Im Gegensatz zu anderen weiblichen Chefs leitet sie nicht nur ein gigantisches Finanzinstitut. Sie besitzt es auch – zumindest einen sehr grossen Teil davon.

Die 52-jährige Abigail P. Johnson (Bild) leitet, offiziell seit dieser Woche, das amerikanische Investment- und Fondshaus Fidelity Investments. Ihr Aufstieg an die Spitze kommt zwar nicht ganz überraschend, doch bemerkenswert ist er trotzdem, denn mit dieser Ernennung rückt eine weitere Frau in den Olymp der Hochfinanz.

Seit 2012 war es klar, dass Abigail Johnson zu Höherem berufen ist, denn damals übernahm sie von ihrem Vater Edward C. «Ned» Johnson III bereits die Verantwortung für grosse Teile des in Boston ansässigen Unternehmens, namentlich für die Vermögensverwaltung (Asset Management), das Kleinkundengeschäft sowie für das Brokerage und die Vorsorgeeinrichtungen (401(k) in den USA.

Vom Familienunternehmen zum Finanzgiganten

Nun wird Abigail «Abby» Johnson CEO des gesamten US-Unternehmens, das gut 41'000 Personen beschäftigt, während ihr inzwischen 84-jähriger Vater Präsident des Verwaltungsrats verbleibt.

Fidelity Investments ist bis heute ein Familienunternehmen, das mehrheitlich im Besitz der Familie Johnson steht. Gegründet wurde es 1946 von Abigail Johnsons Grossvater Edward C. Johnson Jr. II. Über die Zeit mutierte Fidelity zu einem globalen Finanzgiganten, der heute rund 1'940 Milliarden Dollar verwaltet, sofern man sämtliche, dem Unternehmen anvertraute US-Vorsorgegelder miteinberechnet sind es gar 4'900 Milliarden Dollar.

Grosse Investoren

Das Unternehmen machte sich vor allem einen Namen im Stockpicking, also im Aufspüren von einzelnen Aktien mit einem überdurchschnittlichen Kurspotenzial. Aus der Fidelity-Schule entstammen so grosse Investoren wie Gerald Tsai oder Peter Lynch. Letzterer leitete 13 Jahre lang (1977 bis 1990) den berühmten Magellan Fonds, der in dieser Zeit eine jährliche Rendite von knapp 30 Prozent erzielte.

Im Sog der Finanzkrise und der wachsenden Popularität von Exchange Traded Funds (ETF) geriet Fidelity etwas ins Hintertreffen, versucht nun im anhaltenden Tiefzinsumfeld aber umso mehr, mit gezielten Investments den Anlegern «schöne» Renditen zu bescheren.

Diskretes Dasein

So ist Abigail Johnson unzweifelhaft mit grossen Herausforderungen konfrontiert. Sie führte bislang ein eher diskretes Dasein, will heissen, sie erschien selten in den Medien. Als CEO von Fidelity und somit einer der wichtigsten und einflussreichsten Frauen in der Finanzbranche dürfte sich das jetzt sicherlich ändern.

Sie studierte Kunstgeschichte am William Smith College und erwarb den Titel Bachelor of Arts and Science. Später absolvierte sie an der Harvard University ein weiteres Studium, das ihr den Titel Master of Business Administration (MBA) einbrachte. Sie stieg 1988 als Analystin beim familieneigenen Unternehmen ein. «Abby» Johnson ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Milton, Massachusetts.

Auch in der Schweiz

Dem Vernehmen nach hält sie rund 25 Prozent des Konzerns, wobei das nicht ganz klar ist, da sie mehrmals Anteile hinzugekauft hat. Je nach Berechnung variiert ihr eigenes Vermögen zwischen 9 und 17 Milliarden Dollar.

Fidelity ist über eine rechtlich getrennte Gesellschaft namens Fidelity Worldwide Investment, die 1969 gegründet wurde, auch ausserhalb der USA tätig. In der Schweiz ist Fidelity Worldwide Investment seit 1996 in Zürich und seit 2004 in Genf vertreten.

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