Paras Anand verantwortet beim Fondshaus Fidelity die Investments in Europas Aktienmärkte. Er berichtet von der Torschlusspanik seiner Kunden – und warum er UBS und Credit Suisse einiges zutraut.

Für Paras Anand (Bild) begann das Jahr hektisch. Dabei hat er eigentlich schon genug zu tun: Beim international tätigen Fondshaus Fidelity in London ist er als Head European Equities für 20 Fonds und knapp 80 Milliarden Franken an Kundenvermögen verantwortlich.

Seit vergangenem Januar hat er diese Kundschaft nun praktisch ununterbrochen am Telefon. Und muss dabei die immer gleiche Frage beantworten: «Haben wir die Rallye in europäischen Aktien jetzt schon verpasst?» Angesichts der Rekordständen an den Börsen und der allgegenwärtigen Empfehlungen, der Hausse schleunigst noch mehr Geld nachzuwerfen, dürften nicht wenige Investment-Profis diese Frage wohl bejahen. Nicht so Anand.

Im Gespräch mit finews.ch erklärte er, dass Anleger weltweit im langfristigen Vergleich an Europas Börsen immer noch unterinvestiert seien. Werde zudem die jüngste Hausse in der Weltwährung Dollar anstatt in Euro gemessen, sähen die Kursgewinne auf einmal viel bescheidener aus. Daraus folgert Anand, es bestehe noch reichlich Luft nach oben.

Die EZB ausblenden

Sowieso rät Anand seiner panischen Kundschaft, die letzten Januar beschlossenen Anleihenkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) einmal auszublenden und sich stattdessen auf die Unternehmen selber zu konzentrieren. «Langfristig geht es darum, dass sich die europäischen Unternehmen wandeln und dass deren künftiger Wert heute zu einem immer noch günstigen Preis zu haben ist.»

Wer den Markt aus dieser Warte betrachtet, so Anand, müsse sich nicht fürchten, aktuell den Einstieg verpasst zu haben.

Zwar will auch der Fidelity-Manager nicht ausschliessen, dass es an den europäischen Börsen demnächst zu Rücksetzern kommen könnte. Umso wichtiger sei es darum, nach «Substanz-Nischen» zu suchen. Diese finde man nicht zuletzt bei Firmen, die zuletzt Probleme gehabt hätten.

Langfristig im Vorteil

Ein gutes Beispiel dafür, sagt Anand, wie sich in der Region Titel mit langfristigem Wertsteigerungspotenzial zu attraktiven Preisen finden liessen, sei der europäische Bankensektor. Kurzfristig würden diese Werte von der Aussicht auf weitere Bussen und strengere Regulierung belastet, so Anand. Mittelfristig sei jedoch davon auszugehen, dass diese Belastung wegfalle. «Langfristig werden dann jene Banken einen Vorteil haben, die sich über die ganze Zeit eine grosse Franchise sichern konnten.»

Ebenso sei anzunehmen, dass langfristig die Zinsen steigen würden und die Risikoaversion der Bankkunden abnehme, so Anand weiter. «Dies wären mächtige Treiber sowohl für die Vermögensverwaltung wie auch für das Zinsgeschäft der Banken.» Und: Die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse gehörten aus seiner Sicht zu jenen Unternehmen, bei denen eine solche Entwicklung plausibel erscheine.

Die anstrengendere Variante

Noch mehr beschäftigen als UBS und Credit Suisse dürfte Anand wohl die Schweizer Chemiefirma Sika. Fidelity hat sich in die dort tobende Übernahmeschlacht zwischen der Firmenführung und der Kauf-Interessentin Saint-Gobain eingeschaltet, wie auch finews.ch berichtete.

«Wir sehen uns nicht als aktivistische Investoren», wiegelt Anand ab. In seltenen Fällen, bei denen die Rechte von Minderheitsaktionären stark verletzt würden, sei es aber durchaus nötig, eine aktive Position einzunehmen und zu versuchen, die Rechte der Aktionäre sicherzustellen. «Das ist natürlich der anstrengendere Weg», weiss der Fidelity-Mann. «Wer es sich einfach machen will, verkauft die Anteile.»

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.36%
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