Die Anzahl der in der Schweiz gehandelten Fonds steigt zwar rasant. Doch der Qualität des hiesigen Asset-Management-Standorts nützt das herzlich wenig.

Allen Unkenrufen zum Trotz: Der Schweizer Fonds-Standort lebt. Er wurde über die vergangenen Monate sogar noch lebendiger.

Die Anzahl ausländischer Anbieter, die ihre Fonds bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) zum Vertrieb in der Schweiz angemeldet haben, kletterte 2014 nochmals um 30 Prozent. Mittlerweile werden hierzulande mehr als 5'000 Fonds ausländischer Anbieter gehandelt; damit stammen fast zwei Drittel aller in der Schweiz registrierten Fonds von einem ausländischen Institut.

Das geht aus Zahlen hervor, die der Verband der Auslandsbanken in der Schweiz (AFBS) am Mittwoch publizierte (siehe Grafik unten).

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Kaum Wachstum aus der Schweiz

Die Statistiken zeigen den hiesigen Fondsstandort allerdings in einem neuen Licht: Heimische Anbieter mögen zwar immer noch den Markt dominieren – allen voran die Grossbanken UBS und Credit Suisse, mit einigem Abstand die Genfer Privatbank Pictet und die nun an die Zürcher Kantonalbank gegangene Swisscanto.

Doch das Wachstum geschieht anderswo.

Während die Anzahl Fonds von Schweizer Häusern seit 2010 um lediglich 4 Prozent stieg, kletterte das ausländische Angebot hierzulande fünfmal schneller, nämlich um 20 Prozent. Dabei mag ein Basis-Effekt mitspielen. Doch ebenso klar ist: In den vergangenen Jahren kam es kaum zur Gründung von Schweizer Fondsgesellschaften.

Luxemburg längst unangreifbar

Das hat auch Folgen für den internationalen Standort-Wettbewerb: 55 Prozent aller in der Schweiz registrierten Fonds haben nämlich ihr Domizil in Luxemburg. An diesem Überhang hat sich in den letzten Jahren nichts geändert – zu stark ist die Stellung des Grossherzogtums dank seinem international anerkannten Fonds-Angebot.

Branchenvertreter geben diesen Kampf inzwischen für verloren. «Für die Schweiz ist es nicht realistisch, Luxemburg als führendes Fonds-Domizil noch zu überholen», sagte der stellvertretende AFBS-Geschäftsführer Raoul Würgler gegenüber finews.ch.

Ebenso fest steht aber auch, dass internationale Fondsanbieter nicht um die Schweiz herumkommen. Gemäss Erhebungen des Beratungsunternehmen PriceWaterhouse Cooper (PWC) vetreiben 99 der 100 weltgrössten Fondshäuser ihre Produkte in der Schweiz. Angelockt werden sie von den immer noch enormen Vermögen bei Schweizer Privatbanken und Pensionskassen.

Kleine Anbieter testen den Schweizer Markt

Am umtriebigsten zeigen sich dabei angelsächsische Anbieter; stark präsent sind ebenfalls französische Fonds-Boutiquen, Wachstum generierten zuletzt auch Häuser aus Asien. Dabei zeigt sich gemäss AFBS auch, dass zunehmend kleine ausländische Vermögensverwalter den Schweizer Markt mit ihren Produkten testen (Grafik ganz unten).

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Das alles wäre Wasser auf die Mühlen der Schweiz, die sich als international führender Asset-Management-Standort etablieren will. Dass eine entsprechende Initiative der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) bisher kaum vorangekommen ist, lässt vermuten, dass möglicherweise die falschen Ziele anvisiert werden.

Arbeit erfolgt zunehmend dezentral

In der Vermögensverwaltung erfolgt die Wertschöpfung bereits viel stärker dezentral als im Banking; dass Spezialisten in mehreren Ländern an ein und demselben Fonds arbeiten, ist heute eher die Regel als die Ausnahme.

Für Branchenvertreter wie Würgler vom AFBS liegt es deshalb nahe, in der Schweiz in erster Linie möglichst gute Bedingungen für diese Arbeitsweise zu schaffen. Er sagt: «Eine Stossrichtung der Asset-Management-Initiative sollte darin bestehen, schweizerischen Asset Managern den Zugang zu Fondsdomizilen im Ausland und umgekehrt ausländischen Fonds den Zugang zur Schweiz zu erleichtern.»

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