Der frühere UBS-Investmentchef Alex Friedman muss als CEO von GAM nun das tun, wovor sich sein Vorgänger David Solo stets zierte.

Die weissen Säulen am Eingang zum Firmengebäude von GAM im vornehmen Londoner Stadtteil St. James haben bereits einen neuen Anstrich erhalten. Bloss die Hausnummer 20 an der King Street muss noch mit schwarzer Farbe nachgezogen werden. Der neue Look hat einen hohen Symbolgehalt für den Neustart, den das Unternehmen in diesen Wochen vollzieht.

GAM 200

Bald sind es zehn Jahre her, seit die 1983 von Gilbert de Botton (1935 bis 2000) gegründete Vermögensverwaltungsfirma GAM im Jahr 2005 von der UBS an die Julius-Bär-Gruppe verkauft wurde. In der Folge diente das Unternehmen noch einige Zeit als «Produktefabrik» für ausgewählte Mandate von Privatkunden der UBS und Julius Bär.

Im Herbst 2009 folgte dann die Verselbständigung des Unternehmens, indem es an der Schweizer Börse kotiert wurde. Die damals neu gegründete GAM Holding (mit Hauptsitz in Zürich) umfasste von da an das angestammte Geschäft von GAM sowie neu mit Swiss & Global das Fondsgeschäft von Julius Bär.

Brillant – aber medienscheu

Über all die Jahre standen die beiden Bereiche von GAM unter der operativen Leitung von David Solo (nachfolgendes Bild), einem hoch gebildeten Amerikaner und Finanzspezialisten, der in der Branche sowie bei Kunden ein enormes Renommee besitzt, aber auf Grund seiner Medienscheue nie wirklich als Galionsfigur des Unternehmens diente. Das war mit ein Grund dafür, dass die Marke GAM in der öffentlichen Wahrnehmung eher diffus blieb.

Anlass zu Spekulationen gab lange Zeit auch der Umstand, dass auf Grund der Firmenstruktur Solos (vermutlich sehr hohes) Gehalt nie publik wurde. Erst im vergangenen Frühjahr wies die Firma erstmals den Lohn (für 2013) aus

David Solo 501

Die GAM-Aktie war in all den Jahren enormen Kursschwankungen ausgesetzt. Doch auf längere Sicht entwickelte sich der Titel durchaus erfreulich; seit dem Börsengang 2009 gewann die Aktie mehr als 40 Prozent an Wert. Im vergangenen September gab dann David Solo ganz überraschend seinen Rücktritt als CEO bekannt, wie auch finews.ch berichtete.

Beschleunigtes Wachstum

Seinen Abgang begründete er damit, dass die Transformation des Geschäftsmodells erfolgreich abgeschlossen sei. An seine Stelle rückte Alex Friedman (Bild ganz oben), bislang Investmentchef der UBS – gleichzeitig ein alter Bekannter von Solo. Und ihm, Friedman, obliegt es nun, durch eine «verbesserte Marktdurchdringung» die Firma auf ein «beschleunigtes Wachstum» einzuschwören. Das wird nicht einfach sein, denn die Asset-Management-Branche ist einem epochalen Wandel ausgesetzt.

Wurden Fondsprodukte früher über die relativ sicheren Kanäle der zahlreichen Privatbanken an die Klientel vertrieben, so hat sich dies mit dem Paradigmenwechsel in der Branche schlagartig verändert. Die Kunden sind viel anspruchsvoller geworden, erwarten Rendite oder weichen – aus Kostenüberlegungen – auf günstigere Indexprodukte aus, zumal viele (zum Teil teure) Fondsmanager auch nicht in der Lage sind, den Markt zu schlagen.

Klartext und Kulturwandel

Vor diesem Hintergrund ist auch GAM einem verschärften Wettbewerb ausgesetzt und muss seine Existenzberechtigung umso mehr unter Beweis stellen. Genau das ist die Aufgabe Friedmanns, wenn von einer «verbesserten Marktdurchdringung» sowie von einem «beschleunigten Wachstum» die Rede ist. Das dies auch mit einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit des CEO einher, liegt auf der Hand.

Tatsächlich hat der Kulturwandel bei GAM bereits eingesetzt. Die in der Vergangenheit stark favorisierten Hedge Funds und Fund-of-Hedge-Funds wurden massiv zurückgefahren, weil die in Aussicht gestellten Renditen kaum je realisiert wurden und für viele Kunden bloss hohe Kosten anfielen. In diesem Zusammenhang musste GAM in den vergangenen Jahren einen Rückgang der Kundenvermögen von ungefähr 40 Milliarden Franken verkraften.

Personelle Auswechslungen

Im Gegenzug baut GAM nun neues Know-how in möglichst innovativen Anlageklassen auf, um sich als aktiver Manager zu empfehlen; etwa im Geschäft mit festverzinslichen Anlagen (Global Rates), mit Hypotheken besicherten Papieren (Mortgage Backed Securities), mit nachrangigen Bankanleihen (Credit Opportunities) sowie mit Investments in Indien, China (A-Aktien) sowie Katastrophenanleihen (Cat-Bonds), wie Geschäftsleitungsmitglied Craig Wallis unlängst gegenüber finews.ch präzisierte.  

Mit dem Investmentspezialisten Alex Friedman an der Spitze von GAM dürfte diese Neuausrichtung im Anlagebereich noch beschleunigt werden. Die bisherigen Veränderungen hatten auch zur Folge, dass es zu etlichen personellen Auswechslungen im Bereich des Portfolio-Managements kam. Zuletzt stiess etwa ein Team an Spezialisten im quantitativen Bereich zum Unternehmen. 

Grössere Unabhängigkeit

Gleichzeitig wurde den Fondsmanagern versprochen, dass sie unabhängig und langfristiger als bisher ihre Strategie verfolgen könnten. Auch davon verspricht man sich bei GAM bessere Anlageresultate, wie Wallis weiter erklärte. Insgesamt verwaltet GAM aktuell rund 82,8 Milliarden Dollar (rund 75 Milliarden Franken) an Kundengeldern; weitere 52,1 Milliarden Dollar (47 Milliarden Franken) werden über Private-Label-Anlagen betreut.

GAM arbeitet nicht nur mit eigenen Fondsmanagern, sondern holt sich Expertise auch von anderen Investmentspezialisten, die im Mandatverhältnis tätig sind. Dazu gehören etwa die Firma Atlanticomnium, die auch von Genf aus operiert, oder North of South Capital, ein britisches Unternehmen, das auf Schwellenländer-Märkte spezialisiert ist. 

Schwieriges Umfeld

All diese Massnahmen, die der neue CEO Friedman vorantreiben muss, zielen nicht nur darauf ab, die Unverwechselbarkeit des Unternehmens herauszustellen, sondern drängen sich angesichts des zunehmend schwierigeren Anlageumfelds geradezu auf, um den (heute vorwiegend) institutionellen Kunden von GAM möglichst attraktive Renditen zu bieten.

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