Zum zweiten Mal in Folge kam es 2013 zu massiven ausländischen Desinvestitionen im Schweizer Bankensektor. Die Politik müsse endlich aufwachen, fordert Martin Hess von der Schweizerischen Bankiervereinigung.

Martin Hess 133x200Martin Hess ist Leiter Wirtschaftspolitik bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Stell Dir vor, die Sturmwarnung leuchtet und keiner sieht hin. Dies ist mein Gedanke ein paar Tage nach der Lektüre des letzte Woche erschienenen SNB-Berichts «Direktinvestitionen 2013». Keinerlei öffentliche Resonanz der schlechten Neuigkeiten und viele Segler, die unbeschwert dunklen Wolken entgegensteuern.

Ins Logbuch jedes Entscheidungsträgers

Ausländische Direktinvestitionen gelten als Vertrauensindikator in die zukünftige Ertragskraft. Und um dieses Vertrauen scheint es schlecht bestellt zu sein. Die Kapitalimporte in die Schweiz waren 2013 so tief wie seit 2005 nicht mehr. Sie brachen auf mickrige 600 Millionen Franken ein. In den Jahren zuvor betrugen sie konstant zwischen 15 und 50 Milliarden Franken.

Schlimmer noch: Dafür hauptverantwortlich ist der Bankensektor. Bereits zum zweiten Mal in Folge kam es 2013 zu massiven Desinvestitionen von Ausländern. In nur einem einzigen Jahr reduzierte sich der Kapitalbestand um nahezu 10 Prozent. Die nunmehr rund 30 Milliarden Franken entsprechen einem Bankenanteil von 4 Prozent an den gesamten ausländischen Investitionen. Dies ist gemäss SNB ein neuer Tiefststand. Diese Eckdaten gehören ins Logbuch jedes Entscheidungsträgers.

Mehr Schub, aber subito

Vorbei sind die Zeiten, als noch das Gespenst des Overbanking in der Schweiz herumgeisterte. Wir lesen heute vielmehr von rückläufigen Guthaben aus Europa, versiegender Liquidität in gewissen Märkten, Rückzug von Banken aus bestimmten Geschäftssegmenten und als Folge davon, von einer Gefährdung von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen.

Es braucht jetzt subito einen massiven Schub zur Verbesserung der Rahmenbedingungen. Und hier zuvorderst eine Stärkung der Rechtssicherheit und der Wettbewerbsfähigkeit in globalem Umfeld.

Baustellen im Regulierungsprozess

Wären die manifesten Baustellen im Regulierungsprozess, im Steuerumfeld oder bei der Sicherstellung des europäischen Marktzugangs auch nur halb so energisch angegangen worden wie die notwendige Sicherstellung der Systemstabilität, dürften sich unsere Segler zwar in scharfem Wind befinden, aber gerade deshalb sehr schnell vorwärtskommen.

Die Lösungen sind zum Glück bereits vorgezeichnet – im Brunetti-Bericht zur zukünftigen Finanzmarktstrategie. Behörden und Politik stehen nun in der Verantwortung, zielgerichtet und unverzüglich zu handeln und nicht die Verantwortung hin und her zu schieben.