Das Geschäft mit Gentests explodiert. Das Marktpotential ist enorm, und Experten überbieten sich mit Prognosen. Trotz aller Euphorie ist aber Vorsicht angezeigt, wie Stefan Blum, Portfolio-Manager bei Belleuve Asset Managment, feststellt.

Von Stefan Blum, er verwaltet für Bellevue Asset Management den BB Adamant Medtech Fonds. Die aktive Anlagestrategie fokussiert sich auf mittel- und grosskapitalisierte Unternehmen im Bereich der Medizinaltechnologie und Diagnostik.

Der Einzug der Gensequenzierung in die klinische Diagnostik lässt die Fantasie vieler Analysten aufblühen: Isaac Ro, Finanzanalyst von Goldman Sachs, gehört noch zu den konservativen Experten. Für die Gensequenzierung und Bluttests, die invasive Gewebebiopsien ersetzen, rechnet er bereits in zehn Jahren mit einem US-Marktpotenzial von 14 Milliarde Dollar. Manche Analysten prognostizieren sogar 20 Milliarden Dollar.

Einschneidende Neuerungen

Trotz aller Euphorie ist Vorsicht angebracht. Die Investitionsrisiken sind genauso gross wie das Marktpotenzial. Die Marktdurchdringung könnte länger dauern als gedacht. Durch die hohen Erwartungen sind Aktien der potenziellen Diagnostikanbieter und Zulieferer bereits hoch bewertet.

Da einschneidende Neuerungen oft mehrere Anläufe bis zum Marktdurchbruch benötigen, ist das Risiko für Enttäuschungen gegeben. Anleger sollten bei der Wahl der Investments daher selektiv vorgehen.

Roche Dx ist (noch) Weltmarktführer

Aus Investorensicht stellt sich die Frage, ob es einen anderen Gewinner geben kann als Illumina. Im Researchbereich hält der US-Konzern einen Marktanteil von mehr als 80 Prozent. Zudem hat Illumina neben der Qualitäts- auch die Kostenführerschaft inne und sitzt damit im Rennen um sequenzierbasierte klinische Diagnostikanwendungen klar in der Pole Position.

Der wichtigste Rivale ist Roche Diagnostics (Roche Dx). Der globale Diagnostik-Marktführer versucht Illuminas Siegeszug zu durchkreuzen. Das Unternehmen hat das Potenzial erkannt und investiert nach der gescheiterten Übernahme von Illumina einen Grossteil des Forschungs-Budgets von rund 1,1 Milliarden Dollar in den Aufbau einer sequenzierbasierten Diagnostik-Geschäftseinheit.

Qiagen – eventuell ein Übernahmekandidat?

Als dritte Macht im Diagnostik-Geschäft gilt Qiagen. Ende 2015 will der Konzern einen eigenen Sequenzierer, GeneReader, für diagnostische Anwendungen vorstellen. Die Komplettlösung soll durch einen hohen Automatisierungsgrad und Benutzerfreundlichkeit glänzen.

Das Technologierisiko, die fehlende kritische Grösse im Gensequenzierbereich sowie ein limitiertes Forschungsbudget sprechen allerdings dagegen. Andererseits wird Qiagen als Übernahmekandidat gesehen, was nicht überrascht, scheinen doch Siemens und Abbott Diagnostics die Entwicklung in der Gensequenzierung zu verschlafen und einen Substanzzufluss in der traditionellen Molekulardiagnostik gebrauchen zu können.

Überproportionales Gewinnwachstum

Das beste Risiko- und Renditeverhältnis versprechen indessen die amerikanischen Diagnostiklabor-Dienstleister LabCorp und Quest Diagnostics. Sie decken mit den Standarddiagnostiktests ihre Fixkosten ab und erwirtschaften mit den komplexen molekularen Tests den Ertrag.

Durch den erwarteten Boom der sequenzierbasierten Diagnostiktests dürften diese Unternehmen ein überproportionales Gewinnwachstum realisieren. Gleichzeitig vermeidet der Investor das Technologierisiko: Die Firmen wählen einfach die beste Lösung zum günstigsten Preis.

Wenig aussichtsreich sind spezialisierte Diagnostiklabor-Dienstleister wie Myriad Genomics, Genomic Health oder Natera, die ihre horrenden Testpreise mit ihren proprietären Datenbanken rechtfertigen.

Es bleibt spannend – auch mit Google

Das Privatunternehmen Adaptive Biotechnologies will die Reaktion des Immunsystems auf Angriffe von Krebszellen überwachen. Ziel ist es, Krebs von einer tödlichen, in eine behandelbare chronische Krankheit zu wandeln. Zunehmend eingesetzt werden Big-Data-Anwendungen – also die Verarbeitung riesiger Datenmengen.

Alphabet, die Muttergesellschaft von Google, investiert seit Jahren in die Gentechnik. Die Verbreitung der Gensequenzierung, die Erhebung von Vitaldaten über tragbare Geräte wie Fitnessbänder oder die iWatch spielt Google in die Hände. Der Konzern versucht aus dem Datenmeer die richtigen Schlüsse über die Auslöser von Krankheiten zu ziehen.

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