Der frühere Banker Thomas J. Caduff hat mit seinen Experten-Lunches in der Schweizer Finanzbranche eine attraktive Nische besetzt. Bereits exportiert er das Konzept nach Deutschland und hat 2015 Grosses im Sinn. 


Herr Caduff, bis vor zwei Jahren nahm eine Handvoll Leute an Ihren Experten-Lunches teil. Nun finden diese Anlässe im grossen Rahmen in Zürich sowie in mehreren deutschen Städten mit insgesamt mehreren hundert Personen statt. Was ist geschehen?

In der Tat haben sich die Experten-Lunches erfreulich entwickelt. Im kommenden Jahr werden wir an den insgesamt 20 Veranstaltungen zwischen 800 und 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüssen dürfen.

Diese Zahl ergibt sich, weil jeder Lunch bei rund 40 Leuten gedeckelt ist, dies um die Exklusivität zu wahren. Ausser in Zürich finden die Anlässe in Frankfurt und München sowie ab April auch in Hamburg statt.


«Wir sind ein Team von bald zehn Leuten»


Offensichtlich haben wir mit dem Format eine Nische im hart umkämpften Event-Geschäft gefunden. Und ich mache es ja auch nicht mehr alleine, zusammen mit den ausgelagerten Kräften sind wir ein Team von bald zehn Leuten.

Was war überhaupt Ihre Motivation, solche Lunches zu initiieren?

Das liegt ein paar Jahre zurück. Als Medien-Offizier, eingeteilt im Stab einer Bündner Brigade, bekam ich vom «General» den Auftrag, zwei Tage lang am Davoser Weltwirtschaftsforum (WEF) einen bekannten Journalisten aus Paris zu betreuen.


«Es sind keine Verkaufsveranstaltungen»


So erlebte ich aus nächster Nähe, wie Bill Gates & Co. ausserhalb der offiziellen Verpflichtungen «easy going» sind. Das inspirierte mich, Veranstaltungen in lockerer Atmosphäre für die Finanzindustrie aufzubauen.

Aus Sicht der Teilnehmer: Was bringen dieses Experten-Lunches, und was kostet das Mitmachen?

Es sind keine Verkaufsveranstaltungen. Wir bieten Wissenstransfer innerhalb der Fondsbranche über ihre gesamte Wertschöpfungskette. Zudem ist garantiert, dass am Ende des Anlasses jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer neue wertvolle Kontakte knüpfen konnte.


«Die Lunches sind Teil des Gesamtkonzepts»


Das Mitmachen an sechs Experten-Lunches in Zürich kostet 1'800 Euro, in Deutschland umfasst das Angebot sechs Lunches in Frankfurt, zwei in Hamburg und sechs in München und kostet 2'400 Euro. Zusätzlich bekommen die Experten ein Portrait auf unserer Website in ihrer entsprechenden Kategorie.

Warum haben Sie sich für die erwähnten Städte entschieden und beispielsweise nicht für London oder Genf, wo die Finanzbranche ebenfalls eine wichtige Rolle spielt?

Die Experten-Lunches sind Teil unseres Gesamtkonzeptes. Dieses beinhaltet auch die wöchentlich erscheinenden Fonds- und ETF-Newsletters mit einer Auflage im fünfstelligen Bereich, wovon mehr als 95 Prozent B2B-Abonnenten sind. Da diese Publikationen in deutscher Sprache erscheinen, sind London und Genf kein Thema.

Suchen Sie noch Partner für Ihr Geschäftsmodell?

Absolut, jeder Experte ist ein Partner. Wir sind glücklich über jeden Neuzugang in der Schweiz und in Deutschland, der das Konzept gut findet und es finanziell unterstützt.

Sie gelten als eine der am besten vernetzten Personen in der Schweizer Finanzbranche. In welcher Rolle sehen Sie sich selber?

Bei den Experten-Lunches bin ich Gastgeber. Wie ein guter Hotelier schaue ich, dass es den Leuten gefällt und sie wiederkommen.

Wir gehen einmal davon aus, dass Sie allein mit den Experten-Lunches nicht das ganz grosse Geld verdienen. Und trotzdem scheinen Sie auch keine NGO zu sein. Wie finanzieren Sie sich?

Mit den Experten-Mitgliedschaften sowie mit Interviews und Anzeigen auf unserer Website und in den Newsletters. Alle im Team verdienen nicht viel, aber es ist uns klar, dass der grosse Zahltag nur eine Frage der Zeit ist. So wie das bei allen Startups das Ziel ist.


«Ich muss Vollgas geben»


Sie haben als Bankangestellter, Börsenschreiber und Vermögensverwalter gearbeitet. Im Jahr 1999 sind Sie ins Medienbusiness eingestiegen. Was war der Auslöser dafür?

Ich war per Zufall an einer ETF-Konferenz in London. Da machte es bei mir Klick und ich entschloss mich, fortan über ETF und Fonds zu schreiben.

Man könnte auch sagen, Sie haben den Absprung gerade noch rechtzeitig geschafft. Denn viele Bankleute leiden heute unter den schwierigen Verhältnissen in ihrer Branche. Unter welchen Bedingungen würden Sie wieder ins Banking einsteigen?

Meine Hingabe gilt voll und ganz «fundplat.com». Sieben Tage in der Woche. Ich erreiche in zehn Jahren das Pensionsalter. Also muss ich Vollgas geben.

Was motiviert Sie persönlich, nach so vielen Jahren immer noch auf Tuchfühlung mit der Finanzbranche zu gehen?

Die Menschen. Ich empfinde meine Arbeit als grosses Privileg, mit so vielen netten und klugen Köpfen in Kontakt zu sein. Auch haben sich daraus tolle Freundschaften entwickelt – über die Landesgrenzen hinweg.


«Die Agenda ist prall gefüllt»


Wie lassen Sie sich inspirieren, um Ihr Unternehmen weiter zu entwickeln?

Ich spaziere alle zwei Wochen um den Lenzerheidner See. Meine Ärztin riet mir nun, im neuen Jahr die Strecke zu joggen. Das ist einer meiner guten Vorsätze für 2015.

In der heimatlichen frischen Bergluft kommen mir die besten Ideen. So auch der Name «fundplat.com» vor ziemlich genau einem Jahr.

Was nehmen Sie sich beruflich für 2015 vor?

Unsere Website bekommt ein neues Design. Dazu haben wir vor ein paar Tagen ein Projektteam mit Kollegen aus Hanoi und Berlin gebildet. Nebst der Reiserei nach Frankfurt, Hamburg und München kommt somit die deutsche Hauptstadt noch hinzu. Die Agenda ist bereits prall gefüllt – Langeweile ist also ein Fremdwort.


«Im Jahr 2050 wachsen Palmen in Davos»


Haben Sie einen besonderen Weihnachtswunsch?

Als Bündner natürlich Schnee, viel Schnee! Jüngst las ich, wenn die Erderwärmung in diesem Tempo weitergeht, im Jahr 2050 in Davos Palmen wachsen. Was bedeutet, dass wir dann in Hallen Ski fahren so wie heute in Dubai.

Neben wem (ausser Ihrer Frau) würden Sie bei einem festlichen Abendessen gerne einmal sitzen (zwei Antworten möglich, einmal eine lebende Person, einmal eine verstorbene Person)?

Zuoberst auf meiner Wunschliste steht – auch wenn dies immer ein Wunsch bleiben wird – Klaus Schwab, Gründer des WEF und einer der besten Netzwerker unserer Zeit. Und natürlich Steve Jobs, das Apple-Genie. Ein Mann, vor dem man sich ganz tief verbeugen muss.


Thomas Caduff 200Thomas J. Caduff hat die Leitung des Teams von fundplat.com inne, eine B2B-Medien- und Event-Plattform für die Welt der Fonds und Exchange Traded Funds (ETF) mit Abdeckung Schweiz und Deutschland. Er gründete 1989 die ICN Trust Finance in Zürich und ist deren Geschäftsführer. Davor arbeitete Caduff bei der Bank Vontobel, beim Börsenkommissariat des Kantons Zürich, bei der Credit Suisse und bei der UBS.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.24%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.74%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.93%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.4%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.7%
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