Der Kurznachrichtendienst steht vor zwei Herausforderungen: Gewinn zu erzielen und die Benutzerzahlen zu steigern. Bei der ersten Herausforderung war die Firma erfolgreich, bei der zweiten ist Twitter bislang gescheitert.

Andreas Ruhlmann, Premium Client Manager bei der IG Bank

Die Erträge des kurznachrichtendienstes Twitter im dritten Quartal 2014 wuchsen um 114 Prozent auf 361,3 Millionen Dollar, was die Erwartungen der Finanzanalysten deutlich übertraf, denn sie waren von 351 Millionen Dollar ausgegangen.

Damit ist dies das 11. Quartal in Folge mit einem Wachstum von mehr als 100 Prozent. Das Unternehmen hat damit bewiesen, dass es in der Lage ist, aus seiner Mobilgerät-Anwendung Erträge zu generieren. Wobei 85 Prozent der Einnahmen von 80 Prozent der Benutzer stammen. Die Anzahl der aktiven Benutzer wuchs innerhalb eines Jahres um 22 Prozent auf 284 Millionen.

Schlüsselkennzahl der Monetarisierung

Die Werbeeinnahmen aus 1'000 Timeline-Aufrufen (die mögliche Schlüsselkennzahl der Monetisierung) wuchsen um 83 Prozent, was die Markterwartungen ebenfalls übertraf. Alles in allem sind die Resultate gut. Doch sie scheinen trotzdem nicht zu genügen, da die Aktie seither mehr als 12 Prozent an Wert verlor.

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Was enttäuschte die Marktteilnehmer?

Obwohl die Benutzeranzahl um 22 Prozent stieg, stufen die Fachleute das Wachstumstempo als zu langsam ein. Die Benutzerbesuche, welche anhand der Anzahl von Timeline-Kontakten pro Benutzer gemessen werden, haben ebenfalls im vierten, aufeinanderfolgenden Quartal abgenommen.

Ferner prognostiziert Twitter Einnahmen zwischen 440 und 450 Millionen Dollar für das Dezemberquartal, was einem Plus von 81 zu 85 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht und somit deutlich tiefer ist als der Durchschnittswert der vergangenen drei Jahre mit 141 Prozent.

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Ist Twitter ein zerbrochenes Märchen?

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Aktie, ausgehend von ihrem Jahrestief im April, bis zum Jahreshoch im September um 90 Prozent gestiegen ist. Eine starke Korrektur ist daher nicht unüblich nach einer so drastischen Entwicklung. Zudem ist es normal, viel von einer hochbewerteten Wachstumsaktie zu erwarten.

Wir glauben jedoch nicht, dass Twitter ein zerbrochenes Märchen ist. Die Abnahme des Benutzerwachstums ist ein Phänomen das von allen grossen sozialen Netzwerken geteilt wird. Die Benutzerbasis des Hauptrivalen Facebook wuchs nur um 13 Prozent im jüngsten Quartal und ist nahe am Höchststand. Ausserdem sind bei Twitter 73 Prozent der Benutzer in Nordamerika basiert, gegenüber 47 Prozent bei Facebook, was ein weiteres Wachstum im Rest der Welt vermuten lässt.

Erträge pro Benutzer

Während die Benutzerbeteiligung durchaus ein Grund zur Sorge sein könnte, so hat Twitter seine Benutzer-Oberfläche vor einem Jahr vollständig neu gestaltet, und ein Vergleich scheint schwierig zu sein. Das Unternehmen selbst hat sich wiederholt mit dem Benutzerbeteiligungsgrad zufrieden erklärt.

Weitaus wichtiger ist der Ertrag pro Benutzer, der fortlaufend wächst. Eine positive Ertragsentwicklung scheint äusserst wahrscheinlich, wenn man einen Vergleich mit Facebook macht. In der Tat erzielt Twitter 1.13 Dollar pro Benutzer gegenüber Facebook 2.50 Dollar, und für beide Unternehmen geht das hohe Wachstum zweistellig weiter – und zwar in einem schnelleren Tempo als das Benutzer-Wachstum sich verlangsamt.

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Finanzindustrie Prognosen

Die Analysten der Schweizer Grossbank UBS erwarten bis 2018 ein jährliches Wachstum von 15 Prozent für das globale Online-Werbegeschäft. Das heisst dreimal schneller als das vorausgesagte Wachstum der gesamten globalen Werbung. Zudem soll die Online-Werbe-Durchdringung bis 2018 von 23,3 Prozent auf 36,4 Prozent ansteigen.

Die Mobilgeräte-Werbung wird ebenfalls massiv Anteile aus dem Desktop Werbeetat gewinnen. Online-Werbung, insbesondere die Mobilgeräte-Werbung, sollte langfristig für Unternehmen das bevorzugte Werbemittel zur Kundengewinnung werden.

Chance nach dem jüngsten Ausverkauf

Während die Mobilgeräte-Werbung sich deutlich verbessert und alle Zeichen eines raschen Wachstums aufweist, bleibt Twitter auf dem besten Weg, sich in der mobilen Welt zu etablieren. Die Aktie ist bis 40 Dollar gefallen, was einem «Pullback» von fast zwei Drittel des Aufschwungs von April bis September 2014.

Da die Aktienkurs-Entwicklung volatil bleiben sollte, erachten wir den jüngsten Ausverkauf als eine ausgezeichnete Gelegenheit für Investoren mit langfristigen Interessen.

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Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.32%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.77%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.84%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.44%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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