Die für ihre Indexfonds bekannte Société-Générale-Tochter Lyxor Asset Management verwaltet auch aktive Anlagen. Diese könnten im aktuellen Börsenumfeld an Bedeutung gewinnen, sagt Florence Barjou.

Obschon einige wichtige Börsen bereits hoch bewertet sind, politische Unsicherheiten in verschiedenen Teilen der Erde existieren und sich die wirtschaftlichen Perspektiven generell abgeschwächt haben, erfreuen sich die Finanzmärkte weiterhin einer verblüffend guten Verfassung.

Doch das könnte trügerisch sein. Im Rückblick gestalteten sich die Enden langer Börsenhaussen stets unter solchen Umständen. Das findet auch Florence Barjou (Bild).

Jetzt an einem Wendepunkt

Die Französin verantwortet bei Lyxor Asset Management zusammen mit Cédric Baron eine ganze Reihe von Absolute-Return-Fonds, die unter dem Sammelnamen ‹Lyxor Absolute Return Multi Assets 8› laufen. Und sie ist überzeugt, dass die Entwicklung an den Finanzmärkten jetzt an einen Wendepunkt angelangt ist, oder zumindest kurz davor steht.

Dafür gebe es genügend Indizien, versichert Barjou im Gespräch mit finews.ch. In den USA stosse der Hausse-Zyklus allmählich an ein Ende, seit die amerikanische Notenbank eine Zinserhöhung immer deutlicher in Aussicht stelle und den Geldstrom sukzessive drossele. China wiederum sei es noch nicht gelungen, den Beweis zu erbringen, schwächere Exporte mit einer verstärkten Binnenorientierung kompensieren zu können. Und nun würden auch noch die politischen Unruhen in Hongkong die Anlegerstimmung beeinträchtigen.

Zu wenig Austerität

Vollends skeptisch gibt sich Barjou in Bezug auf Europa, wo die Investoren in den vergangenen zwei Jahren doch schöne Aktienrenditen einfahren konnten. Aber auch damit könnte es nach den Worten der Lyxor-Managerin bald Schluss sein.

Zwar hätten verschiedene Peripherie-Länder der EU mit ihren Austeritäts-Programmen beachtliche Fortschritte erzielt, doch im Kern sei die Union wirtschaftlich noch nicht überm Berg. Ausgerechnet ihrem Heimatland Frankreich respektive der dortigen Regierung unterstellt Barjou, Reformen und Ausgabensenkungen zu wenig resolut an die Hand genommen zu haben. Barjou erwartet in dieser Hinsicht auch keine wesentlichen Veränderungen.

Drei Indikatoren

Vor diesem Hintergrund schliesst die Lyxor-Fondsmanagerin nicht aus, dass der Börse in den nächsten Monaten eine deutliche Korrektur drohen könnte. Insofern würde damit die Stunde für ihre aktiv verwalteten Fonds geschlagen haben. «In nächster Zeit wird vor allem ‹Stock Picking› angesagt sein», erklärt Barjou. Sich als Anleger weiterhin auf ganze Märkte oder Länder zu verlassen, könne nun keine Strategie mehr sein.

Barjou empfiehlt jetzt vor allem drei Dinge: Erstens, Diversifikation, da es relativ schwer sei, in diesem fragilen Marktumfeld auszumachen, wo die Korrektur anfangen könnte. Zweitens, Flexibilität, da ein Kurszerfall sehr rasch vonstatten gehen dürfte, so dass Anleger nicht in langfristig gebundenen Investments gefangen sein sollten. Und drittens, Stock Picking, denn künftig dürften bloss noch einzelne Titel den Markt schlagen.

Potenzial in europäischen Bankentiteln

In ihrer Fondspalette, die 2010 gestartet wurde, verwaltet Barjou aktuell rund 400 Millionen Euro, also knapp 500 Millionen Franken. Bis Ende Jahr sieht sie auch Potenzial in europäischen Bankentiteln. Denn diese seien unverändert günstig bewertet und dürften nach der Bildung der Bankenunion in Europa zum Jahreswechsel 2014/2015 zu einem signifikanten Kursanstieg ansetzen. Wer also frühzeitig dabei sei, könnte im nächsten Jahr seine Früchte ernten.

Ein grosses Fragezeichen setzt Barjou hinter die Rohstoffe, die bis vor einigen Jahren stark zulegten. An eine solche Renaissance glaubt die Lyxor-Fondsmanagerin nicht. Das äussere sich beispielsweise auch darin, dass trotz der diversen kriegerischen Konflikte in der Welt der Ölpreis nicht angezogen habe.

Kein Comeback des Goldes

Ebenso wenig glaubt Barjou an ein Wiedererstarken des Goldes. Da sei die Diskussion um allfällige Zinserhöhungen in den USA bereits in einem allzu fortgeschrittenen Stadium.

Da auch Asien, inklusive Japan, mittlerweile durchzogene Wachstumsperspektiven aufweisen würden, sieht Barjou das grösste Potenzial für Stock-Picker in Europa. Doch das verlange einiges an Geschick, das sich die aktiven Fondsmanager von Lyxor Asset Management aber offenbar zutrauen.

Breit abgestütztes Know-how

Barjou arbeitet seit 2006 bei der Société-Générale-Tochter Lyxor, zuvor war sie in der volkswirtschaftlichen Analyse bei BNP Paris tätig, wo sie die Schwellenländer-Märkte abdeckte. Studiert und promoviert hat sie in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Paris Dauphine sowie an der Hochschule von Nanterre. Seit 2013 leitet sie den Bereich Multi-Asset Investments bei Lyxor.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.31%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.78%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.86%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.42%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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