Die rund 2'000 unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz stellen sich auf turbulente Zeiten ein. Sie haben ihre Aktienquoten deutlich reduziert, weil sie mit rückläufigen Börsen in der Schweiz und in Europa rechnen. Ausserdem gehen sie von einer anhaltenden Frankenabwertung aus.

Diese Angaben gehen aus dem neusten Aquila Vermögensverwalter Index (AVI) hervor, den die Schweizer Aquila-Gruppe alle drei Monate in Zusammenarbeit mit finews.ch publiziert.

Der Index fasst die Beurteilung verschiedener ökonomischer Komponenten durch unabhängige Vermögensverwalter in der ganzen Schweiz zusammen. An der Umfrage beteiligten sich diesmal insgesamt 125 unabhängige Vermögensverwalter.

Hier geht es zur Gesamtübersicht.

Mit Blick auf die Börsenentwicklung hat sich die Zahl der Personen deutlich erhöht, die eine schwächere Periode erwarten. So gehen beim Swiss Marketing Index (SMI) nur noch 39 Prozent der Befragten von steigenden Kursen aus, während es vor drei Monaten noch 45 Prozent gewesen waren. Umgekehrt rechnen 33 Prozent der Befragten mit tieferen Notierungen; vor drei Monaten waren es erst 28 Prozent gewesen.

Auch beim EuroStoxx50, der immerhin von den geldpolitischen Massnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) am meisten profitiert, sind es bloss noch 38 Prozent der Umfrage-Teilnehmer, die im Verlauf der nächsten drei Monate eine weitere Steigerung erwarten. Vor drei Monaten waren es noch 44 Prozent gewesen. Mit tieferen Kursen rechnen nun 35 Prozent, gegenüber 28 Prozent im Vorquartal.

Mehr Optimisten in den USA

Im Gegensatz dazu hat sich die Zahl der Optimisten beim amerikanischen S&P500 weiter erhöht. Da gehen nun 48 Prozent der Umfrageteilnehmer von steigenden Kursen aus. Drei Monate zuvor waren es erst 29 Prozent gewesen. (vgl. nachfolgende Grafik).

SP500 500

Daraus lässt sich folgern: Der Zeitpunkt der viel zitierten Zinserhöhung in den USA rückt immer näher. Genau 13 von 17 Notenbank-Gouverneuren würden noch dieses Jahr eine Zinserhöhung erwarten, sagt Bruno Gisler, Chefökonom der Aquila-Grupe. Die Prognosen der Notenbank-Verantwortlichen für Ende 2015 lägen mit 0,375 Prozent nahe bei der Markterwartung von 0,25 Prozent.

Darum sei mit einer ersten Zinserhöhung im Dezember zu rechnen. «Die US-Finanzmärkte werden positiv darauf reagieren», gibt sich Gisler zuversichtlich.

Gegenläufige Zinssituation

Tatsächlich gehen nun 63 Prozent der Befragten von höheren Zinsen bei den 10-jährigen US-Staatsanleihen aus, während es im Vorquartal erst 47 Prozent gewesen waren (vgl. nachfolgende Grafik). 

In Deutschland geht die grosse Mehrheit (71 Prozent) von unveränderten Zinsen aus, noch eindeutiger präsentiert sich die Situation in der Schweiz, wo gar 76 Prozent von einem «Zins-Status-Quo» ausgehen.

Schwächerer Franken

Gegenüber dem Dollar werde sich der Euro künftig weniger stark abwerten, vermuten die befragten Vermögensverwalter, während die europäische Einheitswährung im Vergleich zum Franken deutlich zulegen wird. Konkret: 51 Prozent der Umfrageteilnehmer rechnen mit einem schwächeren Euro zum Greenback; vor drei Monaten waren es noch 62 Prozent gewesen.

Nun aber gehen 40 Prozent der Befragten von einem stärkeren Euro im Vergleich zum Franken; im Vorquartal waren es nur 22 Prozent gewesen, wie aus dem AVI weiter hervorgeht. Oder mit anderen Worten: Der Euro könnte sich durchaus bei 1.10 Franken einpendeln (vgl. nachfolgende Grafik).

Wahrungen 500

«Seit Mitte Juli neigt der Franken zur Schwäche», stellt Bruno Gisler fest. Der Euro-Franken-Kurs stand am 11. September 2015 erstmals nach Aufgabe des Mindestkurses im Januar wieder über der Marke von 1.10 Franken. Devisenkäufe der SNB, Kaufkraftparität, Zinsdifferenz und vor allem der schleichende Verlust von Standortvorteilen für die Schweiz würden einen schwächeren Franken aber plausibel machen, erklärt Gisler.

Aufwertung geht weiter

Da ein sinkender Franken jedoch auf einen noch schwächeren Euro stossen könnte, sei die Absicherung des Euro gegen den Franken opportun. Dollar-Positionen hingegen bräuchten nicht abgesichert werden, stellt Gisler fest.

Die Aufwertung des Dollar zum Franken dürfte nun wieder weiter gehen, denn sind inzwischen erwarten 68 Prozent der Umfrageteilnehmer einen härteren Greenback, nach 59 Prozent vor drei Monaten.

Im Schnitt prognostizieren die befragten Vermögensverwalter im Verlauf der nächsten drei Monate einen Greenback ganz knapp unter einem Franken; vor drei Monaten lag dieser Wert bei 95 Rappen.

Ein Blick auf die Portfolio-Zusammensetzung

Allocation 500

Auf Grund ihrer Erwartungen bestücken die unabhängigen Vermögensverwalter ihre Portefeuilles nun mit weniger Aktien; dieser Anteil beträgt nun 40 Prozent (im Vorquartal: 44 Prozent) und zu 26 Prozent Obligationen (Vorquartal: 25 Prozent), während sie 17 Prozent an Liquidität (Vorquartal: 18 Prozent) halten; 11 Prozent machen Alternative Anlagen (im Vorquartal: 12 Prozent) aus, und unverändert 6 Prozent entfallen auf Gold und andere Edelmetalle, wie der AVI-Umfrage weiter zu entnehmen ist (vgl. obige Grafik).

Die AVI-Umfrage von Aquila steht allen unabhängigen Vermögensverwaltern offen und lässt sich in fünf Minuten ausfüllen.

• Der nächste AVI erscheint Anfang Januar 2016.

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