, brechen vor allem jüngere Inder mit dieser Tradition. Aber nicht in der Weise, wie es manche Leser im Westen wohl erwarten würden.

Was wollen die Jungen?

Stattdessen beendeten einige junge Inder vorzeitig das Shradh, um zu den derzeit niedrigen Preisen Gold zu kaufen. Prognosen also, wonach Inder ihr Gold lieber gegen Konsumgüter aus der Hightech-Branche «austauschen», sind mindestens so alt wie der Gold-Bullenmarkt. Aber bislang haben sie sich als falsch erwiesen.

Das einzige, was wirklich den Appetit der Inder auf Gold zügelte, waren die von der Regierung verhängten Importbeschränkungen, um damit die gewaltige Nachfrage nach dem Preissturz in 2013 zu unterdrücken.

Die Senke der Welt

Doch Indiens Goldindustrie findet Alternativen, auch wenn diese bedeuten, dass sie das Gold buchstäblich ins Land schmuggeln muss. Auch hat sie neue Möglichkeiten entwickelt, um die so genannte 80:20-Regel zu umgehen, bei der Edelmetall importiert wird, um es (angeblich) daraufhin gleich wieder auszuführen, um die hohe Versteuerung zu vermeiden.

Plinius der Ältere sprach bereits vor rund 2'000 Jahren über die Auswirkungen eines Leistungsbilanzdefizits, worauf sich viele europäische Kommentatoren beziehen, wenn sie Indien als die «Senke der Welt» bezeichnen, in der jede vierte weltweit verkaufte Feinunze Gold landet.

Kann eine Kultur, die bereits dermassen lange existiert, tatsächlich von Flachbildfernsehern und iPhones geändert werden?