Die Valiant Bank bemüht sich mittels einer Werbekampagne, ihren Imageschaden zu korrigieren. Ihre Botschaft: Wir machen einfach unsere Arbeit. Ob das die richtige Botschaft ist, darf man anzweifeln.

Als gelegentlicher TV-Konsument kommt man nicht umhin, den seit einer Weile laufenden Werbespot der Valiant Bank zu bemerken. Darin werden in kurzer Abfolge ein Feuerwehrmann, ein Marathon-Streckenhelfer, ein Liftmonteur, eine Ärztin und eine Bankangestellte gezeigt.

Sie tun im Prinzip alle dasselbe: Sie helfen Menschen. Und sie quittieren ihren Einsatz gegenüber den Menschen, denen sie helfen, mit dem einen Satz: «Ich habe einfach nur meinen Job gemacht.»

Reputation wieder herstellen

Jetzt mal Hand aufs Herz: Wollen Sie als Bankkunde einen Berater, der «einfach seinen Job macht»? Darf man von einer Bank nicht mehr erwarten?

Vielleicht genügt es, wenn man die Valiant Bank ist. Sie lancierte ihre Kampagne, nachdem sie ihrem eigenen Image in den vergangenen Jahren einen gewaltigen Schaden zugefügt hatte: Ein rasanter Wachstumskurs, der mit eigenen Aktien bezahlt wurde, worauf die Kursentwicklung Spekulanten anzog, die auf den Kurseinbruch der Valiant-Aktien wetteten. Dieser traf dann zum Schaden des regional verankerten Aktionariats auch ein.

Nur noch eine «einfache» Bank

Der Gipfel war aber die angekündigte und gleich wieder abgesagte Fusion mit der BEKB. Das dilettantische Vorgehen kostete Verwaltungsratspräsident Kurt Streit das Amt.

Nachfolger Jürg Bucher kam von der Postfinance – und der will aus der Valiant Bank wieder eine «einfache» Bank machen. Diese soll sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und mit den Kunden geradlinige und ehrliche Beziehungen aufbauen und pflegen, wie es zur Imagekampagne hiess.

Das Ziel ist im Prinzip löblich: Eine Bank, die eben nichts anderes tut, als ihr Kern- und Kundengeschäft im Rahmen des Vorgebenen zu betreiben. Und in Anbetracht jüngerer Vorkommnisse in der globalen Finanzwelt und auf dem Schweizer Finanzplatz lässt sich sogar sagen: Wenn nur alle Banken und Finanzmarktteilnehmer nach diesem Leitfaden gehandelt hätten, wäre der Welt, der Schweiz und der Valiant Bank viel Ungemach erspart geblieben.

Messlatte zu tief

In Anbetracht der gegenwärtigen Probleme und Umwälzungen auf dem Schweizer Finanzplatz, des steigenden Konkurrenzdrucks, der sinkenden Margen und Einnahmen, des Vertrauensverlustes in das Banking scheint das Ziel «get the job done» doch sehr tief angesetzt.

In einer Branche, in der Kunden durch hohe und versteckte Gebühren jahrzehntelang geschröpft wurden, mit schlechten Performances und durchschnittlichen Dienstleistungen abgespiesen worden sind und sich Banken-Manager wie Sonnenkönige aufführten, müssen die neuen Messlatten höher gelegt werden.

Mehr als routinemässige Dienstleistung

Die Valiant Bank begnügt sich damit, die Erwartungen der Kunden erfüllen – immerhin in höchster Qualität, aber das sagen alle Banken – und eben «einfach ihren Job zu machen».

Von einem Dienstleistungsunternehmen, welches Grundbedürfnisse befriedigt wie die Lieferung von Wasser oder Strom, wie die Zustellung der Post oder das funktionierende Kommunikationssysteme sichert, muss man erwarten, dass es routinemässig seinen Job macht.

Von einer Bank erwartet der Kunde aber mehr als reibungslose Abläufe: Er möchte individuelle Angebote, Empathie in der Beratung, ein Gefühl, dass man wichtig genommen wird und dass sich die Angestellten in den Dienst des Kunden stellen.

Angestellte, die nur ihren Job machen

Und aus Sicht der Bank: Vielleicht genügt es, wenn ihre Angestellten einfach ihre Arbeit verrichten. Denn dann machen sie keine Fehler.  Aber ein Unternehmen und Chef sollte das Anforderungprofil an die gut bezahlten Mitarbeiter höher schrauben.

Eine Bank muss weiter gesteckte Ziele haben, als einfach die Erwartungen zu erfüllen. Sie muss sich abheben, sich differenzieren und besser sein wollen als die Konkurrenz. Das ist nur mit Mitarbeitern zu schaffen, die mit dieser Einstellung jeden Tag zur Arbeit kommen – und nicht mit jener, einfach den Job zu machen.

Und für den Schweizer Finanzplatz gilt wohl auch: Das ist nicht die Einstellung, die es braucht, um sich im internationalen Standortwettbewerb zu behaupten. Julius-Bär-CEO Boris Collardi hatte kürzlich gesagt, was auf dem Schweizer Finanzplatz brauche: Jene, die in der Branche arbeiteten müssten eben härter arbeiten. Einfach den Job machen, genügt nicht.

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