Überraschender Wechsel an der Spitze der Deutschen Börse: Deren Chef Reto Francioni übergibt 2015 an Carsten Kengeter – dem Ex-Investmentbankchef der UBS, in dessen Ära sich der Skandal um den Betrugshändler Kweku Adoboli ereignete.

Diese Ernennung gibt zu reden. Der Schweizer Reto Francioni, der die Deutsche Börse jahrelang erfolgreich geführt hat, übergibt nach der Hauptversammlung 2015 an seinen Nachfolger. Wie die das Finanzunternehmen mitteilt, handelt es sich dabei um niemand anderen als Carsten Kengeter (Bild).

Damit steht der 47-jährige Top-Banker überraschend wieder im Rampenlicht. Im Jahr 2011 geriet er als Chef der UBS-Investmentbank in die Schlagzeilen, nachdem der ihm unterstellte Händler Kweku Adoboli mehr als 1 Milliarde Dollar verspekuliert hatte. Der damalige UBS-Chef Oswald J. Grübel nahm kurz darauf den Hut. Kengeter aber blieb.

Reto Francioni sitzt auch im UBS-Verwaltungsrat

Im Februar 2013 kündigte Kengerter dann doch, nachdem er – was damals für viel Aufsehen sorgte – noch seinen Bonus kassierte. Nun ist er zurück als Chef einer der wichtigsten Börsenbetreiber der Welt, der noch dazu wichtige Verbindungen zum Schweizer Finanzplatz unterhält. Francioni sitzt übrigens auch im Verwaltungsrat der UBS.

Weiterhin bei der Grossbank amtet auch Andrea Orcel – der Mann, der Kengeter im November 2012 an der Spitze der UBS-Investmentbank ablöste. Orcel, den UBS-Chef Sergio Ermotti eigenhändig von der Bank of America Merrill Lynch zur UBS geholt hatte, musste sich anfangs die Leitung des Investmentbanking mit Kengeter teilen. Doch Orcel wusste seine Position auszubauen.

Manager der nicht weitergeführten Geschäfte

Selbst nach dem Aufstieg Orcels blieb Kengeter bei der UBS. Nach dem Willen von Ermotti und UBS-Präsident Axel Weber sollte er bei der Neuausrichtung der Grossbank hin zur führenden Vermögensverwalterin eine zentrale Rolle spielen. Kengeter wurde zum «Manager der nicht weitergeführten Geschäfte» ernannt – jener Teile der Investmentbank also, an deren Abwicklung die UBS seither arbeitet. 

Wie sich herausstellte, verblieb er dann nur noch wenige Monate in dieser Position.

Ein Schweizer an der Spitze der Börsenwelt

Bei der Deutschen Börse ist es nun Reto Francioni, der geht. Der gebürtige Zürcher mit grosser Affinität zum Aargau war 2005 als Chef der Deutschen Börsen angetreten. Zuvor hatte er das Präsidentenamt bei der Schweizer Börsenbetreiberin SIX inne.

In neun Jahren Amtszeit prägte Francioni die Deutsche Börse ganz wesentlich. So wurde unter seiner Ägide die Silo-Struktur eingeführt (die später von der SIX kopiert wurde). Später wurde Francioni zur Triebkraft für den grossen – und im Jahr 2012 grandios gescheiterten – Übernahme-Poker um die New Yorker Börse NYSE. Zuletzt stiess Francioni mit der Deutschen Börse noch in asiatischen Märkte vor.

Sein Abgang kommt nun weiteren kühnen Planspielen dazwischen. «Alles hat einmal ein Ende, auch wenn es mir nicht leicht fällt, diesen Schritt zu tun», so Francioni in der Pressemitteilung.

 

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