Brigitte Kaps hat den Divorceclub gegründet. Gegenüber finews.ch erklärt die ehemalige Bankerin, wie hart bei Scheidungen ums Geld gekämpft wird.


Frau Kaps, Sie haben mit Divorceclub ein Unternehmen gegründet, das Scheidungspaare berät – auch in Finanzfragen. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

In meinem privaten und beruflichen Umfeld habe ich eine wachsende Anzahl an Scheidungen verfolgt und teilweise auch sehr nahe miterlebt. Ich selber habe mich in noch jungen Jahren von meinem Mann getrennt – glücklicherweise in aller Freundschaft. Durch meine Beobachtungen und Erlebnisse habe ich festgestellt, dass eine Trennung in der Regel drei grosse Herausforderungen birgt.

Nämlich?

Zunächst der emotionale Schmerz, dann die Angst vor einem Neuanfang und vor allem die Frage nach der finanziellen Zukunft. Es gibt angesichts der hohen Scheidungsraten ein gesellschaftliches Bedürfnis nach entsprechenden Beratungsleistungen. Nach 15 aufregenden Berufsjahren im Banking habe ich mich entschieden, ein darauf spezialisiertes Unternehmen aufzubauen.

Welche Art von Know-how braucht es, um die finanziellen Konsequenzen einer Scheidung als Beraterin abzufedern?

Das Know-how in Finanz- und Liquiditätsplanung, in Versicherungs- und Vorsorgefragen muss klar vorhanden sein. Ich kann auf zwei Beratungsteams von insgesamt zehn Leuten zurückgreifen. Wobei ich bei der Auswahl der Berater grossen Wert auf ihre «soft skills» gelegt habe.

«Manche Frauen wollen sich nicht von einem Mann beraten lassen»

Denn Einfühlungsvermögen ist mindestens so wichtig wie professionelles Know-how. Im Team sind auch drei Frauen. Denn es gibt eine grosse Anzahl von Scheidungsfrauen, die sich nicht von einem Mann beraten lassen wollen.

Welches ist die klassische Klientel in Bezug auf Vermögensklasse, die Finanzberatung braucht?

Das geht eigentlich quer durch alle Vermögensklassen. Grundsätzlich muss jeder, sobald er sich zur Trennung entschlossen hat, seine finanzielle Zukunft neu planen. Je nach Einkommen und Vermögen droht den Scheidenden die Armutsfalle. Das Risiko tragen meist die Frauen, die fortan ihre Kinder alleine erziehen müssen.

Aber auch Männer kann es treffen: Rund 5 Prozent der geschiedenen Männer in der Schweiz beziehen Sozialhilfe. Eine unabhängige Finanzberatung brauchen aber auch vermögendere Scheidungspaare. Denn das Vertrauen in den jeweiligen Bank- oder Vermögensberater ist im Scheidungsfall meist nicht mehr von beiden Seiten vorhanden. Hier können wir uns einbringen.

Stimmt das Klischee: Je mehr Geld in einer Ehe vorhanden ist, desto härter wird darum gekämpft?

Es gibt das Sprichwort: Wenn es ums Geld geht, scheitert jede Freundschaft. Das lässt sich ohne weiteres auf die Ehe übertragen. Das ist auch nachvollziehbar: Denn der Wunsch nach finanzieller Sicherheit und der Aufrechterhaltung des bisherigen Lebensstandards ist bei allen Scheidungspaaren vorhanden.

«Bei emotionalen Trennungen kommt es in der Regel zu harten Kämpfen»

Entsprechend wird auch verhandelt. Harte Kämpfe gibt es in der Regel, wenn die Trennung emotional verläuft. Je verletzter ein Partner ist, desto härter reagiert er – unabhängig vom Vermögen.

Wie komplex ist es, beispielsweise von einer Privatbank verwaltete Vermögen aufzuteilen?

Das ist in der Regel nicht besonders komplex, da die Banken und Vermögensverwalter nur das ausführen, was der Scheidungsrichter entschieden hat. Meine Beratungspartner verfügen über ein sehr gutes Know-how und ein breites Netzwerk, um auch höchst komplizierte Vermögenssituationen zu lösen.

«Es braucht viel Einfühlungsvermögen»

Schwierigkeiten können bei der Auflösung eines Bankdepots auftreten, beispielsweise, wenn die zuvor gemeinsame Vollmacht vor der Scheidung von einem Partner bereits entzogen worden ist. Da kann es vorkommen, dass wir einen Anwalt beiziehen müssen.

Leisten Sie mehr praktische Beratung oder ist auch psychologisches Gespür nötig?

Es ist eine Kombination aus beidem. Das finanzielle Know-how ist enorm wichtig. Dieses aber ohne das notwendige Einfühlungsvermögen anzubringen, lässt jede Beratung scheitern.

Zum Schluss noch Ihre Prognose: Werden Scheidungsraten und der entsprechende Bedarf an Finanzberatung noch weiter zunehmen?

Die Scheidungsrate lag in der Schweiz in den vergangenen drei Jahren relativ konstant bei etwas über 40 Prozent. Persönlich glaube ich, dass sich die Scheidungsrate proportional zur Heiratsrate entwickelt.

Es wurde aber schon festgestellt, dass gerade in Finanz- und Wirtschaftskrisen die Scheidungsraten zunehmen. Gerade in vermögenderen Schichten scheint die Ökonomie noch immer die Grundlage einer funktionierenden Ehe zu bilden.


Brigitte Kaps war bis März 2015 Mitglied der Geschäftsleitung der Cembra Money Bank, wo sie die Unternehmenskommunikation verantwortete. Zuvor war sie als Mediensprecherin der Ruag und während mehr als zehn Jahren bei der ABN Amro Bank in der Schweiz sowie in Deutschland in mehreren Leitungsfunktionen tätig. Unlängst gründete sie den Divorceclub.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.63%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.55%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.22%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.11%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.5%
pixel