Laurent Bakhtiari, Marktanalyst bei der IG Bank in der Schweiz, hat exklusiv für finews.ch die fünf grössten Überraschungen an den Finanzmärkten im Jahr 2014 ausgewählt.

Laurent Bakhtiari ist Marktanalyst und Premium Client Manager bei der IG Bank (Bilder © Shutterstock)

1. Der Preissturz des Erdöls

Oil 500

Seit seinem Allzeithoch vom vergangenen Juni bei mehr als 101 Dollar pro Barrel hat das Erdöl um rund 45 Prozent an Wert verloren. Der Preissturz war graduell und erreichte Niveaus, die wir seit 2009 nicht gesehen hatten.

Dieser massive Rückgang hatte bedeutende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Unter anderem erhöhte der tiefe Ölpreis den Druck auf die Mehrheit der entwickelten Länder schuf ein Haushalts-Ungleichgewicht bei den Erdöl exportierenden Staaten und zwang den russischen Rubel regelrecht in die Knie. Die Schweizerische Nationalbank rechnet nunmehr mit einer Deflation für 2015.

Eine versteckte Sanktion?

Es ist schwierig, den Rückgang des Erdöls zu analysieren, ohne Russland zu erwähnen, weil diese Wirtschaft höchst abhängig ist von diesem Rohstoff. Man kann immerhin feststellen, dass der Einbruch des Rubels demjenigen des Erdöls entspricht.

Darüber hinaus hat die Europäische Union (EU) seit der Annexion der Krim im vergangenen März Russland sanktioniert, und diese wirtschaftlichen Sanktionen scheinen das Land stark zu treffen. Gerüchte besagen sogar, dass der Preissturz des Erdöls eine versteckte Sanktion und ein politisches Kalkül von Washington sei, um Russland wirtschaftlich zu schwächen.

2. Die Marktkapitalisierung von Apple

Apple 500

Am 25. November 2014 überschritt der US-Technologiekonzern Apple zum ersten Mal 700 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung. Noch nie war eine Firma mehr Wert. Das zweithöchste, je bewertete Unternehmen ist der amerikanische Soft- und Hardware-Konzern Microsoft mit 620 Milliarden Dollar. Das war allerdings... im Dezember 1999 – und ohne Berücksichtigung der Inflation.

Wenn man die Teuerung in diese Rechnung integriert, wäre das US-IT- und Beratungsunternehmen IBM das Unternehmen mit der grössten Marktkapitalisierung. Doch dieser Rekord stammt aus 1967 und läge bei 1'200 Milliarden Dollar.

Noch attraktiver für Investoren?

Kein Zweifel, Apple wird mehr und mehr zur populärste Firma auf der Welt. Im vergangenen Juni erlaubte sich das Unternehmen sogar, einen «Stock Split» zu machen den Preis seiner Aktien durch 7 zu dividieren.

Dadurch will Apple seine Titel für das breite Publikum attraktiver machen. Die Absicht dahinter ist klar: Das Unternehmen soll für noch mehr Investoren zugänglich werden. Und genau das ist auch schon passiert.

3. Eine Frau an der Spitze der Fed

Yellen 500

Am 3. Februar 2014 wurde Janet Yellen Präsidentin der Notenbank der Vereinigten Staaten von Amerika oder mit anderen Worten oberste Währungshüterin der Federal Reserve (Fed). Sie ist die erste Frau überhaupt, die je zu solchen Ehren kam.

Yellen trat die Nachfolge von Ben Bernanke an, der die schwierige Aufgabe hatte, die Finanzkrise aus dem Jahr 2008 zu bekämpfen. So erbte Yellen das «Tapering-Programm», das eine graduelle Beendigung der quantitativen Lockerung (Englisch: Quantitative Easing) der Fed vorsah.

Ankurbelung in Gefahr?

Seit ihrer Ernennung hat Yellen dieses QE-Programm beendet, und die Ökonomen erwarten sogar einen Anstieg der Zinsen im Verlauf von 2015.

Yellen kann also als Nutzniesserin einer wiederbelebten US-Wirtschaft betrachtet werden. Allerdings muss die Fed-Präsidentin genauestens darauf achten, dass diese Wiederbelebung nicht behindert wird.

4. Die Negativzinsen der SNB

SNB 500

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) war gegen Ende dieses Jahres ziemlich beschäftigt. So ernannte sie Fritz Zurbrügg zum Vizepräsidenten des Direktoriums, während der bisherige Amtsinhaber, Jean-Pierre Danthine, in Pension geht.

Ausserdem wurde erstmals überhaupt eine Frau in dieses wichtige Gremium gewählt: Andrea Maechler. Die in der Öffentlichkeit eher wenig bekannte Ökonomin rückt für Zurbrügg nach und arbeitete zuletzt beim Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington.

Die ganz grosse Überraschung kam jedoch in den Tagen danach: Die SNB beschloss, Negativzinsen einzuführen. Damit dehnte sie das Zielband für den Dreimonats-Libor auf -0,75 Prozent bis 0,25 Prozent aus.

Schlacht der geldpolitische Massnahmen?

Die Entscheidung an sich ist nicht so eine Überraschung, jedoch das Timing für diesen Beschluss, der die Märkte sichtlich überrumpelt hat. Und so hat die SNB offenbar einen guten Zug gemacht.

In der Tat wird die Europäische Zentralbank (EZB) wahrscheinlich ihre geldpolitische Lockerung (QE) im Januar 2015 starten, was wiederum den Euro schwächen wird. Um den Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro zu verteidigen, musste die SNB folglich rasch agieren, also bevor die EZB diese Massnahme ankündigt.

Und das hat sie gemacht. In bescheidenem Masse haben auch noch der Deflationsdruck (Zur Erinnerung: Die SNB rechnet mit einer Inflationsrate von -0,1 Prozent für 2015) und die jüngst wieder beobachtete «Flight to Quality» (Flucht in sichere Werte wie dden Franken) eine Rolle für diese Entscheidung gespielt.

Gespannt wird man nun die «Schlacht der geldpolitischen Massnahmen» zwischen der SNB und der EZB beobachten können ist.

5. Die Börse in Champagnerlaune

Dow 500

Wer hätte das Anfang 2014 gedacht? Etliche Börsen-Indizes haben in diesem Jahr ihre Allzeithochs noch deutlich überschritten. Zum Beispiel der S&P 500, der am 23. Dezember auf 2'082.17 schloss. Damit übertraf er einen Wert, der nur ein paar Wochen zuvor erreicht worden war.

Auch der Dow Jones verbesserte seinen Rekord in der Sitzung vom 24. Dezember 2014 nochmals auf 18'086.24. Zu guter Letzt sprang zudem das Währungspaar Dollar/Rubel auf ungeahnte Höhen.

Was sagt uns das?

Diese drei Notierungen sagen uns etwas ganz Wichtiges – dass es nämlich nie zu spät ist, um zu investieren. Die Frage ist bloss, wie!

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.27%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.91%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.41%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.62%
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