Die Banque Cantonale Vaudoise hat vor gut vier Jahren für ihr institutionelles Geschäft einen «Brückenkopf» in der Deutschschweiz gebaut. Jetzt soll der Standort in Zürich an Bedeutung gewinnen, wie Stefan Bichsel im Gespräch mit finews.ch erklärt.

Eigentlich sei die Waadtländer Kantonalbank in der Deutschschweiz ein «unbekanntes Wesen», sagt Stefan Bichsel (Bild), seit Mai 2009 verantwortlich für das Asset Management und das Trading der Banque Cantonale Vaudoise (BCV).

Denn während das Institut in der Waadt einen bedeutenden Marktanteil auf sich vereinigt – sieben von zehn Pensionskassen sind Kunden –, ist das Institut diesseits des Röschtigrabens eher marginal unterwegs.

Mehr als 500 Institutionelle

Zur Erinnerung: Die BCV ist hinter der Zürcher Kantonalbank das zweitgrösste Staatsinstitut. Sie beschäftigt rund 2'000 Personen und verwaltet insgesamt knapp 90 Milliarden Franken an Kundenvermögen.

Davon entfällt rund ein Drittel auf institutionelle Investoren, also auf Pensionskassen, Versicherungen, andere Vorsorgeinstitute und Family Offices. Wie Bichsel verrät, unterhalten mehr als 500 Institutionelle eine Geschäftsbeziehung zur Asset-Management-Sparte der BCV.

Verschiedene Einflussfaktoren

Und diese Zahl soll in den nächsten substanziell wachsen, sagt Bichsel, wobei das Standbein in Zürich mit Jürg Baltensperger und Mario Cicala dabei eine zentrale Rolle spielen soll. Den Anstoss für die Wachstumsambitionen liefern verschiedene Einflussfaktoren.

Erstens muss heute auch eine Universalbank wie die BCV ihre Ertragsquellen diversifizieren, was zweitens gut zur Absicht auf dem Schweizer Finanzplatz passt, das Asset Management zu forcieren. Allerdings möchte Bichsel dies eher in eigener Regie tun, als auf die vielen Massnahmen zu hoffen, die im Rahmen der Asset-Management-Initiative der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) und des Fondsverbands (Sfama) in Aussicht gestellt wurden, aber bis heute nie verwirklicht worden sind.

Fehlende Swiss Standards

Was Bichsel im Gespräch mit finews.ch in Sachen Asset-Management-Initiative vermisst, sind so genannte Swiss Standards, mit denen sich unser Finanzplatz nach aussen hin profilieren könnte; klare Rahmenbedingungen und Definitionen, was dieses Geschäft auszeichnet, und wie es ausgebaut und vermarktet werden soll.

Der Asset-Management-Chef der BCV spricht auch etwas aus, was andere Vertreter der Branche bestenfalls hinter vorgehaltener Hand sagen würden: Die Asset-Management-Initiative komme deshalb nur so zögerlich voran, weil unter den Schweizer Anbietern niemand wirklich ein Interesse daran habe, dass sich ausländische Finanzgiganten hierzulande weiter ausbreiteten.

Gleichzeitig würden die Grossbanken nur zögerlich hinter der Asset-Management-Initiative stehen, da sie (auch) in dieser Domäne recht eigentlich Konkurrenten seien.

Eigenes Trading

Insofern setzt Bichsel lieber auf eigene Stärken, welche die BCV im Asset Management unzweifelhaft hat. Als Universalinstitut ist sie für mehr als die Hälfte aller Waadtländer KMU die Hauptbank, zwei Drittel der in der Waadt angesiedelten Grossunternehmen sind BCV-Kunden, und darüber hinaus bringt sie traditionell eine weit reichende Expertise in der Handelsfinanzierung, namentlich im Metall- sowie im Agrar- und Lebensmittelbereich mit.

Das Asset Management, das seit rund 40 Jahren existiert, beschäftigt selber rund 200 Leute und deckt – wie nur wenige andere Schweizer Banken – alle wichtigen Bereiche (Mandate, Spezialmandate, Fonds, Alternative Anlagen, Vorsorgestiftungen) ab. Über das eigene Trading, das ebenfalls Bichsel untersteht, wickelt die BCV nicht nur die üblichen Handels-Transaktionen ab, sondern emittiert auch Strukturierte Produkte.

Neue Ausgangslage nach Swisscanto-Verkauf

Ausgerüstet mit diesen Kompetenzen und Kapazitäten will das BCV Asset Management nun vermehrt auch die Deutschschweiz bearbeiten, zumal der Finanzplatz Zürich gegenüber Genf und der Romandie kontinuierlich an Bedeutung gewinnt.

Der Zeitpunkt für die Expansion kommt noch aus anderen Gründen nicht von ungefähr, sondern ist möglicherweise sogar denkbar günstig: Mit dem kürzlichen Verkauf von Swisscanto, dem Fonds-Gemeinschaftswerk der Schweizer Kantonalbanken an die ZKB, werden die Karten im institutionellen Geschäft definitiv neu gemischt.

Als Universalbank im Transformationsprozess

Und in diesem Transformations-Prozess könnte die BCV als Universalbank eine interessante Rolle übernehmen. Davon ist zumindest Stefan Bichsel überzeugt.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.89%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.3%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.67%
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