Banken aus Schwellenländern kommen immer öfter in die Schweiz. Sie könnten dazu beitragen, die Krise auf dem hiesigen Finanzplatz zu überwinden, sagt die Finanzprofessorin Anna Lupina-Wegener.

Anna Lupina-Wegener (Bild) ist Professorin «Organizational Behavior» an der Haute Ecole d'Ingénierie et de Gestion du Canton de Vaud in Yverdon-les-Bains

In den vergangenen zehn Jahren sind 13 Banken aus Schwellenländern – gemessen an ihrer Bilanzsumme – unter die 55 grössten Finanzhäuser der Welt aufgestiegen. Die enorme Stärke dieser Institute beruht fast ausschliesslich auf dem grossen Vertrauen, das sie in ihren Heimatländern geniessen. In Europa hingegen sind sie so gut wie unbekannt.

Im Gegensatz zu den boomenden Schwellenländern leidet der Schweizer Bankenplatz unter Überkapazitäten; hinzu gesellen sich hohe operative Kosten bei der Anpassung an neue Regulierungen sowie der starke Franken. Doch die Banken aus den Schwellenländern könnten dazu beitragen, die Krise auf dem hiesigen Finanzplatz zu überwinden.

Nicht sofort in die Schweiz

Denn sie bringen neues Kapital, schaffen Zugang zu neuen Märkten, bringen legale, sprich deklarierte Vermögen in die Schweiz, schaffen Arbeitsplätze und so auch ein höheres Steueraufkommen. Doch warum wählen diese Finanzinstitute die Schweiz als Standort? Eine Studie befasst sich mit dieser Frage.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Banken aus Schwellenländern nicht sofort in die Schweiz kommen. Die ersten Schritte zur Internationalisierung machen sie normalerweise in geographisch nahen Regionen. Beispiel: Viele chinesische Banken blicken zuerst nach Asien.

Nationale Champions

Zudem starten diese Banken das Auslandsgeschäft nicht mit dem anspruchsvollen Private Banking. Vielmehr unterstützen die Banken zunächst neue multinationale Konzerne aus ihren Heimatländern, so genannte «National Champions» in Brasilien, oder staatliche Unternehmen in China, die im Rahmen der «Go-Global-Policy» Unterstützung erhalten. Zudem achtet beispielsweise die chinesische Regierung darauf, dass die Banken durch eine schrittweise Liberalisierung ihre Position auf dem heimischen Markt stärken.

Banken aus Schwellenländern kommen in die Schweiz, um der heimischen Nachfrage besser entsprechen zu können. Mit den wachsenden Vermögen in Schwellenländern wachsen auch die Ansprüche der Klientel und die Nachfrage nach besserem Service und besseren Produkten.

Junges Phänomen

Private Banking ist in den Schwellenländern noch ein junges Phänomen; in China etwa lässt die Zentralbank das Private-Banking-Geschäft erst seit 2007 zu. So ist es kaum erstaunlich, dass es dort noch an Know-how und Expertise fehlt, um der zunehmend anspruchsvollen Klientel, globale Produkte und Dienstleistungen anzubieten.

Für Banken aus Schwellenländern zielt die Präsenz in der Schweiz hauptsächlich darauf ab, (Private-Banking-)Expertise für den heimischen Markt und internationales Ansehen zu gewinnen. Sie möchten als schweizerische Banken wahrgenommen werden, mit Schweizer Know-how und Schweizer Reputation.

Grosses Vertrauen

Erst in einem zweiten Schritt zielen diese Banken auf die Auslandsvermögen von Klienten aus ihren Heimatländern (Offshore-Money), und an letzter Stelle steht das Ziel, auch westliche Klienten als Kunden an sich zu binden.

Die Studie zeigt, dass Kunden aus Schwellenländern, die den Banken in ihren Heimatländern grosses Vertrauen schenken, ihre Offshore-Gelder gleichwohl oft bevorzugt bei angesehenen Schweizer Banken anlegen. Und bei westlichen Kunden sind die Banken aus den Schwellenländern trotz ihrer zunehmenden Stärke immer noch weitgehend unbekannt.

Gute Nachricht für die Schweiz

Die Ankunft von Banken aus Schwellenländern ist eine gute Nachricht für die Schweiz, denn der Wohlstand, der in diesen Ländern so erzeugt wird, findet seinen Weg auch ins Land hinein, etwa in Form von Vermögensanlagen, geschäftlichen Investitionen und mit dem Tourismus. Diese Entwicklung hat gerade erst begonnen, und es ist zu erwarten, dass sie sich noch verstärken wird.

Gut ist die Nachricht auch für den Schweizer Bankenplatz. Denn die Banken aus den Emerging-Markets bringen frisches Kapital, das den Schweizer Geldhäusern derzeit eher fehlt. Zudem eröffnen die Schwellenländer-Banken den Zugang zu potenten Kunden, und sie bringen legale, deklarierte Vermögen in die Schweiz.

Weitere Firmen anlocken

Am Ende des Tages ist auf einen Cluster-Effekt zu hoffen: Der Erfolg der Banken aus den Schwellenländern könnte in der Schweiz weitere Industrie- und Dienstleistungsunternehmen anlocken.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.23%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.95%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.41%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.62%
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