Guy Spier betreibt einen Hedge Fund in Zürich – und zahlte einst 600'000 Franken für ein Essen mit Warren Buffett. Nun erklärt er, wieso ihm das mehr brachte als seine Abschlüsse in Oxford und Harvard.

Guy Spier (Bild oben) hat die prestigeträchtigste Ausbildung genossen, welche diese Welt zu bieten hat. In Oxford studierte er Ökonomie und Philosophie, in der amerikanischen Kaderschmiede Harvard drückte er zusammen mit dem Serono-Erben und früheren UBS-Verwaltungsrat Ernesto Bertarelli die Schulbank.

Buffett 160Von da an schien seine Karriere vorgezeichnet. Als Investor machte er Millionen an der Wall Street, von Zürich aus verwaltet der inzwischen 48-jährige Amerikaner seinen eigenen Hedge Fund Aquamarine Capital. Berühmtheit über die Branche hinaus erlangte er jedoch im Jahr 2008 durch einen Lunch mit Star-Investor Warren Buffett (Bild links); zusammen mit einem Bekannten bezahlte Spier dafür 650'100 Dollar (Buffett spendete diesen Betrag einer wohltätigen Institution).

Umso mehr erstaunt es nun, dass Spier dem Investment-Portal «Benzinga» erklärt, wie wenig seine Harvard- und Oxford-Lorbeeren ihm bei seiner Laufbahn als Investor nützlich waren.

Hirn wie ein Ferrari

«Die harten Zeiten an der Uni hatten mir das Gefühl vermittelt, ich hätte die entscheidenden Schlachten in meinem Leben schon geschlagen», erinnert sich der Hedge-Manager. Doch das sei ein Trugschluss gewesen: Die eigentlichen Schlachten sollten erst beginnen. Tatsächlich hätten ihn seine Studien überhaupt nicht auf die harte Realität an der Wall Street vorbereitet, klagt Spier. «Mein Hirn war getunt wie ein Ferrari. Was ich aber brauchte, war ein 4x4.»

Insbesondere habe er nach seinen Elite-Abschlüssen geglaubt, dass es absolut unter seiner Würde sei, irgendetwas zu verkaufen, geschweige denn sich selber. Jetzt kann Spier darüber nur noch lachen. «Das wirklich tolle an Elite-Unis ist, dass sie ihre Absolventen dermassen verbiegen, dass es dem weniger gebildeten Umfeld wiederum leichter fällt, mitzuhalten.»

Kunden aufs Kreuz gelegt

Als er seine Karriere bei der Wall-Street-Firma D.H. Blair & Co startete, deren Management um die Jahrtausendwende in einen massiven Betrugsskandal verwickelt war, sei er monatelang unter «Schockstarre» gestanden, erinnert sich Spier. «Bevor ich es mit eigenen Augen sah, hätte ich nie geglaubt, wie weit die Wall Street geht, um ihre Kunden aufs Kreuz legen».

Das Buch, das nach Spiers eigenen Worten sein Leben dann am meisten veränderte, war die Bibel der Value (Substanzwert-)Investoren, «Intelligent investieren» von Benjamin Graham. «Die Wahrheit dieses Buchs hat mich in ihren Bann gezogen», schwärmt Spier. Von da an habe sein Leben erst richtig begonnen.

Strikt nach den Prinzipien der Value-Idole

Graham zählt seither zu Spiers Idolen, zusammen mit den anderen «Value»-Grössen wie Charlie Munger – und eben Warren Buffett.

Spiers Hedge Fund investiert denn auch strikt nach den Prinzipien jener Idole. Sinnigerweise heisst auch das Buch, das Spier im vergangenen Herbst veröffentlicht hat: «Education of a Value Investor».

Ob dessen Lektüre eine Elite-Ausbildung dabei gänzlich ersetzen kann, bleibt dahingestellt.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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