Im Fonds-Geschäft ist Luxemburg bereits Weltspitze. Nun will das Grossherzogtum auch in Sachen Fintech den Lead in Europa übernehmen. Eine Entwicklung, welche die Schweizer Finanzbranche alarmieren sollte.

Seit gut einem Jahr spriessen Fintech-Hubs in den Metropolen dieser Welt wie Pilze aus dem Boden. Momentan gilt London mit dem Fintech-Inkubatoren wie Level 39 als place to be für Fintechs – auch New York, Singapur oder Berlin etablieren sich immer stärker als Startup-Helfer für Fintechs.

Fintech-Sause in Luxemburg

Nun will sich auch Luxemburg einen Platz in der Weltliga der Fintech-Standorte sichern, und rührt deshalb mit der ganz grossen Kelle an. Heute Dienstag findet etwa in der Luxemburger Handelskammer eine Fintech-Konferenz statt, die das Vorgehen des Grossherzogtums auf den Punkt bringt: Am Event finden nämlich nicht nur Player der lokalen und globalen Fintech-Szene zusammen – sondern auch die hohe Politik.

So nimmt zum Beispiel der luxemburgische Wirtschaftsminister und Vize-Premier Etienne Schneider teil, wie aus dem Programm hervorgeht. 

Mit dabei ist auch der Branchenverband Luxembourg for Finance (LLF). Kürzlich hat deren Geschäftsführer Nicolas Mackel verkündet, Luxemburg baldmöglichst als «House of Fintechs» zu etablieren.

Finanzminister sitzt im Verband

Dabei kann der Lobbyverband auf tatkräftige Unterstützung der Politik zählen. Denn bei LLF handelt es sich um eine 2008 gegründete öffentlich-private Partnerschaft zwischen der Luxemburger Regierung und der Vereinigung der Luxemburger Finanzindustrie (PROFIL).

Präsidiert wird der Verband von niemand geringerem als dem luxemburgischen Finanzminister Pierre Gramegna

Schweiz muss sich warm anziehen

Von so viel politischer Unterstützung kann die Schweizer Fintech-Szene nur träumen. Bislang nahm noch kein hochrangiger Schweizer Politiker, geschweige denn ein Bundesrat, an einen Fintech-Event – und davon gab es bereits einige – als Referent teil. 

Und auch aus Lobbyverbänden halten sich anders als in Luxemburg Regierungsmitglieder der Landesregierung fern. Allerdings wäre eine solche Verbandelung von Regierung und Wirtschaft aufgrund des hiesigen Demokratieverständnisses kaum denkbar. Man stelle sich vor, Bundesrat und Finanzminister Ueli Maurer sässe in der Bankiervereinigung.

Doch mehr Verve von seitens Politik und Wirtschaft täte der Schweizer Fintech-Szene gut und ist auch notwendig – denn die Konkurrenz schläft nicht.

Luxemburg ernst nehmen

Gerade das Pressing Luxemburgs sollte hierzulande nicht unterschätzt werden. Denn das Grossherzogtum weiss, wie man sich als Finanzzentrum etabliert. So ist es Weltmarktführer im grenzüberschreitenden Vertrieb von Investmentfonds. Der Kleinstaat hat damit die Schweiz in Sachen Fondsvertriebs-Standort uneinholbar abgehängt.

Dass die Zeit drängt, hat mittlerweile auch die Finanzmartkaufsicht (Finma) bemerkt. So hat ihr Direktor Mark Branson letzten September einen Masterplan skizziert, wie die Finma der austrebenden Szene unter die Arme zu greifen gedenkt.

Dazu gehört auch die Ermöglichung des so genannten Digital Onboarding – der Identifikation von Kunden über digitale Kanäle. Bis gestern Montag konnten sich die Banken zum entsprechenden Finma-Vorschlag äussern, wie auch finews.ch berichtete. 

Fintech-Initiativen in der Schweiz

Seit Beginn des letzten Jahres haben sich auch zahlreiche Fintech-Hubs in der Schweiz gebildet – alle auf privatwirtschaftlicher Basis. So kündigte zum Beispiel letzten Dezember die Schweizer Börse SIX die Installierung eines Fintech-Accelerators an, nachdem sie im August 2015 den Fintech-Inkubator F10 ins Leben rief. Der Fintech-Beschleuniger der SIX ist der zweite dieser Art nach Fusion in Genf.

 

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