Zu Weihnachten sollte man sich auf den zentralen Wert der Nächstenliebe zurückbesinnen. Bezogen auf die Haltung gegenüber den eigenen Banken bedeute dies auch, sie nicht weniger zu lieben als die Banken anderer Länder und sie gegenüber anderen nicht zu benachteiligen, findet Jakob Schaad von Bankiervereinigung.

Jakob Schaad 180Jakob Schaad ist Leiter Finanzmärkte International und stv. Vorsitzender der Geschäftsleitung der Schweizerischen Bankiervereinigung

Jetzt gehen wir schon ins siebte Jahr nach der Finanzkrise. 2008 brach der Sturm in den Märkten aus. Dann folgte der Sturm in der Wirtschaft. Und schliesslich kam der Sturm in der Regulierung.

Die Stürme sind noch nicht wirklich vorbei – jedenfalls ganz sicher nicht der regulatorische Tsunami. In der Schweiz ist man bemüht, Schritt zu halten und das Regulierungskleid so anzupassen, dass sich ihr global ausgerichteter Finanzplatz unter den neuen Bedingungen möglichst gut bewegen kann. Das ist prinzipiell richtig. Wir sind ein globales Finanzzentrum. Das heisst, wir müssen nach internationalem Standard reguliert sein.

Regulierungsanpassung ohne Fokus

Nun versucht man hierzulande aber in die neuen Regulierungswerke regelmässig Dinge hineinzupacken, die mit einem internationalen Standard nichts zu tun haben. Im Finanzdienstleistungsgesetz (Fidleg) sind es ein Register grenzüberschreitend tätiger Finanzdienstleister, ein Sonderzivilprozessrecht mit Beweislastumkehr, ein Prozesskostenfonds, eine Verbandsklage und ein Gruppenvergleichsverfahren.

Und beim Finanzinstitutsgesetz (Finig) fragt man sich überhaupt, wozu man ein ganz neues Gesetz braucht, wenn es nur darum geht, alle Finanzdienstleister einer Aufsicht zu unterstellen.

Von Rachegefühlen getrieben

Man hat hier den Eindruck, dass man mit heissen Rachegelüsten am Werk ist: Nun soll dem Finanzsektor gründlich der Tarif durchgegeben werden. Und man will es den eigenen Banken noch gründlicher heimzahlen als andere Länder ihren Banken. Gewisse Schweizer – so scheint es – lieben ihre eigenen Banken noch weniger als die Fremden und setzen sie damit in den Nachteil.

Aber wie immer, wenn jemand von Rache getrieben ist, schadet er sich damit am Ende selbst am meisten. Leidtragend ist die eigene Wirtschaft, die eigenen Arbeitsplätze, der eigene Wohlstand.

Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst

Zu Weihnachten sollte man sich auf den zentralen Wert der Nächstenliebe zurückbesinnen. Da stehe ich von Herzen dahinter. Den Nächsten zu lieben wie sich selbst, heisst aber auch, dass man sich selbst keinen Schaden zu Gunsten anderer zuzufügen braucht.

Auf die Banken bezogen, heisst das, dass keine aufwändigere Regulierung gefordert ist, als sie andere erfüllen müssen. Zu Weihnachten wünsche ich mir, dass wir Schweizer in diesem Sinne in uns gehen und das neue Jahr mit reinem Herzen beginnen.