Die neuste Studie von BAK Basel zeigt die enorme Bedeutung des Schweizer Finanzsektors. Doch bei der Frage, wie sich der Strukturwandel auswirken wird, stossen auch die Experten an ihre Grenzen, stellt Martin Hess von der Bankiervereinigung fest.

Martin Hess 133x200Martin Hess ist Leiter Wirtschaftspolitik bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Die Zahlen von BAK Basel sind beeindruckend: 246'000 Personen in der Schweiz arbeiten im Finanzsektor. Dies ist zwar nur jeder 20. aller Erwerbstätigen. Durch die hohe Produktivität erwirtschaften diese aber jeden 9. Schweizer Franken und leisten so einen wichtigen Beitrag zur inländischen Wertschöpfung.

Zudem generiert jeder Erwerbstätige im Finanzbereich im Schnitt eine zusätzliche Arbeitsstelle in einem anderen Sektor, sei es durch den Bezug von Vorleistungen der Finanzinstitute oder durch die persönliche Konsumnachfrage. Damit hängt in der Schweiz jede 10. Arbeitsstelle direkt oder indirekt vom Finanzsektor ab. In diesen Bereichen wird auch jeder 7. Steuerfranken von Bund, Kantonen und Gemeinden generiert.

Weniger Stellen im Bankensektor

Die Experten prognostizieren jedoch wenig überraschend, dass der Finanzsektor in Zukunft weniger Stellen schaffen wird als die übrigen Wirtschaftssektoren. Für das laufende Jahr erwartet BAK Basel einen Beschäftigungsrückgang im Bankensektor, während der Versicherungsbereich weiter zulegen kann.

Konjunkturprognosen 2014/2015

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Neue Kundenbedürfnisse

Auf Grund der positiven Markt- und Vermögensentwicklung wird der Bankensektor auch in Zukunft solide Wachstumsraten aufweisen. Deutliche Produktivitätsgewinne durch die Industrialisierung von Prozessen und die Digitalisierung werden es der Branche sogar erlauben, sowohl kurz- als auch langfristig schneller als die Gesamtwirtschaft zu wachsen.

Der zukünftige Erfolg der Bankinstitute hängt somit massgeblich von ihrer Fähigkeit ab, die technische Entwicklung zu nutzen. Einerseits zur Effizienzsteigerung und andererseits als Antwort auf die sich rasch wandelnden Kundenbedürfnisse.

Gleichzeitig erleichtert der technische Fortschritt auch das Aufbrechen der Wertschöpfungskette und ermöglicht so zusätzliche Wachstumschancen. Das enge Regulierungkorsett im Bankenbereich beschleunigt als Katalysator diese Ausweichbewegungen in Richtung nur leicht regulierter Firmen.

Rätseln über den Strukturwandel

Bereits heute werden rund 20 Prozent der Bankdienstleistungen durch Nicht-Banken erbracht. Bei der Frage, wie sich der Strukturwandel darüber hinaus entwickeln wird, stossen auch die Experten von BAK Basel an ihre Grenzen.

Jedenfalls sehen sie ihre langfristigen Wachstumsaussichten für Banken durch technische Innovationen explizit einem erhöhten Prognoserisiko unterworfen. Banken, Behörden und die Ökonomengilde sind dringend gefordert, die betrieblichen und volkswirtschaftlichen Konsequenzen der dynamischen Entwicklung im Technologiebereich angemessen abzuschätzen zu können.