Der Kampf gegen Steuerflucht zwingt die Banken im Tessin in die Knie. Derweil jubeln private Tresor-Vermietungs-Firmen und Juweliere. Wie lange dieser Jubel allerdings anhält, ist fraglich.

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Viele Jahre lang haben Italiener ihr Vermögen ausserhalb der Griffweite der italienischen Vermögen in die Tessiner Banken getragen. Doch seit Rom vor rund eineinhalb Jahren den Kampf gegen Steuerflüchtlinge intensiviert hat, funktioniert dies nicht mehr.

Entsprechend viele Gelder sind denn auch aus dem Tessiner Finanzplatz abgeflossen und mit ihnen verschwanden zahlreiche Banken. Jüngst wurde zum Beispiel die Finter-Bank von der Bank Vontobel geschluckt. Und vor kurzem hat auch die UBS hat ihr Vermögensverwaltungsgeschäft in der Südschweiz verkleinert, wie auch finews.ch berichtete.

Wundersame Vermehrung privater Tresorfirmen

Doch wie viel der unversteuerten Gelder letztendlich offen gelegt werden, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Italienische unversteuerte Vermögenswerte werden wohl weiterhin in der Schweiz gebunkert. Nicht aber bei Banken, sondern bei privaten Tresorvermietern.

Darauf verweist die rasante Zunahme von privaten Safe-Anbietern in der Schweiz und vor allem im Tessin. Laut einem früheren Bericht der Tessiner Tageszeitung «La Regione» sind in den letzten eineinhalb Jahren zehn neue Anbieter dazugestossen. Derzeit schätzt Paolo Bernasconi, ein Luganeser Steueranwalt, deren Anzahl auf 30, wie er kürzlich der Nachrichtenagentur «Bloomberg» sagte.

Goldenes Jahr an der Via Nassa

Parallel dazu florieren die Geschäfte der Juweliere an der Via Nassa in Lugano prächtig, so Bernasconi weiter. Die erworbenen «Klunker» sind denn auch prädestiniert für die Lagerung in Tresoren, derweil Bargeld deutlich mehr Platz braucht.

Ein Anbieter der ersten Stunde ist die 2009 gegründete Gestisafe mit Sitz in Locarno. Auf der Homepage wirbt die Firma mit «absoluter Diskretion und Sicherheit». Zudem brauche es kein Bankkonto, um einen Safe anzumieten, heisst es weiter. Die Banken hingegen verlangen die Eröffnung eines Kontos, zwecks Abrechnung der Gebühren. Zudem muss der Safe-Inhaber mit dem Kontoinhaber identisch sein, um illegalen Geschäften vorzubeugen.

Politiker werden hellhörig

Dieses Geschäft ist laut FDP-Politiker und Anwalt Claudio Abate nicht illegal. Diese Firmen nutzen lediglich eine gesetzliche Lücke aus, wie es im Bericht weiter hiess. Denn Firmen wie Gestisafe gelten laut der Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) nicht als Finanz-Intermediäre und sind somit von der Meldepflicht verdächtiger finanzieller Transaktionen befreit.

Dies passt Abate aber nicht: «Wer gegen die Regeln verstösst, soll bestraft werden», sagte er gegenüber «Bloomberg». Laut dem Bericht reichten denn auch zwei Tessiner Politiker eine Anfrage beim Finanzdepartement ein, die Entwicklungen der privaten Tresorfirmen sowie deren Rolle in Sachen Geldwäscherei genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die Vermehrung von Firmen wie Gestisafe ist auch dem Tessiner Generalstaatsanwalt John Noseda nicht entgangen. Er bezeichnete gegenüber «Bloomberg» die unregulierten Tresorfirmen als Problem für das Tessin und die Schweiz.

 

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