Der schillernde Financier Florian Homm wird von der Schweiz per Haftbefehl gesucht – und leistet sich dennoch einen Auftritt nach dem anderen. Was steckt dahinter? finews.ch hat den Deutschen getroffen, der Treiber wie Getriebener ist.

«Wenn ich ein ruhiges Leben wollte, würde ich ‹piano› fahren.» Das sagt Florian Homm, zurückgelehnt in seinem Fauteuil in einer Hotel-Lobby in Frankfurt. Die Zigarre von einst fehlt. Dafür hat er eine Bacardi Cola vor sich. «Aber es gibt einen inneren Zwang, Dinge zu tun», stellt er fest.

Tatsächlich fährt der schillernde deutsche Financier gerade alles andere als «piano». Er brachte ein neues Buch hinaus, verlegt einen weiteren Band, sammelt für Stiftungen und erlebt ein mediales Comeback sondergleichen. Es ist ein Tanz am Rande des Vulkans: Denn die USA haben ihn zur Verhaftung ausgeschrieben, und die Schweiz will ihm Ende 2016 den Prozess machen, wie auch finews.ch berichtete.

Die Vorwürfe der Bundesanwaltschaft gegen Homm und zwei weitere Verdächtigte sind happig: Geldwäscherei, Betrug und Urkundenfälschung.

Vom Erzkapitalist zum Erzchrist

Das Rampenlicht auf der einen Seite, die Drohung langjähriger Haftstrafen auf der anderen: Es ist, als würden sich die Ereignisse vom November 2012 wiederholen.

Damals meldete sich Homm nach jahrelanger Flucht mit einem Buch zurück. Mit «Kopf Geld Jagd», so der Titel, schrieb sich Homm sein Leben von der Seele. Der Erzkapitalist und Hedgefonds-Manager, so gab er der Welt zu verstehen, habe sich zum tiefgläubigen Erzchrist gewandelt. Der PR-Coup gelang. Die deutschen Medien berichteten grossflächig über das «Phantom», das im Jahr 2007 spurlos von der Bildfläche verschwunden war.

Doch das Rampenlicht schützte nicht vor dem Gefängnis. Im Jahr 2014 wurde Homm in Italien auf Grund eines US-Haftbefehls festgenommen und sass dort 15 Monate in Auslieferungshaft. Die infernalischen Bedingungen in italienischer Haft hat er nun in einem weiteren Buch mit dem Titel «225 Jahre Knast: Die Bekehrung eines berüchtigten Finanziers» zu Papier gebracht.

«Geh mit etwas Liebe vor»

Sein Glück damals: Weder die USA, wo Homm bis zu 225 Jahre Haft drohen, noch die schweizerische Bundesanwaltschaft stellten ein Auslieferungsgesuch. «Das erstaunt mich immer noch», so Homm. Letztlich mussten ihn die Italiener von Gesetzes wegen frei lassen.

Den USA und der Schweiz entwischt, spielt Homm bereits wieder ein Spiel mit hohem Einsatz. Auch innerlich. «Ich will ein guter Vater sein, und einer, der gibt und hilft», sagt der Ex-Hedgefonds-Manager, der einst auch bei Schweizer Firmen als «Plattmacher» gefürchtet war. Aber: «Ich schaffe es nicht so richtig, das mitzuteilen, was mich antreibt.»

Im Band «Our Lady's Message Of Mercy To The World», den Homm aktuell in deutscher Sprache verlegen lässt, komme das alles zum Ausdruck. «Wenn ich down bin, dann schlage ich das Buch auf. Es sagt mir: Sei kein Arschloch, geh mit etwas Liebe vor.»

Über eine Million Dollar gespendet

Doch mit der Liebe ist es schnell vorbei, wenn man an seinen guten Absichten zweifelt. In Zusammenhang mit den Ermittlungen ist auch die von Homm gegründete Rennaissance Stifung in Liberia wieder in die Schlagzeilen geraten (Bild unten). Und mit ihr die Zürcher Leodan Bank, die das Werk verwaltet. Ein Umstand, dem Homm sichtlich ärgert.

Renaissance 500

«Ich möchte Ihnen nicht die Nase abbeissen, aber im Knast hätte ich das getan», braust Homm in Gespräch mit finews.ch auf. Fakt sei, dass die Stiftung eine Schule in Liberia unterstütze, auf der schon über 2'000 Kinder ausgebildet worden seien. Er habe deutlich über eine Million Dollar in das Werk gesteckt und dieses werde seit mehreren Jahren von einem Wirtschaftsprüfer revidiert. «Es ist absurd, dort irgendwelche Machenschaften wie etwa Geldwäscherei zu vermuten», poltert Homm.

Der Erlös des neuesten Homm-Buches soll nun einer gewissen MBH-Stiftung zufliessen, wo das Geld, Homm zufolge, MS-Kranken und Flüchtlingen zugute kommt.

Kampf um einen 60-Millionen-Schatz

Um vermutlich viel mehr Geld geht es indes in einer Mission, die er sich für die nächsten Monate gesetzt hat. Er kämpft um die rund 60 Millionen Dollar an Vermögenswerten, welche die schweizerische Bundesanwaltschaft im Zusammenhang mit ihren Ermittlungen bei Schweizer Banken und Stiftungen in Liechtenstein einfrieren liess. Die Schweizer «Sonntagszeitung» sprach diesbezüglich bereits vom «Schatz der Heuschrecke».

Dem Financier zufolge sind dies auch Gelder, die einen Investmentfonds interessieren, der in der Schweiz als Nebenkläger gegen Homm antritt. Vom «Plattmacher» von einst ist kaum zu erwarten, dass er all dem tatenlos zusieht.

Definitiv nicht genug Geld, um zu feiern

«Selbstverständlich macht es auch Sinn, dass wir respektive die wirtschaftlich Berechtigten, diese Gelder gerne deblockiert sehen möchten.» Es sei deshalb «denkbar, dass wir Massnahmen in diese Richtung unternehmen», lässt Homm verlauten.

Ja, er sei sogar dazu gezwungen, sagt Homm, der in Teilzeit als Coach für Lebens- und Finanzberatung bei der deutschen Firma Die Zweite Meinung arbeitet. «Ich brauche dringend eine Krankenversicherung. Zudem schulde ich meinen Anwälten Geld.» Kurz: «Heute habe ich genug zum Leben, aber definitiv nicht genug, um zu feiern.»

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