Wenn vom Bankensterben die Rede ist, werden oft im zweiten Atemzug die unabhängigen Vermögensverwalter genannt. Nun zeigt eine brandneue Studie: In der Branche herrscht gar keine Grabesstimmung, sondern überraschend grosser Optimismus.

Tausende unabhängige Vermögensverwalter arbeiten in der Schweiz – weitgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit. Über den eigentlichen Zustand der Branche erfuhr man bislang nur wenig.

Aber die Umwälzungen, welche die Privatbanken erfassten, rückten auch die Vermögensverwalter in den Fokus: Regulierung, höhere Kosten, höhere Anforderungen an das Offshore-Geschäft, strengere Aufsicht, wegfallende Einnahmen aus Retrozessionen und grosser Investitionsbedarf würden nun auch die Reihen unter den unabhängigen Vermögensverwaltern lichten, wurde erwartet.

Branche überraschend optimistisch

Nun zeigt aber eine Studie der Coutts Privatbank: Die Branche ist nach wie vor sehr lebendig. Und nicht nur das: Sie ist optimistisch und erwartet in den kommenden zwölf Monaten ein besseres Geschäftsumfeld, einen Anstieg der Kundengelder und höhere Gewinne (siehe Grafik).

VV Sentiment

Coutts zeigt dies anhand ihres IWM (Independent Wealth Manager) Sentiment Index, den die Bank aufgrund einer Umfrage bei rund 100 unabhängigen Vermögensverwaltern diesen August und September erstellt hat.

In der Auswertung halten die Autoren der Umfrage fest, dass die unabhängigen Vermögensverwalter:

  • ein starkes positives Sentiment bezüglich der Geschäftsentwicklung und ihrer Assets under Management für das kommende Jahr haben. Und dieses ansteigende Sentiment basiere auf bereits sehr hohen Werten
  • zu 44 Prozent sich in einer besseren Wettbewerbsposition sehen als noch vor einem Jahr
  • nach einer eher flachen Gewinnentwicklung in diesem Jahr für 2015 ein starker Anstieg der Profitabilität erwartet wird, wobei sowohl Erträge als auch Kosten steigen würden. Die Vermögensverwalter haben demnach die Zeit genutzt, an ihrer Effizienz zu arbeiten: 59 Prozent geben an, Prozesse outgesourct zu haben, um Kosten zu sparen
  • zu 88 Prozent ihre Preisstruktur auf dem gegenwärtigen Nivau belassen werden
  • im kommenden Jahr 40 Prozent der Vermögensverwalter Personal aufbauen und nur 2 Prozent ihren Stellenetat schrumpfen wollen

Aus den Umfrageergebnisse wird eines deutlich: Auch bei den unabhängigen Vermögensverwaltern tut sich, wie bei den Privatbanken, ein Graben auf zwischen denen, die sich den neuen strategischen Herausforderungen gewachsen sehen und sich ihnen stellen und denen, die in relativer Agonie den Entwicklungen zuschauen.

Auf nach Bern

Ausserdem hat sich gemäss der Umfrage in der Branche das Bewusstsein weiter geschärft, dass die gegenwärtigen Entwicklungen aus einem ehemals komfortablen Geschäft eines machen, das deutlich höhere Anforderungen an strategische Unternehmensführung stellt.

Insofern wundert es nicht, dass sich 96 Prozent aller Befragten in Bern bezüglich ihrer Interessen nicht oder nur schlecht vertreten fühlen. In der Umfrage vor einem Jahr waren dies noch 64 Prozent gewesen.

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