Aktives Management rechtfertigt höhere Gebühren bei Anlagefonds. Heisst es. Doch nun klagen nicht weniger als 2'500 Investoren gegen eine Fondsgesellschaft in Schweden.

In Schweden hat die Vereinigung der Anleger eine Sammelklage eingereicht, wie die «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) berichtet. Grund: Zu hohe Gebühren bei angeblich aktiv gemanagten Fonds, die aber nur einen Index abbilden. Für diese «Closet Trackers» hat die Swedbank Robur ihren Kunden während Jahren zu hohe Gebühren verlangt, wie die Kläger finden.

Die Anleger sagen: Ein Fonds, der eigentlich nur den Index abbildet, darf nicht ähnlich hohe Gebühren aufweisen, wie ein Vehikel, das erheblich vom Index abweicht. Doch der Fondsanbieter kontert: Auch Produkte, die sich am Index orientieren, verlangen aktives Management. Die Frage ist nur: Wie eng darf sich ein aktiv gemanagter Fonds an seinem Benchmark-Index orientieren?

Und in der Schweiz?

«Bei der Frage, was aktives Management genau bedeutet, kann man durchaus unterschiedlicher Meinung sein», sagt Markus Fuchs, Geschäftsführer der Swiss Funds & Asset Management Association (SFAMA), gegenüber finews.ch. Dennoch ist er der Meinung, dass eine Klage, wie sie vergangene Woche von insgesamt 2'500 Kleinanlegern gegen Schwedens zweitgrössten Fondsanbieter Swedbank Robur eingereicht wurde, in der Schweiz kaum möglich wäre.

Das Gebührenthema sei natürlich auch in der Schweiz ein Dauerbrenner, sagt SFAMA-Chef Fuchs weiter und räumt auch ein, dass Kostentransparenz und Vertriebsgebühren nach einem Bundesgerichtsentscheid von 2012 in den Fokus der Fondsbranche gerückt seien. Das zeige sich auch in der Praxis.

Tatsächlich zeigt sich an Besuchen von Veranstaltungen für Investoren, dass oftmals nicht Fragen zur Performance oder zur Zusammensetzung eines Fonds im Vordergrund stehen, sondern Gebührenstrukturen und die Total Expense Ratio (TER).

Fast die Hälfte der Fonds sind zu nahe am Index

Die Kläger in Schweden werfen der Swedbank Robur vor, sie seien hinters Licht geführt worden. Ihnen hätte man gleich Indexprodukte anbieten müssen. Und in der «Financial Times» doppelt Alan Smith, Anlagechef beim britischen Fondshaus SCM Private, noch nach: «Vorzugeben etwas zu verkaufen, das eigentlich etwas anderes ist, würde den Verkäufer in jeder anderen Branche wegen Betrugs hinter Gitter bringen.»

SCM Private hat vergangenes Jahr eine Studie veröffentlicht, gemäss derer 46 Prozent aller britischen Fonds so genannte Closet Tracker oder Index Huggers sind – also Fonds, die ihren Index «umarmen».

Geringeres Risiko am Benchmark

In der Schweiz wird die Einhaltung der Anlagerichtlinien eines Fonds von der Finma überprüft, bevor er überhaupt in den Vertrieb gehen darf.

Für Fondsmanager kann es indessen durchaus Sinn machen, in manchen Marktlagen eng am Benchmark zu investieren. Fuchs von der SFAMA räumt ein, dass es zahlreiche Fondsmanager gibt, die sich allein schon aus Reputationsgründen stark am Benchmark orientieren.

Investoren ist es auf Grund der Angaben im jeweiligen Fondsprospekt auch möglich, die Anlagestrategie einzusehen. Zudem sind Vermögensverwalter in der Schweiz verpflichtet, bei Mandaten die jeweils optimalen Produkte für die Kunden auszuwählen, wie Fuchs weiter festhält: «Bei zwei gleichwertigen oder sogar gleichen Produkten sollte in der Regel die günstigere Variante eingesetzt werden.» Genau diese Regel wurde bei der Swedbank Robur nicht eingehalten.

Manche Regulierer sind aufgewacht

In anderen Ländern – wie in Dänemark beispielsweise – hat im vergangenen September die Aufsichtsbehörde rund ein Drittel aller dänischen Aktienfonds als Closet Trackers klassifiziert. Die EU-Regulierung beschloss daraufhin, «mehr Informationen zu diesem Thema zu sammeln». In Grossbritannien sagte die Aufsichtsbehörde, Closet Trackers könnten ein Thema werden.

Ähnlich klingt es bei der französischen Aufsichtsbehörde AMF. Währenddessen sieht die BaFin in Deutschland keinen Grund, aktiv zu werden – wie auch die Finma.

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