Robin Hood ist sein Vorbild: Der Finne Akseli Virtanen will von den Reichen nehmen und den Armen geben. Seine Waffe ist ein eigener Hedge Fund. Eigentlich versteht er diesen als Kunst.

Der Auftrag des Ökonomen Akseli Virtanen (Bild) im Jahr 2010 lautete: Gründe ein Institut, das Kunst und Wissenschaft verbindet und sich Themen aus Wirtschaft und Gesellschaft mit den Mitteln der Kunst widmet. Akseli Virtanen 160 Der damals als Dozent an der School of Business der Aalto Universität in Helsinki tätige Virtanen machte sich mit Kollegen an die Arbeit, wie das deutsche «Private Banking Magazin» berichtet.

Sie gründeten das Future Art Base und eines der Projekte daraus war: Eine Investmentbank des Prekariats. «Es gibt zwei Gruppen von Menschen», erklärte Virtanen dazu. «Eine mit Zugang zum Kapitalmarkt, die zu Geld kommt, ohne arbeiten zu müssen. Und eine, die nur über Arbeit zu Geld kommt und keine Möglichkeit hat, es in Finanzkapital zu verwandeln. Wobei diese Arbeit immer weniger abwirft und immer kräftezehrender wird».

Das Wissen nehmen und als Geld verschenken

Virtanen will dieser zweiten Gruppe Zugang zum Kapital schaffen. Und dafür gründete er einen Hedge Fund, eingetragen als Robin Hood Minor Asset Management. Wie einst die Helden aus dem Sherwood Forest will der Finne Akseli Virtanen für Gerechtigkeit sorgen.

«Wir sind der Hedge Fund des Prekariats», sagte er. Früher habe Robin Hood das Geld der Reichen geklaut und an die Armen verteilt. Virtanen macht es in der heutigen Wissensgesellschaft anders. Er nimmt das Wissen der Reichen und macht daraus Geld, um es zu verteilen.

Dazu braucht er Sakari Virkki. Dieser hat eine Software entwickelt, welche Schwarmbildungen analysiert und darum herausfinden kann, welche Investoren mit welcher Art von Anlagen erfolgreich waren und mit welchen nicht.

Ein Parasiten-Algorithmus

Das Programm findet demnach einen Konsens unter den Leitvögeln an der Börse und zeigt anschliessend Möglichkeiten an, das Handeln dieses Schwarms erfolgreicher Händler nachzuahmen. «An der Börse wird fast nur imitiert. Niemand weiss genau, was zu tun ist. Das Risiko wird über eine breite Streuung der Investments minimiert», erklärt Virtanen die Strategie.

Parasiten-Algorithmus nennen Virtanen und Virkki ihr Programm. Es funktioniert bislang sehr gut: «Im ersten Jahr haben wir ein Plus von 30,7 Prozent gemacht. Damit waren wir der drittbeste Hedge Fund der Welt», so Virtanen. Seit Auflegung am 1. August 2012 hat der Fonds eine Performance von 40,2 Prozent erzielt.

50 Prozent des Gewinns in Projekte

Und was haben nun die Armen davon? Der Hedge-Fund ist genossenschaftlich organisiert. Die Mitgliedschaft im Robin-Hood-Fund kostet einmalig 30 Euro, jeder Anteil ebenfalls 30 Euro. Genossenschafter können bis zu 50 Prozent ihres Gewinns behalten, die anderen 50 Prozent kommen in sogenannte Robin-Hood-Projekte.

Was diese genau sind, ist nicht näher beschrieben. Die Rede ist von Stipendien für Kreative und zinslosen Darlehen «oder irgendetwas anderem». Virtanen sagte, es können Produkte, Räume, Wissen oder Prozesse sein. Ein Beispiel hat er noch nicht, denn dafür reichte das Geld noch nicht.

Trotz erfolgreicher Anlagestrategie liegen im Fund bislang 565'000 Euro. In Kürze würden aber die ersten Projekte finanziert, so Virtanen weiter. «Die sind super spannend, muss ich sagen, aber leider können wir sie noch nicht bekanntgeben.»

Der Beginn von etwas Neuem

Was der Robin-Hood-Fund nun ist oder was aus ihm werden soll, ist Virtanen nicht ganz klar. «Keine Ahnung. Ich weiss nur, dass es dieses Paradoxe, Unbestimmbare und Grenzenlose ist, das stets den Beginn von etwas Neuem markiert.»

Interessant werde das Geschäft doch ohnehin erst ab 10 bis 20 Millionen Euro. «Und das ist erst der Anfang. Mit weniger als 500 Millionen Euro gilt man ja noch als kleiner Hedge Fund. Wir sind extrem skalierbar.»

Behandelt wie ein Verräter

Als Kunst will Virtanen den Robin-Hood-Fund aber verstanden wissen. Das weckt Aufmerksamkeit. Am Europäischen Trendtag des Gottlieb Duttweiler Instituts präsentierte er seine Vision der «Investmentbank des Prekariats». Die Zuhörer sollen Beifall laut einem Bericht von «Brandeins» geklatscht haben, als habe er die Wall Street im Namen der Armen gehackt.

Auch auf der Documenta in Kassel präsentierte er seinen Robin-Hood-Fund. «Das Ergebnis war, dass ich wie ein Verräter behandelt wurde, der gemeinsame Sache mit den gierigen Bankern macht.»

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