Im Standortmarketing der Finanzplätze wird seit Jahren mit harten Bandagen gekämpft. Jetzt gehen die Briten noch einen Schritt weiter und ködern über ihre Botschaft in der Schweiz aufstrebende Fintech-Unternehmen. 

Der Londoner Finanzplatz gehört weltweit zu den wichtigsten Fintech-Zentren. Sein Aushängeschild ist der Fintech-Inkubator «Level 39». Dieser ist mittlerweile zum Magnet für Startups und Banken aus aller Welt geworden. Unter anderem hat auch die UBS dort vor einigen Monaten ein  Innovations-Labor eingerichtet.

Doch damit nicht genug: Neuerdings geht die britische Botschaft in Bern aktiv hiesige Fintech-Startups an. Ziel ist es, dass diese Firmen ihren Hauptsitz von der Schweiz nach London verlegen.

So geschehen mit Advanon, einem auf Liquiditätsplanung spezialisiertes Unternehmen in Zürich, wie der «IFZ Retail Banking Blog» am Montag berichtete. Phil Lojacono (Bild), CEO und Gründer von Advanon, bestätigte auf Anfrage von finews.ch die Kontaktaufnahme seitens einer Suborganisation der britischen Botschaft in Bern, dem Standortförderer UK Trade & Investment (UKTI).

Mit den Briten via Skype kommuniziert

«Wir waren selber überrascht, als uns die Botschaft kontaktierte», gab Lojacono gegenüber finews.ch zu Protokoll. «Sie wollten uns davon überzeugen, dass man aus London weit besser andere Länder wie Deutschland und Österreich bedienen kann als aus der Schweiz.»

In einem Skype-Gespräch zwischen Advanon und der UKTI, das Anfang Juni stattfand, bot der britische Standortförderer unter anderem folgende «Goodies» an:

  • Kostenlose Beratung seitens der britischen Aufsichtsbehörde FCA
  • Zustellung aller Dokumente und Update hinsichtlich Fintech-Regulation in London
  • Erstellung einer Vergleichsstudie für die Standorte London, Berlin und Wien

Professionell und hilfsbereit

Stijn Pieper, der Technologiechef von Advanon, führte das Gespräch mit der britischen Behörde. Sein Eindruck aus dem Gespräch: «Wenn wir wirklich nach England expandieren wollen, wäre das sicher eine gute Option. Ich hatte das Gefühl, dass die UKTI sehr professionell agiert und hilfsbereit ist.»

Das vor rund einem Jahr gegründete Unternehmen fokussiert primär auf den Schweizer Markt. Man wolle aber baldmöglichst nach Deutschland und Österreich expandieren. Und auch der britische Markt sei interessant, so Lojacono weiter.

Advanon ist denn auch nicht abgeneigt, Zürich den Rücken zu kehren und in London seine Zelte aufzuschlagen, wie Lojacono gegenüber finews.ch erklärte. «Wir bleiben in Kontakt mit den britischen Behörden und werden im nächsten Jahr die Situation nochmals prüfen.»

Im Unterschied zur Finma stellt Lojacono bei den britischen Finanzmarktregulation einige Hilfsbereitschaft fest. Weiter sei London attraktiv, weil dort viele Wagniskapital-Geber tätig seien. Zudem sei die Infrastruktur für die Fintech-Branche besser; der Markt sei agiler, offen für Innovationen, und er werde von der Regierung besser unterstützt. 

Finma unter Druck

Die Finma wollte auf Anfrage von finews.ch zum konkreten Fall keine Stellung nehmen. Neue Technologien im Finanzbereich (Fintech) seien aber ein Thema, mit dem sich die Finma beschäftige, dies sowohl auf strategischer wie auch auf fachlicher Ebene. Sie begleite die Entwicklung in diesem Bereich eng, gab ein Sprecher der Behörde zu Protokoll. 

Die Schweizer Aufsichtsbehörde steht schon seit längerem unter Druck, wie auch finews.ch hier und hier berichtete. Der Vorwurf: Die Finma stelle den Fintech-Unternehmen hohe regulatorische Hürden in den Weg. Das hat zur Folge, dass hiesige Firmen gegenüber Konkurrenten in Deutschland, den USA oder in Grossbritannien benachteiligt seien.

Darauf entgegnet die Behörde: «Die Finma ist sich bei Bewilligungsgesuchen der Situation der Gesuchsteller sehr bewusst. Entsprechend hat sie Prozesse implementiert, die eine effiziente und möglichst rasche Bearbeitung der Gesuche ermöglicht.»

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.02%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.74%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.38%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.47%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.39%
pixel