Der Präsident der Nationalbank sagt klipp und klar, welche Nachteile die Annahme der Goldinitiative für die Schweiz hätte. Gold verspreche weder Sicherheit noch Stabilität. Die Geldpolitik der SNB mit einer dynamischen Bilanz hingegen schon.

Der Abstimmungskampf um die Goldinitiative tobt und nun schaltet sich auch der Präsident der Schweizerischen Nationalbank, Thomas Jordan, ein. In einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Donnerstag sagt er deutlich, was die Annahme der Goldinitiative für die Nationalbank und die Schweiz bedeuten würde.

Erstens würde die Verknüpfung von Mindestanteil und Verkaufsverbot dazu führen, dass die Bilanz der SNB irgendwann fast nur noch aus Gold bestünde. Die würde ihre Aufgabe, die Aurfrechterhaltung der Preisstabilität, erschweren. Zweitens könnte die SNB Liquidität nur noch durch die Ausgabe von Bills entziehen, auf denen Zinsen gezahlt werden müssten. Auch dies würde den Stabilitätsauftrag infrage stellen, so Jordan.

Eine Schwächung der Schweiz

Drittens würden geldpolitische Massnahmen der SNB wesentlich kostspieliger werden, da die Märkte gegen die SNB spekulieren würden. Viertens würde ein grösserer Goldanteil in der Bilanz die Erträge aus Zinsen und Dividenden schmälern. Das hätte Folgen auf die Ausschüttungspolitik.

Und fünftens würden diese angeführten Auswirkungen die Standortqualität der Schweiz insgesamt schwächen, so der SNB-Präsident. Dies sei von staatspolitischer Bedeutung.
Jordan ergänzte seine Gegenargumente damit, dass er keinen Wahlkampf betreibe. «Das ist Aufgabe der politischen Parteien und der Wirtschaftsverbände. Unsere Aufgabe ist es, zu informieren und Transparenz zu schaffen.»

Spekulanten lauern

Bei einer Annahme der Goldinitiative müsste die SNB auf dem Markt zunächst Gold im Wert von 70 Milliarden Franken kaufen, rechnete der Nationalbank-Chef vor. Auch diese Aussicht würde Spekulanten Tür und Tor öffnen.

Dass Gold vielerort mit Sicherheit und Stabilität assoziiert wird, erklärte Jordan mit einer gewissen Goldnostalgie und -romantik. «Wichtig zu wissen ist aber, dass man auch mit Gold sehr viel Geld verlieren kann», sagte er weiter. Der Preiszerfall von 54'000 Franken pro Kilogramm auf 36'000 innert zwei Jahren unterstreiche die Volatilität von Gold.

Höchster Goldanteil pro Kopf

Die Ängste bezüglich der Werthaltigkeit des Papiergeldes angesichts der Liquiditätsschwemme hält Jordan in der Schweiz für unbegründet. «Noch nie seit der Gründung der SNB hatten wir eine so lange Phase mit so tiefer und stabiler Inflation», sagte er.

Die Kritik am Verkauf der Goldreserven nach dem Jahr 2000 weist er zurück. Noch immer verfüge die Schweiz weltweit über den mit Abstand grössten Pro-Kopf-Anteil an Goldreserven verfügt.

«Wir halten anteilsmässig dreimal mehr Gold als Deutschland und viermal mehr als die USA.». Die SNB beabsichtige nicht, ihren Goldbestand von derzeit rund 1000 Tonnen zu reduzieren.